Erkrankung der Harnwege

rund um die Versorgung bei einer Erkrankung
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Greyhound-Forum
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Erkrankung der Harnwege

Beitrag von Greyhound-Forum »

Blasenerkältungen bei Hunden, Katzen und Kaninchen mit gelegentlichem Freigang haben jetzt Hochkonjunktur!

Das schöne, sonnige Wetter des Altweibersommers lädt nicht nur uns zu einem schönen Sonnenbad ein, sondern auch unsere Stubentiger, Freigänger und Hunde.
Die Luft ist angenehm warm, die Sonnenstrahlen liebkosen die Seele unserer Vierbeiner,die sich rundum wohlfühlen und die letzten wärmenden Strahlen vor dem langen kalten und dunklen Winter einfangen wollen. In der Nacht sinken die Temperaturen erheblich; dies führt zum Auskühlen des Erdbodens. Aber auch das kühle Herbstwetter sorgt für einen kalten Untergrund, der eine Unterkühlung des Unterleibs bei Hunden, Katzen und Kaninchen begünstigt.

Während dieser Jahreszeit verlieren unsere Haustiere gerade ihr Sommerfell, was sie anfälliger macht. Sie verfügen nicht über eine ausreichende Isolierung gegen die Kälte, da sie das Winterfell noch nicht gebildet haben. Die Folge: eine Unterkühlung der Blase, die sich gereizt zeigt. Durch Belecken der äußeren Genitalien kann Speichel oder mit Darmbakterien versetzter Speichel in den Genitaltrakt massiert werden. Dies kann das klinische Bild erheblich verschärfen. Durch die Besiedelung der Harnwege mit coliformen Bakterien können Infektionen entstehen, die im Endstadium zum Nierenversagen führen.

Wie erkennen Sie, dass Ihr Tier eine Blasenentzündung hat?

Die drei wichtigsten Symptome sind zur verbesserten Einprägung grafisch in der Tabelle dargestellt worden.
entzuendung.png
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Sollte Ihr Tier die ersten zwei Symptome aufzeigen, ist ein Tierarztbesuch zur Abklärung unbedingt erforderlich. Zeigt das Tier bereits die Symptome der Abbildung 3., ist umgehend ein tierärztlicher Notdienst zu kontaktieren, den Sie in unserer Notdienstsuche ganz in Ihrer Nähe finden können.



Welches können die Ursachen für dieses Krankheitsbild sein?

Ein wichtiger Grund vor allem in dieser Jahreszeit können Bakterien sein, die von außen über die Harnröhre zur Blase aufsteigen. Durch das Sitzen auf einem kalten Untergrund unterkühlt der Bereich der Blase, da dieser nur durch die dünne Bauchdecke vor der kalten Fläche geschützt wird. Da in diesem Bereich nun die „normale Betriebstemperatur“ sinkt, arbeitet das Abwehrsystem nicht einwandfrei. Dies öffnet Eindringlingen, wie beispielsweise Bakterien, „Tür und Tor“. Für detaillierte Informationen lesen Sie weiter im Medizinlexikon das Kapitel Urologie – Infektion der Harnwege. Vor allem weibliche Tiere können betroffen sein, da die ableitenden Harnwege weiter und die Harnröhrenöffnung größer sind als beim männlichen Tier. Tiere mit einem besonderem Reinlichkeitsverhalten oder einer psychischen Störung, die zum frustbedingten, intensiven Belecken des äußeren Genitaltraktes führen, erkranken häufiger. Mit dem Speichel und der Kapillarwirkung der Harnröhre wird der Speichel förmlich nach innen gezogen.
Durch eine Infektion kann der natürliche pH-Wert des Harns verschoben werden.

Der nun überwiegend saure oder stark alkalische Harn kann zur Bildung von Harnkristallen oder Harnsteinen führen. Diese reizen beim Urinieren die Harnröhre oder verursachen Schmerzen. Durch intensives Putzen des äußeren Genitalbereichs werden weitere Keime eingeschleust, die eine Verschlimmerung des Krankheitsbildes bewirken. Durch Entzündungseiweiß verkleben die kleinen Harnkristalle oder Harnsteine, was zur Verstopfung der Harnwege und zum Erliegen des Harnflusses führen kann. Für detailliertere Informationen lesen Sie im Medizinlexikon das Kapitel Urologie – FLUTD und FUS. weiter.

Kann ich selber eine Diagnose stellen?

