UK: Verstoßen (kommerzielle) Greyhoundrennen gegen ...

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UK: Verstoßen (kommerzielle) Greyhoundrennen gegen ...

Beitrag von Greyhound-Forum »

Verstoßen (kommerzielle A.d.Ü) Greyhoundrennen gegen das Tierschutzgesetz?
verfasst von Clive Ellis, Greyhound Watch, 19. November 2008

Unter Abschnitt (9) des britischen Animal Welfare Acts von 2006 heißt es:
"Eine Person begeht eine Straftat, wenn sie nicht die Schritte unternimmt, die in allen Umständen angemessen sind, um zu gewährleisten, dass die Bedürfnisse, eines Tiers, für das er verantwortlich ist, im Sinne der good practice gewährleistet sind." Und Unterabschnitt (2, e) umfasst insbesondere die Notwendigkeit des Schutzes eines Tiers "vor Schmerz, Leid und Verletzung." Ähnliche Vorschriften gelten in Schottland im Rahmen der Tiergesundheit und des Tierschutz (Scotland) Act 2006, Abschnitt (24), Abs.(3,e).

Das Obenstehende wirft folgende Frage auf:
Verstoßen die Trainer der Renn-Greyhounds gegen das einschlägige Gesetz, wenn sie Hunde auf den Rennbahnen Großbritanniens rennen lassen?

Die Sicherheit des Stadions von Yarmouth ist seit vielen Jahren ein umstrittenes Thema unter Trainern,die die Bahn als "teuflisch" oder aber auch "absolute Spitze" bezeichnen. Eine uneinheitlicher Bodenbelag - vermutet wird, Gründe dafür sind Korngrößenverteilung und Entwässerung - und das innere Geländer werden als Gründe für diee sehr hohe Zahl der Verletzungen und Todesfälle genannt. Die jüngsten Opfer sind Bluestone Lane und Daves Dasher.
Der vorgenannte - ein blauer Greyhound - erlitt am Mittwoch, 22. Oktober eine schwere Fraktur des Hinterbeins und wurde vom Bahnarzt getötet. Er war lediglich 30 Monate alt und der dritte Greyhound, den Miteigentümerin Ms.Cossey durch Verletzungen verloren hat. Den folgenden Montag, 27. Oktober, erlitt Daves Dasher - eine dunklelgestromter Greyhoundrüde im Alter von nur 26 Monaten - eine gravierende Fraktur des rechten Vorderbeins und wurde ebenso getötet.
Der Kommentar des stellvertretenden Managers der Rennbahn, Marcus Westgate zu dem jüngsten Todesfall, war wie üblich pragmatisch: "Es war nur eine von diesen wirklich bedauerlichen Dingen, die in diesem Spiel passieren ."
Nachgefragt, eine Zahl der monatlich aufgrund von Verletzungen getöteten Greyhounds zu nennen, antwortete er: "Vielleicht ein paar, irgend etwas in diese Richtung."
Das Feedback von Trainern deutet jedoch darauf hin, dass die wahre Zahl höher ist.

Am Samstag, den 18. Oktober, waren die Zuschauer im Peterborough Greyhound Stadion die entsetzten Zeugen zweier tödlichen Verletzungen.
Glandore Queen - ein braunweiße Hündin - wurde "brokedown" nach Bruch des Hinterbeins im ersten Rennen des Abends diagnostiziert und Hanoi Son - ein schwarzer Rüde - erlitt bei seinem Einsatz im fünften Rennen einen Bruch des Sprunggelenks.
Der Begriff "brokedown" wird gelegentlich von Rennkomissaren benutzt, wenn ein Greyhound eine potenziell schwere Verletzung erltten hat und in der Folge nicht in der Lage ist, das Rennen zu beenden.
Beide, Glandore Queen und Hanoi Son, wurden durch den Bahnarzt außer Sichtweite der gerade aus Restaurant und Bars zuschauenden Kunden getötet.

