Komplexmittel aus Sicht der klassischen Homöopathie
Verfasst: Mi 5. Okt 2011, 14:13
Hallo,
in einem anderen Thread wurden Komplexmittel besprochen und ich würde gerne die Sicht eines klassischen Homöopathen auf die Verschreibung von Komplexmitteln schildern.
Das Thema Komplexmittel wird sehr kontrovers diskutiert, ich möchte deshalb im Rahmen meines Newsletters aus dem Blickwinkel der klassischen Homöopathie meine Meinung äußern und begründen.
Wenn man es genau nimmt – und das tue ich – sind Komplexmittel nicht homöopathisch, weil klassische Homöopathen ausschließlich mit Einzelmitteln arbeiten. Und zwar mit dem Mittel, das dem Patienten entspricht, nicht der Erkrankung. Was bedeutet es, wenn jemand sagt, dass er Schnupfen hat? Dem einen läuft die Nase permanent, dem anderen nur bei Luftzug oder wenn er in ein warmes Zimmer eintritt, der Dritte hat dagegen eine verstopfte Nase, nur morgens. Lassen wir mal die genauen Beschreibungen der Absonderungen beiseite, die müsste man aber auch in Erfahrung bringen. Und natürlich alle weiteren Symptome und Modalitäten (bei Wärme besser/schlechter, braucht Gesellschaft/will lieber alleine sein, ist weinerlich/ärgerlich usw). So wird klar, dass das Mittel, das meinen Schnupfen geheilt hat, beim Nachbarn nicht zwangsläufig helfen wird.
Wenn ich im Repertorium nach Schnupfen suche, kommen 328 Mittel, darunter 22 hochwertig. Natürlich haben manche dieser Mittel mehr Bezug zur Erkrankung als andere, was dann die Auswahl noch etwas weiter einschränkt. Es bleibt trotzdem eine ganze Menge Mittel über, die es zu differenzieren gilt.
Das bedeutet eine Menge Arbeit. Deshalb kam man auf die Idee, eine größere Auswahl von Mitteln zusammenzuwürfeln, nach dem Prinzip: Eins davon wird schon helfen. Der therapeutische Ansatz ist ganz und gar schulmedizinisch. Gegen Schnupfen gebe ich Schnupfikum - undifferenziert, für alle Patienten.
Schön und gut. Aber warum soll ich mich mit mühsamer Differenzierung quälen, wenn’s auch einfacher geht?
Viele Tierhalter können bestätigen, dass sie nach der Gabe von Komplexmitteln eine Wirkung feststellen. Das zweifle ich auch nicht an. Aus Sicht des Homöopathen ergeben sich jedoch bei der Verschreibung von Komplexmitteln folgende Probleme:
- in den Zusammensetzungen finden wir fast immer einige Mittel, die gegeneinander wirken.
Auch wenn sich das richtige Mittel darunter befindet, wird das Komplexmittel nicht wirken können.
- In den Zusammensetzungen befinden sich Mittel, die in die richtige Richtung gehen aber eben nicht ganz richtig sind (also nicht ganz genau meinem Schnupfen entsprechen). Wenn man diese Mittel in häufigen Wiederholungen derselben Potenz gibt (wie das bei Komplexmitteln der Fall ist), kann man eine positive Wirkung oberflächlich feststellen. Dabei ist die Erkrankung nur unterdrückt. Mein Schnupfen ist weg: Ich freue mich riesig. 2 Monate später bekomme ich eine Darmentzündung. Die Erkrankung ist ein Stufe tiefer gewandert, von der Nase in den Darm, von einem vergleichsweise unwichtigen zu einem wichtigeren Organ ... Zunächst sieht man keinen Zusammenhang, es sind ja zwei verschiedene Sachen, die eine hat mir der anderen ja nichts zu tun. Oder doch? In der Praxis sehen wir sehr oft, wie an einer Stelle unterdrückte Erkrankungen ein Schlupfloch suchen, um wieder in Erscheinung zu treten.
- Komplexmittel werden in häufigen Wiederholung einer unveränderten Potenz verabreicht: Dadurch kann es zu einer sog. Arzneimittelprüfung kommen. Der Patient entwickelt Symptome aufgrund der Überdosierung eines oder mehrerer enthaltener Mittel. Der Zusammenhang mit der Komplexmittelgabe wird meistens nicht erkannt, auch hier man nimmt einfach an, dass der Patient jetzt unter einer anderen Krankheit leidet.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass es sich bei Komplexmitteln nicht um eine Therapieform im Sinne der klassischen Homöoapathie handelt. Es ist durchaus möglich, dass man mit Komplexmitteln eine Linderung der Symptome erreicht. Dabei sollten mögliche Unterdrückungen und Arzneimittelprüfungen, die auf die Verabreichung von Komplexmitteln zurückzuführen sind, nicht außer Acht gelassen werden.
in einem anderen Thread wurden Komplexmittel besprochen und ich würde gerne die Sicht eines klassischen Homöopathen auf die Verschreibung von Komplexmitteln schildern.
