Groß­ein­satz des bmt ge­gen il­le­ga­len Wel­pen­han­del

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Greyhound-Forum
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Groß­ein­satz des bmt ge­gen il­le­ga­len Wel­pen­han­del

Beitrag von Greyhound-Forum »

Menschen, die Hunde ausbeuten und als reine Ware ansehen gibt es auch hierzulande, in diesem Fall auf einem zugemüllten Hof im Landkreis Osnabrück. Dort nahm der bmt – Bund gegen Missbrauch der Tiere in einer gemeinsamen Aktion mit der Polizei, dem Umweltamt und dem Veterinäramt 70 Hunde in seine Obhut, darunter vier Mütter mit ihren Welpen und eine hoch trächtige Hündin.

Als der Lei­ter des Kas­se­ler Tier­heims Wau-Mau-In­sel und Erste Vor­sit­zende des bmt, Kars­ten Plü­cker, und seine Mit­strei­ter jüngst am Ort des Ge­sche­hens ein­tra­fen, kam ih­nen eine Rho­de­sian Ridge­back-Hün­din mit ei­nem enor­men Ge­säuge als Vor­hut des vier­bei­ni­gen Emp­fangs­ko­mi­tees neu­gie­rig ent­ge­gen. Bei die­sem An­blick wird je­dem schlag­ar­tig klar, worum es bei der Tier­hal­tung ging. Um Pro­fit.

Über Zei­tungs­in­se­rate ge­langte das Paar an die Käu­fer für ihre Wel­pen der Ras­sen Rho­de­sian Ridge­back, Mops und Bor­der Ter­rier. Auch Misch­linge bo­ten der Hun­de­be­sit­zer und seine Le­bens­ge­fähr­tin, die üb­ri­gens be­reits seit ei­ni­gen Jah­ren ein Tier­hal­te­ver­bot hat, zum Kauf an. Preis­lich la­gen die Wel­pen zwi­schen 350 und 660 Euro. Dass die Hun­de­müt­ter ihre Wel­pen in Au­to­wracks, Brun­nen­schäch­ten oder Lehm­kuh­len großzie­hen muss­ten, ahn­ten die zu­künf­ti­gen Be­sit­zer wahr­schein­lich nicht. Ob­wohl der güns­tige Preis Tier­freunde ei­gent­lich stut­zig ma­chen sollte. Ein Rho­de­sian Ridge­back aus ei­ner VDH-Zucht kos­tet näm­lich das Drei­fa­che.

Als die be­sagte Zucht­hün­din und ein paar zu­trau­li­che Hun­de­kol­le­gen den Tier­schüt­zern freund­lich „Hallo“ sag­ten, ahn­ten we­der die Zwei­bei­ner noch die Vier­bei­ner, was an dem Tag so al­les auf sie zu­kam. Nach­dem die Hunde sich meist frei auf dem un­ein­ge­zä­un­ten Areal be­weg­ten, war noch nicht ein­mal klar, wie viele Tiere dort über­haupt leb­ten. Trotz der knap­pen Vor­be­rei­tungs­zeit von nur zwei Ta­gen - also der Zeit­spanne zwi­schen dem An­ruf des Ve­te­rinär­am­tes und dem Ein­satz­tag – stan­den Kars­ten Plü­cker und seine Leute pünkt­lich mit zwei Sprin­tern und so vie­len Trans­port­bo­xen wie nur mög­lich vor dem Grund­s­tück der Wel­pen­händ­ler.

„Nach­dem es eine ge­mein­same Ak­tion war und so­gar das Um­welt­amt wohl we­gen der Au­to­wracks und was da sonst noch al­les her­um­lag, da­bei war, konnte ich auch nicht sa­gen, wir kön­nen an dem Tag nicht. Aber das war für uns ein rie­sen Kraft­akt, weil wir ei­gent­lich keine Zeit hat­ten. Nur ich wusste ge­nau, wenn wir jetzt sa­gen, wir fah­ren da nicht mit hin, las­sen die die Hunde da, weil sie nicht wis­sen, wo­hin mit den vie­len Hun­den. Und wenn die Behör­den nur hin­fah­ren, eine Über­prü­fung ma­chen und dann wie­der weg fah­ren, dann wä­ren die Hunde eine Wo­che spä­ter si­cher alle nicht mehr da ge­we­sen. Die hät­ten die sonst wo an­ge­bun­den oder hin­ge­bracht“, be­rich­tet Kars­ten Plü­cker.

