Romantisches Image des Windhundrennens ?

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Romantisches Image des Windhundrennens ?

Beitrag von Greyhound-Forum »

8. Oktober 2009

In einem abstrusen Artikel ('Our Dogs',15. August 2008), beschwört der Redakteur des 'Greyhound Star', Floyd Amphlett, ein romantisches Image des Windhundrennens herauf, das wenig mit der Wirklichkeit zu tun hat. "Man errichtet einen Kennel" schreibt Amphlett, "kauft einen Greyhound, bezahlt für seine Registrierungen, Impfungen und den Rest, bewirbt sich um eine Lizenz, und lässt man den Hund auf der naheliegenden Rennbahn rennen. Es ist ein Hobby, kaum unterschiedlich zu denjenigen der I Leser von 'Our Dogs', die Agility, Flyball, oder andere ausgesuchte lustige Tätigkeiten mit Hunden genießen."
Die offensichtlich sehr fruchtbare Einbildungskraft von Amphlett ist als Redakteur eines Minderheits-'Nachrichten'-Papiers sicher vergeudet.

Das Überleben des Rennens ist zunehmend abhängig von Berufstrainern wie Michael Peterson, und tatsächlich ist das Überleben nach Ansicht des Trainers vom Rennen lasen einer großen Zahl Hunde abhängig. Der Bestand im Kennel von Peterson belief sich unlängst auf 96 Hunde, und er äußerte sich diesbezüglich so:" Wir brauchen so viele, um unsere Rechnungen zu bezahlen. " Peterson, der in Oxford seine Hunde laufen lässt, gibt freimütig zu, dass sich der 'Sport' Windhundrennen in Turbulenzen befindet, und in einer Reihe unverblümter Gespräche gewährte er einen Einblick in die Schwierigkeiten, mit denen sich Trainer bezüglich der Wohlfahrt der Hunde konfrontiert sehen.

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Michael Peterson

Initiiert wurde der Dialog durch einen weiteren Bericht eines ausgesetzt aufgefundenen Greyhounds; dieses mal ein Greyhound, der für den Trainer Peterson rannte und der und von ihm selbst in den Ruhestand geschickt wurde. Der schwarzweiße Rüde namens Chapelane Tom wurde im Juli im Gebiet von Croydon aufgegriffen und in ein Tierheim gebracht. Glücklicherweise fand sich eine Pflegestelle und er hat jetzt eine ungefährdete Zukunft, aber wer der letzte Besitzer von Chapelane Tom war, konnte bislang nicht ermittelt werden. Die Regulierungsbehörde der Industrie hätte eine komplettiertes Formular erhalten sollen, welches über den Verbleib jedes pensionierten Greyhounds Auskunft erstatttet, aber kein solches Formular ging für Chapelane Tom ein. Aus Sicherheitsgründen behält Peterson eine Aufzeichnung seiner Hunde. Leider konnte das fragliche Buch (Pensionierte Greyhounds 2006) nicht gefunden werden. Der Trainer glaubte jedoch, dass Chapelane Tom durch den National Animal Welfare Trust Watford übernommen worden war und war sich sicher, dass er den Hund nicht unabhängig vermittelt hat.

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Chapelane Tom

Lediglich vier Greyhound sind durch die obengenannten Organisation in den letzten Jahren vermittelt worden, und Chapelane Tom war keiner von ihnen.
Die Suche nach dem 2006er Buch werde jedoch weitergehen, wurde jedenfalls der Person, die sich diesbezüglich erkundigte, mitgeteilt.
Peterson trainiert Greyhounds seit sieben Jahren in der Nachfolge seines Vaters, der die Erfahrung von 45 Jahren als Trainer hat. Er ist ein Hauptakteur in Oxford und ein ernsthafter Kandidat für die Trainer-Meisterschaft diesen Jahres, die auf der Zahl von Siegern beruht.
Es mag wie ein glamoröses Leben aussehen, aber Peterson betreibt ein Geschäft, und der Ruhestand von Greyhounds ist ein zusätzliches Abfluß an Mitteln: "Es ist hart, pensionierte Greyhounds unterzubringen. Die Renditen in diesem Sport sind lächerlich gering. Viele Trainer schaffen es gerade ihre Kosten zu decken, um ehrlich zu sein, zähle ich mich dazu. Ich verdiene keine Unmengen Geld, ich habe eine junge Familie und ich habe acht oder neun Hunde, die ein Zuhause benötigen."

Praktische und schließlich auch finanzielle Erwägungen haben eine zunehmende Zahl von Trainern dazu bewogen, die Windhunde unabhängig unterzubringen. Peterson arbeitet mit mehreren Rettungsorganisationen, hält aber seine Optionen offen: "Ich finde es nicht lustig, irgendwo einen Greyhound unterzubringen, Sie verstehen, irgendwo.”
Der Trainer spricht vorteilhaft über Greyhounds 4 U (G4U) - eine Rettungsorganisation, die interessanterweise jährliche Impfungen, herkömmliche Entwurmungsmittel oder Flohbehandlungen ablehnt. Die Hunde von Peterson, die durch G4U verfügbar für die Adoption gemacht werden, laufen bei zeitweise noch. Tragischerweise war das auch der Fall für Aintsheapeach. Die schöne blaugestromte Hündin suchte hatte bereits eine Endstelle seit dem Mai 2009 gesucht, aber sollte den Ruhestand nie genießen können. Am 4. September 2009 wurde Aintsheapeach nach dem Bruch ihres rechten Sprunggelenks in einem BAGS-Rennen in Oxford eingeschläfert.