Nein, leider nicht, da unterschiedliche Ursachen für das Krankheitsbild verantwortlich sind. Erschwerend kommt das gelegentliche Auftreten einer Kombination von krankmachenden Faktoren hinzu, die für eine unklare Symptomatik verantwortlich sind. Der Laie kann jedoch die Verhaltensauffälligkeiten bewerten und dann einen Tierarzt aufsuchen.
Nottierärzte in Ihrer Nähe finden Sie in unserer Notdienstsuche, unter „Tierärztlicher Notdienst“, jetzt auch als App für das iPhone® und iPad® kostenlos auf Tierklinik.de oder im Applestore verfügbar.
Der Tierarzt/die Tierärztin verfügt über besondere Diagnoseverfahren, wie die Untersuchung des Harns. Für detaillierte Informationen lesen Sie in unserem Medizinlexikon das Kapitel Urologie – Urinuntersuchung. Natürlich können auch Röntgenuntersuchungen und Sonografie weitere wichtige Hinweise liefern. Für mehr Informationen empfiehlt Tierklinik.de das Kapitel Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Stellt sich eine Infektion der Harnwege heraus, kann unser Kapitel Infektionen der Harnwege dem Laien interessante Aspekte zur Ursache, Diagnose und zu therapeutischen Maßnahmen vermitteln.



Die Behandlung

Der Tierarzt/die Tierärztin kann nach der Diagnosestellung eine entsprechende Behandlung anschließen. Diese kann von Verabreichung ausgewählter Antibiotika bis zu diätetischen Maßnahmen reichen.
Eine Behandlung mit Antibiotika sollte immer nach der Bestimmung des Resistenzverhaltens der Keime erfolgen. Die Gabe des Antibiotikums sollte regelmäßig über einen ausreichenden Zeitraum erfolgen. Während der Behandlung mit Antibiotika sollte der Urin erneut untersucht werden, damit eine Erfolgskontrolle der Behandlung erfolgen kann. Abschließend sollte 3 - 4 Wochen nach Beendigung der Antibiotikagabe eine weitere Harnuntersuchung erfolgen, damit die Behandlung als erfolgreich abgeschlossen und der Patient als geheilt aus der Therapie entlassen werden kann.
Harnsteine und Tumore bedürfen im Allgemeinen chirurgischer Maßnahmen, die im Einzelfall mit dem Tierarzt/der Tierärztin erörtert werden müssen.
Erkrankungen durch Harnkristalle, wie beispielsweise bei FLUTD oder FUS, können in einigen Fällen durch diätetische Maßnahmen behandelt oder vermieden werden. Als weiterführende Literatur empfiehlt Tierklinik.de unseren Ratgeber – Ernährung Harnsteine und FLUTD.
Denken Sie bitte daran, dass diese leicht zu übersehende Krankheit fortschreitet, wenn sie keiner rechtzeitigen Behandlung zugeführt wird. Das Resultat ist die Zerstörung der Nieren, was eine Urämie des Tieres nach sich zieht und schließlich zum Tod führt.
Einige Tierärzte setzen sich mit dieser recht brisanten Thematik gezielt auseinander. Spezialisten finden Sie in unserer Rubrik „Tierspezialistensuche“ im Spezialbereich Urologie.
http://www.tierklinik.de/erkrankung-der-harnwege
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Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
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lonja
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Re: Erkrankung der Harnwege

Beitrag von lonja »

Nun, eine Blasenentzündung kann es auch unabhängig vom Wetter geben, einfach immer wenn Keime (aus welchen Gründen auch immer) in die Harnröhre kommen. Das Lecken ist aber ein normales Verhalten, auffällig oft aber ein Zeichen, dass da vielleicht etwas nicht stimmt.
Mein Kater hatte mal eine Blasenentzündung (übrigens als damals noch reine Wohnungskatze), das ist bei Katern scheints extrem gefährlich (hatte ich nicht gewusst)- er konnte kein Pipi mehr machen (sonst keine Symptome)und das staut sich dann....Er hat es dauernd versucht aber nix kam. Man kann es erfühlen wie gross die Blase ist. Man muss aber recht reindrücken und wenn man da so richtig was in der Hand hat dann muss man SOFORT zu Tierarzt- das ist dann ein Notfall!
Ally ist von der Kastration etwas inkontinent- auch das kann eine Blasenentzündung machen weil der Schliessmuskel nicht mehr richtig funktioniert. Im Sommer ist es kein Problem aber sobald es kühler wird muss ich ihr was geben.
Grüsse
Lonja mit Ally
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True Type
Beiträge: 2068
Registriert: Mo 4. Feb 2013, 14:43

Re: Erkrankung der Harnwege

Beitrag von True Type »

... deshalb bei entsprechendem Verdacht IIMER GLEICH eine Urinprobe zum TA mitbringen, auch das
winzigste Tröpfchen ist schon hilfreich! Denn nicht immer ist die Blase voll um etwas zu punktieren oder
auszudrücken und so kann der TA gleich eine bakteriologische Untersuchung einleiten, denn die
Erreger müssen erst angezüchtet und dann auf ihre Antibiotikaempfindlichkeit hin untersucht werden.

