Guten Morgen,
vielleicht auf ganz informativ.
Das Verfahren zur Herstellung homöopathischer Medikamente wird als Potenzierung bezeichnet.
Hier kehren die Homöopathen einfach die Physik um. Je weniger drin ist = desto wirksamer. Aha.
Das war bei mir eigentlich der Knackpunkt, einmal tiefer einzusteigen und mich kundig zu machen.
Auf den Fläschchen der Globulis stehen jeweils die Potenzierungen drauf. Aber was bedeutet das eigentlich?
Anbei die Erklärung:
Größenordnungen üblicher homöopathischer Potenzen
• D3 = 1 Gramm Salz gelöst in 1 Liter Wasser
• D4 = 1 Gramm Salz gelöst in einem Eimer Wasser
• D20 = 1 Gramm Salz gelöst im Atlantik
• D23 = kein einziges Molekül Salz mehr in einem Fläschchen
• D27 = 1 Gramm Salz verdünnt in der Menge der ganzen Erdmasse
• C30 = die gebräuchlichste Verdünnung: ein Salzkorn in Zehntausend Milliarden Kugeln, jede so groß wie das gesamte Sonnensystem
Verfahren:
Dabei wird der Wirkstoff, die so genannte Urtinktur, in mehreren Schritten entweder mit einem Lösungsmittel (Alkohol, Alkohol-Wassergemisch mit 43% Alkohol oder destilliertes Wasser) verdünnt und in ritueller Weise gegen einen hart-elastischen Gegenstand (Lederkissen oder ein in Leder eingebundenes Buch) rhythmisch in Richtung Erdmittelpunkt handverschüttelt oder in Milchzucker verrieben. Industriell hergestellte homöopathische Mittel werden ebenfalls durch Verdünnung und automatische "Schüttelschläge" potenziert.
Beim Potenzieren der Homöopathie wird in jedem Schritt ein Zehntel (D-Potenz) oder ein Hundertstel (C-Potenz) der Ursubstanz verwendet und der Rest mit dem Lösungsmittel aufgefüllt. Dann wird der Behälter mit einer vorgeschriebenen Anzahl von Schlägen verschüttelt. Man erreicht durch dieses Verfahren nach 'N' Potenzierungsschritten also ein Verhältnis von Wirkstoff zu Lösungsmittel von 1:10^N für D-Potenzen und 1:100^N für C-Potenzen. Unterschieden wird auch zwischen einer Einglas-Methode nach Korsakoff und der Mehrglasmethode HAB.
Das Potenzieren erfolgt entweder nach den Vorschriften von Samuel Hahnemann aus seinem Buch Organon der Heilkunst oder nach Regeln des Homöopathischen Arzneibuches (HAB), die sich zum Teil unterscheiden.
Als Komplexmittel werden Präparate bezeichnet, die eine Mischung zweier oder mehrerer homöopathischer Einzelmittel verschiedener oder gleicher Potenzierung bzw. Verdünnung sind. Sie werden von Anhängern der klassischen Homöopathie nach Hahnemann nicht anerkannt.
Jenseits der statistischen Nachweisgrenze (Gesetz von Avogadro), also ca. ab C12, ist keine Materie der Ursubstanz oder Lösung mehr in den potenzierten Arzneien enthalten. Solche Arzneien werden deshalb auch als „geisterartig“ oder „dynamisch“
bezeichnet.
Wissenschaftlich betrachtet ist Potenzierung nichts anderes als die stufenweise Verdünnung eines Wirkstoffes, bis (etwa ab C6) nichts mehr im Lösungsmittel vorhanden ist.
Das Kuriose an der Potenzierung ist nun, dass diese Form der Verdünnung mit fest vorgeschriebenen Arbeitsschritten nach Auffassung der Homöopathen zur Verstärkung der Wirkung führen soll, was auch als Dynamisierung oder Dynamisation bezeichnet wird.
Dabei wird jedoch nicht nur die gemeinte Ausgangssubstanz potenziert, sondern auch alle anderen Substanzen die sich im Lösungsmittel befinden.
Die behauptete Wirkungsverstärkung bei fortschreitender Potenzierung (bzw. Verdünnung der Ausgangssubstanz) geht auf eine Weiterentwicklung der Homöopathie durch Hahnemann in den 1820er Jahren zurück.
Er unterstellte hier nun die Freisetzung einer "geistartigen" Arzneiwirkung durch genau vorgeschriebene mechanische Bearbeitungen.
Man erkennt hier deutlich den magischen Einschlag in dem Glaubenssystem der Homöopathie.