Das Thema Komplexmittel wird sehr kontrovers diskutiert, ich möchte deshalb im Rahmen meines Newsletters aus dem Blickwinkel der klassischen Homöopathie meine Meinung äußern und begründen.
Wenn man es genau nimmt – und das tue ich – sind Komplexmittel nicht homöopathisch, weil klassische Homöopathen ausschließlich mit Einzelmitteln arbeiten. Und zwar mit dem Mittel, das dem Patienten entspricht, nicht der Erkrankung. Was bedeutet es, wenn jemand sagt, dass er Schnupfen hat? Dem einen läuft die Nase permanent, dem anderen nur bei Luftzug oder wenn er in ein warmes Zimmer eintritt, der Dritte hat dagegen eine verstopfte Nase, nur morgens. Lassen wir mal die genauen Beschreibungen der Absonderungen beiseite, die müsste man aber auch in Erfahrung bringen. Und natürlich alle weiteren Symptome und Modalitäten (bei Wärme besser/schlechter, braucht Gesellschaft/will lieber alleine sein, ist weinerlich/ärgerlich usw). So wird klar, dass das Mittel, das meinen Schnupfen geheilt hat, beim Nachbarn nicht zwangsläufig helfen wird.
Wenn ich im Repertorium nach Schnupfen suche, kommen 328 Mittel, darunter 22 hochwertig. Natürlich haben manche dieser Mittel mehr Bezug zur Erkrankung als andere, was dann die Auswahl noch etwas weiter einschränkt. Es bleibt trotzdem eine ganze Menge Mittel über, die es zu differenzieren gilt.
Das bedeutet eine Menge Arbeit. Deshalb kam man auf die Idee, eine größere Auswahl von Mitteln zusammenzuwürfeln, nach dem Prinzip: Eins davon wird schon helfen. Der therapeutische Ansatz ist ganz und gar schulmedizinisch. Gegen Schnupfen gebe ich Schnupfikum - undifferenziert, für alle Patienten.
Schön und gut. Aber warum soll ich mich mit mühsamer Differenzierung quälen, wenn’s auch einfacher geht?
Viele Tierhalter können bestätigen, dass sie nach der Gabe von Komplexmitteln eine Wirkung feststellen. Das zweifle ich auch nicht an. Aus Sicht des Homöopathen ergeben sich jedoch bei der Verschreibung von Komplexmitteln folgende Probleme:
- in den Zusammensetzungen finden wir fast immer einige Mittel, die gegeneinander wirken.
Auch wenn sich das richtige Mittel darunter befindet, wird das Komplexmittel nicht wirken können.
- In den Zusammensetzungen befinden sich Mittel, die in die richtige Richtung gehen aber eben nicht ganz richtig sind (also nicht ganz genau meinem Schnupfen entsprechen). Wenn man diese Mittel in häufigen Wiederholungen derselben Potenz gibt (wie das bei Komplexmitteln der Fall ist), kann man eine positive Wirkung oberflächlich feststellen. Dabei ist die Erkrankung nur unterdrückt. Mein Schnupfen ist weg: Ich freue mich riesig. 2 Monate später bekomme ich eine Darmentzündung. Die Erkrankung ist ein Stufe tiefer gewandert, von der Nase in den Darm, von einem vergleichsweise unwichtigen zu einem wichtigeren Organ ... Zunächst sieht man keinen Zusammenhang, es sind ja zwei verschiedene Sachen, die eine hat mir der anderen ja nichts zu tun. Oder doch? In der Praxis sehen wir sehr oft, wie an einer Stelle unterdrückte Erkrankungen ein Schlupfloch suchen, um wieder in Erscheinung zu treten.
- Komplexmittel werden in häufigen Wiederholung einer unveränderten Potenz verabreicht: Dadurch kann es zu einer sog. Arzneimittelprüfung kommen. Der Patient entwickelt Symptome aufgrund der Überdosierung eines oder mehrerer enthaltener Mittel. Der Zusammenhang mit der Komplexmittelgabe wird meistens nicht erkannt, auch hier man nimmt einfach an, dass der Patient jetzt unter einer anderen Krankheit leidet.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass es sich bei Komplexmitteln nicht um eine Therapieform im Sinne der klassischen Homöoapathie handelt. Es ist durchaus möglich, dass man mit Komplexmitteln eine Linderung der Symptome erreicht. Dabei sollten mögliche Unterdrückungen und Arzneimittelprüfungen, die auf die Verabreichung von Komplexmitteln zurückzuführen sind, nicht außer Acht gelassen werden.