Lyme-Borreliose: Antibiotika-Pflaster könnte Infektion vorbe
Verfasst: Fr 16. Sep 2011, 23:11
Lyme-Borreliose: Antibiotika-Pflaster könnte Infektion vorbeugen
München – Die lokale Applikation des Antibiotikums Azithromycin kann nach
einem Zeckenstich möglicherweise Borrelien abtöten und damit einer
Lyme-Erkrankung vorbeugen. Dies zeigen tierexperimentelle Befunde im Journal
of Antimicrobial Chemotherapy (2011; doi: 10.1093/jac/dkr371). Vor einer
Anwendung sollten jedoch die Ergebnisse einer laufenden Phase-III-Studie
abgewartet werden.
Die Lyme Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene
Infektionskrankheit in Europa. Die Therapie ist einfach, wenn die Erkrankung
rechtzeitig erkannt wird. Doch die kutanen Manifestationen wie das Erythema
migrans können fehlen und die Allgemeinsymptome wie Fieber,
Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen werden häufig fehlgedeutet.
Eine prophylaktische Therapie nach einem Zeckenstich erfolgt selten, da zur
sicheren Eradikation derzeit eine zwei- bis dreiwöchige Einnahme von
Doxycyclin, Amoxicillin oder Cefuroxim als notwendig erachtet wird.
Ein weiteres wirksames Antibiotikum ist Azithromycin. Es weist nicht nur
eine geringe minimale Hemmkonzentration (MIC) auf. Das Makrolid dringt auch
in die Haut ein. Im Gewebe hat es eine lange Halbwertzeit von 5 Tagen
(gegenüber wenigen Stunden im Serum).
* z4r Studie
<http://jac.oxfordjournals.org/content/e ... 1.full.pdf+
html>
* Pressemitteilung der Universität
<http://www.uni-muenchen.de/aktuelles/ne ... 66-11.html> München
Dies hat Forscher des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie
in Leipzig zur Entwicklung eines Gels veranlasst, das jetzt von einem
Forscherteam Reinhard Straubinger von der LMU-München im Tierversuch
getestet wurde.
Die Ergebnisse sind vielversprechend. Bei den Labortieren, die per
Nadelstich oder über Zecken mit Borrelia burgdorferi sensu stricto
inokuliert wurden, konnte eine Erkrankung zuverlässig verhindert werden. Das
Antibiotika-Gel war selbst dann noch wirksam, wenn es erst drei Tage nach
dem Stich aufgetragen wurde.
Die gute Wirksamkeit auch bei verzögerter Applikation dürfte daran liegen,
dass die Spirochäten sich in der ersten Phase der Erkrankung ausschließlich
in der Haut an der Einstichstelle vermehren. Zum anderen können die Forscher
zeigen, dass die Gewebekonzentration von Azithromycin nach Applikation des
Gels mehr als 3800-fach höher ist als die MIC für Spirochäten.
Die Forscher haben inzwischen mit einer Phase-III-Studie begonnen. Das Gel
wird dabei über ein transparentes, selbst klebendes Pflaster direkt auf die
Stichstelle aufgebracht. Die Forscher hoffen auf eine zuversichtliche
Wirkung und eine geringe Komplikationsrate, die wichtige Voraussetzungen für
den präventiven Einsatz von Medikamenten sind. © rme/aerzteblatt.de