Hahnemann glaubte, dass durch Verdünnen plus Verschütteln oder Verreiben die Arzneistoffe in ihrer Wirkung verstärkt würden. Je stärker die Verdünnung, desto stärker die Wirkung. In Hahnemanns homöopathischem Grundlagenwerk “Organon der Heilkunst” kann man nachlesen, wie er zu dieser Auffassung gelangte: Nur erst wenn wir diesen Stahl-Stab dynamisiren, ihn mit einer stumpfen Feile stark nach Einer Richtung hin reiben, wird er zum wahren, thätigen, kräftigen Magnete, kann Eisen und Stahl an sich ziehen und selbst einem andern Stahl-Stabe, durch bloße Berührung, ja selbst sogar in einiger Entfernung gehalten, magnetische Kraft mittheilen, in desto höherem Grade, je mehr man ihn so gerieben hatte; und ebenso entwickelt Reiben der Arznei-Substanz und Schütteln ihrer Auflösung (Dynamisation, Potenzirung) die medicinischen, in ihr verborgen liegenden Kräfte und enthüllt sie mehr und mehr, oder vergeistiget vielmehr die Materie selbst, wenn man so sagen darf.
Hahnemann schreibt weiter zu seiner Dynamisation: "Ungemein wahrscheinlich wird es hierdurch, daß die Materie mittels solcher Dynamisationen (Entwickelungen ihres wahren, innern, arzneilichen Wesens) sich zuletzt gänzlich in ihr individuelles geistartiges Wesen auflöse und daher in ihrem rohen Zustande, eigentlich nur als aus diesem unentwickelten geistartigen Wesen bestehend betrachtet werden könne."
Verdünnungen (Potenzierungen) in der
automatische Potenzierung
• D (1:10) die Decimal-Potenzierung. Bei der D-Potenzierung wird der Arzneistoff pro Potenzierungsschritt im Verhältnis 1:10 verdünnt und durch zehn Schüttelschläge verschüttelt oder mit Lactose verrieben. Wird also 1 Teil der Urtinktur mit 9 Teilen Alkohol verdünnt und durch 10 kräftige Schüttelschläge dynamisiert, erhält man als ersten Potenzgrad, die Dilution D1. Wird die Potenzierung fortgesetzt, so können aus der D1 die folgenden Potenzen D2, D3, D4 und alle höheren Decimalpotenzen angefertigt werden. Diese D-Potenzen werden vorwiegend in deutschsprachigen Ländern verwendet.
• C (1:100) die Centesimal-Potenzierung. Hahnemann hatte sich zunächst für die Centesimalmethode entschieden. Bei jedem Potenzierungsschritt wird 1:100 verdünnt und durch zehn Schüttelschläge verschüttelt oder mit Lactose verrieben. Die damit erzeugten C-Potenzen wandte er vorwiegend im Potenzgrad C30 an. Die erste Potenzierung ist die C1. Dabei wird ein Gewichtsteil mit 99 Teilen Alkohol (= Verdünnungsverhältnis 1:100) verdünnt und durch 10 kräftige Schüttelschläge dynamisiert. Um die Dilution C2 zu erhalten, wird genauso vorgegangen.
• FC (1:100) mit Fluxionsverdünnung (durch Einspritzen).
• K (1:100) die K-Potenzen nach Korsakoff sind Einglasverfahren die häufig bei maschineller Herstellung zu beobachten sind.
• LM (1:50.000) die LM-Potenzierung. Hahnemann entwickelte die LM-Potenzierung, bei dem die Arzneistoffe pro Potenzierungsschritt im Verhältnis 1:50.000 verdünnt und mit jeweils 100 Schüttelschlägen dynamisiert werden. Dabei erfolgt ein Wechsel zwischen fester und flüssiger Arzneiphase, indem für jede Potenzstufe ein Globulus der LM-Vorpotenz in Wasser gelöst, mit Alkohol verdünnt, durch Verschüttelung dynamisiert und mit dieser alkoholischen Lösung ca. 50.000 neue Globuli benetzt werden, die dadurch den nächsten LM-Potenzgrad darstellen. Diese LM-Potenzen werden auch Q-Potenzen oder Hochpotenzen genannt. Hochpotenzen gelten unter Homöopathen als geeignete Mittel bei chronischen Krankheiten.
• Q (1:50.000) Quinquagintamillesimal-Potenzen. Die Q-Potenzen gehen auch auf Hahnemann zurück und sind synonym zu den LM-Potenzen und werden auch Hochpotenzen genannt.
Als Tiefpotenzen werden die Potenzen D1-D6 bzw. C1-C6 bezeichnet.
Quelle
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