Bei Katzen: einfach Frischhaltefolie ins Klo legen - da sammelt sich genug, bei Hunden: Schöpflöffel
drunter und dann ab damit zum TA oder in den Kühlschrank, wenn man nicht gleich los kann.

@Lonja: Warum behandelst Du Deine Ally nicht gegen die kastrationsbedingte Inkontinenz? Es gibt heutzutage viele gut verträgliche Präparate(z.B.Incurin) die genau dem Bedarf angepaßt werden. Denn meist ist anscheinend der Östrogenmangel dran schuld. Genau weiß man das aber nicht. Mal eine BU vom Urin, um andere Ursachen ( latente Bakterien, DM) auzuschließen kann nicht schaden.
Denn nicht nur, daß immer wieder mal tröpfelder Urin irgendwann zu einem echten Geruchsproblem
wird, meiner Erfahrung nach "leiden" ansonsten saubere Hündinnen nämlich wirklich sehr unter diesem
Problem! Zudem kann es die Haut rund um die Vagina zunehmend reizen und wird zum Dauerekzem.
Liebe Grüße
Claudia
immer aktuell auf fb: True Type Whippets
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lonja
Beiträge: 1973
Registriert: Mo 1. Okt 2012, 18:55

Re: Erkrankung der Harnwege

Beitrag von lonja »

Doch ich habe Caniphedrin. Ein halbes reicht schon, eine Weile musste ich auf dreiviertel erhöhen. Im Sommer hab ich es mal weggelassen solange sie nicht Anzeichen hat und hatte sie nicht. Seit ca. 4 Wochen geb ich es ihr wieder weil hat sie wieder geleckt. Ich finde es ist doch ein "happiges" Medikament und mir ist ehrlich gesagt nicht wohl damit. Deswegen mag ich es ihr jetzt nicht einfach blind für den Rest ihres Lebens geben sondern passe es an. Mein TA sagte mir das ist ok so. Ich wäre aber glücklicher mit einer "schonenderen" Arznei.
Grüsse
Lonja mit Ally
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Hölzern
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Registriert: Fr 6. Jan 2012, 15:26

Re: Erkrankung der Harnwege

Beitrag von Hölzern »

Habe grade die Hündin meiner Vermieter mit zu versorgen.
Seit Di.abend hat sie sehr oft und nur tröpfchenweise Urin abgesetzt. Habe sie dann sehr naß gefüttert und ihr Cantharis gegeben. Mi. schien es gut, aber gestern früh war der Urin mit Blut gemischt.
Bin mit ihr zum TA weil mir das nicht mehr geheuer ist. (In Absprache mit meinen Vermietern; sie sagten, die Hündin hat das hin und wieder, wenn sie v.a. seelisch sehr gestresst ist.Auch mit Blut im Urin, was sich aber nach ein paar Tagen wieder geben würde. Mir war das ganze aber "zu heiß", da die Hündin Leish-positiv ist, zu lange ununterbrochen mit Allopurinol behandelt wurde und durch das Allo Nierensteine bekommen hatte.Schlußendlich mußte eine Niere entfernt werden und die verbliebene arbeitet nicht mehr 100%ig). Denkt nicht, meine Vermieter seien unmöglich, das sind sie wirklich nicht!!
Mani bekommt jetzt ein AB obwohl der Urin (habe eine frische Probe mitgenommen gehabt) nicht wirklich viel Anlaß zur Klage gab. Nur, wenn sie wirklich eine Blasenentzündung hätte, die in die verbliebene Niere hochwandert und ich hätte versäumt, sie behandeln zu lassen, DAS hätte ich mir nicht verziehen!! Mani ist erst ca 5 Jahre alt und topfit.....
Katharina mit Nobèl in den Sternen und Enno und April hier bei mir


Glück kann man nicht kaufen, aber Liebe kann man schenken.
True Type
Beiträge: 2068
Registriert: Mo 4. Feb 2013, 14:43

Re: Erkrankung der Harnwege

Beitrag von True Type »

Mit Caniphedrin würde ich auch nicht mehr arbeiten... das wirkt auf die glatte Muskulatur, hat man
auch in den USA als Diätmittel verkauft. So kam es damals auch in die Tiermedizin.
Incurin ist ein Kurzzeit-Östrogen welches nur nach Wirkung, nicht nach Körpergewicht gegeben wird und anders wirkt, eben den Östrogen-Mangel aufhebt. Viele Hündinnen kommen mit einer halben Tabl.
jeden 2. Tag zurecht und ist ein Hormon, das sonst ja auch im Körper vorkommt. Einige "blühen" damit
richtig auf.
Liebe Grüße
Claudia
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