Ins­ge­samt konn­ten die Tier­schüt­zer bei der Ak­tion 70 Hunde mit­neh­men. Vier Hunde, dar­un­ter der Zucht­rüde der Rho­de­sian Ridge­backs und eine Mut­ter von zwei vier Wo­chen al­ten Wel­pen, wa­ren so scheu, dass sie nicht ein­ge­fan­gen wer­den konn­ten. Diese Wel­pen muss­ten die Reise in ein neues Le­ben not­ge­drun­gen ohne ihre Mut­ter­hün­din an­tre­ten. Da der Be­sit­zer laut Kars­ten Plü­cker nicht sehr ko­ope­ra­tiv ist und er selbst an die Hunde auch nicht her­an­käme, ir­ren die Tiere im­mer noch auf dem nicht ein­ge­zä­un­ten Grund­s­tück herum. „Wir müss­ten diese Hunde mit Fal­len ein­fan­gen, nur wenn der Hal­ter die Fal­len na­tür­lich wie­der auf­macht, wenn wir nicht da­bei sind, dann ha­ben wir keine Chance. Das ist un­ser Pro­blem zur Zeit.“

Un­ter den be­schlag­nahm­ten Hun­den wa­ren ne­ben den zu­trau­li­chen Tie­ren auch ei­nige ängst­li­che, die zu­n­ächst um sich schnapp­ten. Diese ha­ben sich in Ob­hut der Tier­heim­mit­ar­bei­ter je­doch recht gut ent­wi­ckelt. Ins­ge­samt ist Kars­ten Plü­cker froh, dass es nun al­len 70 Hun­den gut geht. Le­dig­lich bei ei­ner tra­gen­den Hün­din musste ein Not­kai­ser­schnitt durch­ge­führt wer­den, bei dem sie ihre zwei Wel­pen ver­lor.

Auch wenn nir­gendwo auf dem Grund­s­tück Hun­de­fut­ter zu se­hen war, be­fan­den sich die Tiere in ei­nem re­la­tiv pas­sa­blen Ernäh­rungs­zu­stand. „Sie wa­ren ver­wurmt, ver­floht und ei­nige hat­ten Biss­ver­let­zun­gen so­wie Oh­ren – und Au­gen­ent­zün­dun­gen. So die üb­li­chen Sa­chen bei Ver­nach­läs­si­gung“, er­zählt der Tier­heim­lei­ter. Der Be­sit­zer habe an­ge­ge­ben die Hunde zu „bar­fen“, sprich, ih­nen bio­lo­gisch art­ge­rech­tes ro­hes Fut­ter zu ge­ben. Was ge­fun­den wurde, wa­ren Kis­ten mit to­ten Küken und gam­me­li­gem Ge­müse in ei­nem, in pral­ler Sonne ste­hen­den Auto. Auch an an­de­rer Stelle be­fan­den sich Kis­ten mit al­tem Sa­lat oder Brok­koli. In den Ge­he­gen stießen die Tier­schüt­zer und Be­am­ten auf un­zäh­lige Fe­dern und Kno­chen­reste. Was­ser gab es nur we­nig.

Ab der Si­cher­stel­lung hatte der Be­sit­zer zwei Wo­chen Zeit, das kom­plette Grund­s­tück ein­zu­zäu­nen, für je­des Tier eine ei­gene Schutz­hütte zur Ver­fü­gung zu stel­len und eine art­ge­rechte Ernäh­rung vor­zu­wei­sen. Die Frist wurde dann noch um eine Wo­che ver­län­gert. Im Ge­gen­zug ver­suchte das Paar ei­nige der Hunde wie­der zu be­kom­men, in dem sie wohl be­haup­te­ten, die­ses oder je­nes Tier wäre von ei­nem ih­rer Kin­der oder ei­nem Be­kann­ten. Laut Kars­ten Plü­cker ging es ih­nen da­bei nur um die rein­ras­si­gen Hunde. „Sie ha­ben aber noch kei­nen wie­der be­kom­men und be­kom­men auch kei­nen wie­der. Mitt­ler­weile habe ich auch die Frei­gabe er­hal­ten.“

Die meis­ten der Hunde brach­ten die bmt-Mit­ar­bei­ter im Tier­schutz­hof Kre­ving­hau­sen so­wie im Tier­heim in Kas­sel un­ter. Dar­un­ter wa­ren auch zwei Tage alte Wel­pen. Vier größere Hund ka­men ins Tier­heim Ar­che Noah in Stuhr-Brin­kum. Ein großer Teil der Schütz­linge hat mitt­ler­weile be­reits ein neues Zu­hause ge­fun­den.

Nun bleibt noch zu hof­fen, dass die ver­blie­be­nen Hunde noch ein­ge­fan­gen wer­den kön­nen, da­mit sie eben­falls die Chance auf ein neues Le­ben bei ver­ant­wor­tungs­vol­len Men­schen er­hal­ten. Denn erst dann kön­nen die Tier­schüt­zer um Kars­ten Plü­cker von der Ge­schichte, die im Fe­bruar 2015 mit dem Hin­weis ei­ner Gas­si­ge­he­rin des Tier­heims Kas­sel auf die un­halt­ba­ren Zu­stände der Tier­hal­tung sei­nen An­fang nahm, er­folg­reich ab­schließen.

In­fos un­ter : wau-mau-insel.de , bmt-tierschutz.de
http://www.chico-tierschutz-magazin.de/ ... tellt.html
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Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
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