Warum gegen Leishmaniose impfen?
(12.05.2012) Über viele Jahre war die Sandmückenprophylaxe die einzige Möglichkeit der Erkrankung vorzubeugen.
ABER - selbst der Einsatz neuartiger Repellentien hat die Gesamtzahl der Fälle caniner Leishmaniosen nicht reduzieren können. Auch die Zahl humaner Fälle ist nicht rückläufig.
m Bezirk Madrid wurden im Frühjahr 2012 mehr Fälle humaner Leishmaniose registriert als den Jahren zuvor.
Die Gründe für den mangelhaften Erfolg der Leishmanienprophylaxe durch Repellentien sind z.B.: fehlende Besitzercomplience (Nichteinhaltung der Reapplikationsintervalle, falsche Anwendung), Phasen ohne Schutz auf Grund unwirksamer Wirkspiegel an Körperakren (Ohren, Pfoten, Inguinalregion).
Die Impfung bietet nun die Möglichkeit Hunde ganzjährig gegen Leishmanieninfektionen zu schützen, sowie gleichzeitig das Erregerreservoir Hund signifikant zu reduzieren.
Die Impfung der Hunde ist somit das Mittel der Wahl um den Leishmanienload in den Phlebotomenpopulationen und somit auch die Rate von Neuinfektionen des Menschen zu reduzieren.
Warum war/ist die Herstellung einer wirksamen Vakzine gegen Leishmaniose so schwierig?
Leishmanien sind intrazelluläre Parasiten, deren spezielle Anpassung an ihren Wirt darin besteht, dass sie in Zellen des Immunsystems parasitieren und deren Funktion und Zellstoffwechsel zu ihrem Vorteil manipulieren.
Das bewahrt die Leishmanien einerseits vor dem Immunsystem bzw. ermöglicht ihnen eine - gegen Leishmanien wirkungslose - antikörperbasierte Immunantwort zu initiieren die nicht nur wirkungslos - sondern sogar krankmachend ist.
Die Zielzelle der Leishmanien sind die Makrophagen. Makrophagen sind die antigenpräsentierenden Zellen (APCs) deren Aufgabe es ist eingedrungene Krankheitserreger zu phagozytieren und die phagozytierten Antigene für die weiteren Aktionen des Immunsystems aufzubereiten.
Einmal durch den Phlebotomenstich in den Körper eingebracht locken die promastigoten Leishmanien durch ein bestimmtes Chemokin (Leishmania Chemotactic Factor(LCF)) polymorphkernige Granulozyten an.
Die von den Granulozyten phagozytierten Leishmanien nutzen diese Granulozyten als „Trojanische Pferde“ um durch diese in die Makrophagen (= Leishmanienzielzellen) zu gelangen.
Zu diesem Zweck erhöhen die phagozytierten Leishmanien auf chemischem Weg (Hemmung der Caspase- 3- Aktivierung) die Lebensdauer der Granulozyten von ca. 8- 12 Stunden auf ca. das 5-fache.
Das ermöglicht letztendlich die Aufnahme in den Makrophangen, da die Makrophagen erst nach 2-3 Tagen in das Entzündungsgebiet einwandern und die dort anwesenden Garnulozyten phagozytieren.
Um die Aufnahme in die Makrophagen zu fördern lauern die Parasiten nicht nur tatenlos an ihrem Eintrittsort, sondern veranlassen die Granulozyten dazu, die Chemokine MIP-1α / CCL3 und MIP-1ß / CCL4 (macrophage inflammatory protein) auszuschütten, um damit die Makrophagen anzulocken und ihre Phagozytose sicherzustellen.
Durch diese hoch angepasste Strategie haben die Leishmanien 2 Vorteile:
1. Die Aufnahme apoptotischer Zellen (abgestorbene Granulozyten) dämpft die Makrophagenaktivität, wodurch auch keine Abwehrmechanismen gegen den intrazellulären Parasiten aktiviert werden und den Leishmanien das Überleben erleichtern.
2. Intrazellulär in PMN liegende Erreger haben keinen direkten Kontakt zu den Oberflächenrezeptoren der Makrophagen, die somit den Feind innerhalb der apoptotischen Zelle nicht „sehen“. Somit erfolgt keine Aktivierung der Fresszelle und des Immunsystems.
Die „Kunst“ der Leishmanien besteht allerdings nicht nur darin vom Makrophagen aufgenommen und nicht abgetötet und dem Immunsystem präsentiert zu werden, sie lassen sich von den Makrophagen sogar geradezu ernähren indem sie die Arginaseaktivität im Makrophagen steigern und die dadurch entstandenen Polyamide als Nahrungsquelle nutzen.
http://www.vet-magazin.at/firmennews/in ... mpfen.html