Leider kommen Todesfälle wie die angeführte Beispiele auf allen Rennbahnen vor.
Es wird angenommen, dass etwa 1.500 Greyhounds jährlich aufgrund von in Rennen entstandenen Verletzungen getötet werden. Dies ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs, wenn man das Ausmaß der Verletzungen betrachtet.
Im vergangenen Jahr protokollierten die Rennkomissare des Owlerton Stadion (Sheffield) 309 Greyhounds, die entweder lahmten oder einen 'brokedown' erlitten, bei einer Gesamtzahl von 272 betroffenen Hunden. Für 141 dieser Hunde war es ihr letztes Rennen. Die Rennen auf der oben genannte Bahn werden durch den National Greyhound Racing Club (NGRC) überwacht und die Zahl von 309 dort bedeutet etwa 6.900 Verletzungen auf nationaler Ebene, wenn man die Zahl der Rennen in Owlerton zu der Gesamtzahl aller Rennen auf allen NGRC-Bahnen in das Verhältnis setzt.

Nicht alle Verletzungen wurden jedoch von den Rennkommissaren aufgenommen und die oben genannten Zahlen berücksichtigen nicht die vielen stattfindenden Trials.
Darüber hinaus hat Owlerton gemäß Dave Houfton, Ehemann von Trainerin Jane Houfton (eine wichtige Akteurin im Stadion, bei der Sie einen Rennhund für nur £ 200 bekommen), eine gute Sicherheitsbilanz vorzuweisen: "Von allen Bahnen des Lands, ist sie wahrscheinlich.. eine der sichersten und eine, die statistisch bisher viel weniger Verletzungen hervorbrachte. "

Berücksichtigt man die oben genannten Faktoren, ist es wahrscheinlich, dass insgesamt eine fünfstellige Zahl für die auf nationaler Ebene eingetretenen Verletzungen angesetzt werden kann. Diese Zahl schließt nicht die flapping tracks (unabhängige und unregulierte Rennbahnen) mit ein.
Leider können wir nicht präzisere Zahlen bieten. Die Racecourse Promoters Association (RCPA) stellt momentan eine Datenbank der Verletzungen auf NGRC-Rennbahnen zusammen, lehnt aber alle Anträge auf Bereitstellung der Informationen ab.

Der Herausgeber des Greyhound-Star, Floyd Amphlett deutete vor kurzem an, dass Greyhoundrennen kaum unterschiedlich zu "Agility-Training, Fly-Ball oder anderen ausgesuchten Spaßaktivitäten mit Hunden" ist. Herr Amphlett hat viel über Greyhound-Rennen geschrieben, aber nichts so weit hergeholtes.
Keine andere Tätigkeit, unabhängig davon, ob Sport, Arbeit oder anderes, resultiert in der "Zertrümmerung" Tausender Hunde jedes Jahr.

Richard Newell - ein Züchter, Trainer und Besitzer von Rennhunden - ist ein wenig offener in seiner Beobachtung der BAGS (Bookmakers Afternoon Greyhound Service) Rennen: "Erzählen Sie mir nicht, dass die Mehrheit der BAGS-Trainer ihre Insassen als etwas anderes als Nutzvieh ansieht. Ich bezweifle, dass die Mehrzahl der BAGS-Hunde einen täglichen Galopp in einem Feld erhält..., es sind eher 10 Minuten Entleerung zweimal am Tag und eine Fahrt zur lokalen Rennbahn einmal in der Woche, um sich für £ 15 lahm zu laufen und die Taschen eines mitfühlenden Buchmachers vollzumachen. "

Owlerton veranstaltet zwei BAGS-Rennen pro Woche und die Verletzungsrate, als Prozentsatz der gesamten Rennen, war 10,3 im vergangenen Jahr. Im Gegensatz dazu beträgt diese Quote 7,8 bei der gleichen Berechnung (basierend auf den Berichten der Rennkomissare) für die Sitzungen am Samstag Abend.
Die Verletzungsgefahr, unabhängig davon, ob ein BAGS-Rennen oder sonst eines ist jedoch offensichtlich sehr hoch. Dessen sind sich alle, die in den Rennsport involviert sind, nur allzu bewusst. Mr. Houfton spricht positiv über Owlerton, bemerkte aber auch: "Ich fürchte, bei Greyhoundrennen kann das nächste Rennen eines Hundes auch sein letztes sein."

Bei der Prüfung einer Verletzung des Tierschutzgesetzes könnte ein Gericht einen Blick auf die Frage der "good practice" legen, aber das ist nicht der springende Punkt. Eine Rennbahn sollte ordnungsgemäß instand gehalten werden und in einem guten Zustand sein, Hunde müssen Maulkörbe angelegt werden und dürfen nur in fittem Zustand an zu Rennen teilnehmen (obwohl es allgemein bekannt ist, dass viele auch verletzt rennen müssen), aber die "good practice" macht im besten Fall Rennen nur sicherer, sie macht die Rennen nicht sicher.

Die Bahnwölbung (oder ihr Fehlen), Drainage (falls notwendig) und Geländer haben Auswirkungen auf die Sicherheit, aber es ist der Charakter der Greyhoundbahnen - mit schnellen Geraden und engen Kurven - der so viele Situationen schafft und in so vielen Verletzungen und Todesfällen resultiert.
Und sechs konkurrierende Greyhounds zusammen vervielfachen das Risiko, viele Unfälle ereigen sich, wenn die Hunde ineinanderrasen und zusammenprallen.
Ein Trainer mit 30 Jahren Praxis, der, nebenbei bemerkt, von der NGRC zu einer Geldstrafe von £ 600 verurteilt wurde für die Verweigerung, seine Windhunde auf einer Bahn einzusetzen, die er als unsicher einschätzte, glaubt, dass die Verlezungsgefahr nur dadurch permanent deutlich reduziert werden könnte, wenn die Hunde auf einem geraden Kurs konkurrieren.

Der RSPCA Chefermittlerin besteht allerdings darauf, dass Greyhoundrennen in ihrer jetzigen Form nicht in Vestoß gegen das Tierschutzgesetz stattfinden, war aber nicht in der Lage, eine glaubwürdige Erklärung zu liefern, um ihre Sicht (und vermutlich die der Organisation) zu bekräftigen. Unnötig zu sagen, dass RSPCA / SSPCA nicht die Ressourcen haben, um gegen alle 1240 und mehr Trainer, die alleine auf den NGRC-Rennbahnen Hunde rennen lassen, Maßnahmen zu ergreifen.
Defra, die die Rechtsvorschriften ausarbeitet, würde einen Verstoß der beschriebenen Abschnitte nicht bezweifeln, aber ein unabhängiger Rechtsexperte geht davon aus, dass kein Gericht gegen einen Trainer aufgrund der politischen Auswirkungen Partei ergreifen würde.

Quelle:
http://www.dogmagazine.net/archives/129 ... lfare-act/

Erklärungen:
Good Practice: Realisierung punktueller Maßnahmen, die den Erfolg wenigstens in Teilgebieten deutlich verbessern und einen maßvollen Umbau mit dem Verzicht auf das Anstreben einer Spitzenleistung um jeden Preis verbinden.
NGRC: National Greyhound Racing Club: lizensiert, reguliert und kontrolliert die Rennen der 28 'offiziellen' Bahnen in UK
flapping tracks: es gibt 19 unabhängige Rennbahnen in UK, die weder Minimalstandards für Tierschutz noch gültige Codes of practice definiert haben
RCPA: Racecourse Promoters Association: Vereinigung der Rennbahnbesitzer
BAGS: Bookmakers' Afternoon Greyhound Service: von Buchmachern initierte Rennen am Nachmittag ausschließlich um Wetten abzuschließen. Publikum ist in der Regel nicht vorhanden
RSPCA/SSPCA: Royal (Scottish) Society for the Prevention of cruelty against animals: Größte und einflußreichste britische (bzw. schottische) Tierschutzvereinigung.
DEFRA: Department for Environment, Food and Rural Affairs: Umweltbehörde UK
Bild
Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
Oval 5

Re: Verstoßen (kommerzielle) Greyhoundrennen gegen ...

Beitrag von Oval 5 »

Zur "good practice" haben wir einen Thread hier,
damit man sehen kann, was darunter zu versthen ist :-)

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