Auf die Frage, wie viele Hunde in diesem Jahr bei Rennen verloren hat, antwortete Peterson: "Dieses Jahr vermutlich vier." Diese Frage wurde ihm im September gestellt und so, was auch immer die tatsächliche Zahl gewesen sein mag, könnén wir annehmen, dass es am Ende des Jahres noch mehr sein werden.
Aintsheapeach war eine von erstaunlichen 129 Hunden, die unter Peterson in 2008 auf lizenzierten Rennbahnen gelaufen sind. 69 Windhunde beendeten während desselben Jahres ihre Rennkarriere unter Peterson, von diesen wurden 31 nicht erneut (unter einem anderen Trainer) registriert. Nur sechs von diesen 32 Greyhounds sind auf greyhound-data.com entweder als verfügbar für die Adoption oder als adoptiert verzeichnet.

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Aintsheapeach - Ruhe In Frieden

Die oben genannte Zahl beleuchtet ein Verschieben von Greyhounds, die viele außerhalb des Rennbusiness überrascht. Murtz Keano rannte in Irland, bevor er auf lizenzierten britischen Bahnen unter den Trainern S A Cahill, E Hall und M Daniels rannte. Der angesprochene Greyhound rannte danach gerade vier Rennen in Oxford unter Peterson und läuft jetzt in Dänemark.
im Moment wird ein neuer Rennbesitzer für die schwarze Hündin Reisk Ruby gesucht. Dieser Hund von Peterson, geboren im Juli 2007, wird zum Verkauf angeboten "aufgrund neu angekommener Lieferungbestände". Dieser Fachbegriff, der verwendet wird, ist natürlich für einen 'Sport' sehr angemessen, in dem der Windhund lediglich eine Ware - im wesentlichen ein Wettmedium - darstellt und der die Tiere offiziell in 'Einheiten' registriert. Ruby ist für die relativ bescheidene Summe von 800 £ (oder bestes Gebot) zu haben.

Die finanzellen Schwierigkeiten, denen sich Trainer ausgesetzt sehen, verschlimmern sich zusätzlich aufgrund von 'schwer fassbaren' Eigentümern, wie Peterson erklärt: "Sagen wir mal, ein Eigentümer gerät aus irgendeinem Grund in finanzielle Schwierigkeiten oder kann seine Kennelkosten nicht mehr leisten, man kann den Eigentümer dann auf einmal nicht mehr erreichen und plötzlich hat man drei oder vier Hunde, die einem durch so was aufgehalst werden. Und um ehrlich zu sein, das passiert in 90% der Fälle ." Und dies ist für Peterson ein nicht zu unterschätzendes Problem: "Ich habe einen Eigentümer, der in die Nähe von Newcastle gezogen ist und dem ich nicht habhaft werden kann. Er schuldet mir letztlich fast 3.500 Pfund, das ist in diesem Sport eine Menge Geld … er hat einen Hund hier, sie ist vier Jahre alt, OK, … sie wird wahrscheinlich noch ungefähr drei bis sechs Monate rennen und dann habe ich im Grunde genommen wieder eine mir aufgehalste Hündin. Mir wurde die Hündin aufgehalst, weil ich ihn nicht erwischen kann."
Die Finanzen von Peterson wurden dieses Jahr zusätzlich dadurch belastet, nachdem ihm in einer Sitzung des Disziplinarkomitees am 14. April 2009 ein Verstoß gegen die Regeln 174 und 217 nachgewiesen wurde und er mit 600 £ bestraft wurde. Das Urteil bezog sich auf eine Urinprobe des Greyhounds Arco Grace, in der Procaine gefunden wurde, ein Rauschgift, dass die Leistung eines Hunds verändern kann und/oder dessen Gesundheit.
Arco Grace konnte zeitweise über G4U adoptiert werden, befindet sich momentan aber beim Oxford Retired Greyhound Trust, der den Hund am 6. Oktober aus Petersons Kennel aufnahm. Eine Sprecher dieses Vereins berichtete über den Windhund: "Es ist das (gesundheitlich betrachtet) schlechteste Weibchen, das wir jemals aus einem Stadion geholt haben, und aufgrund dieser Tatsache sollte er (Peterson) dem RSPCA angezeigt werden."


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Arco Grace

Das alles zusammen ergibt einen großen Unterschied zu dem von Amphlett romantischen verklärten Image. Peterson beschreibt das Renngeschäft als ein "sehr hartes Geschäft, besonders im Moment unter dem gegenwärtigen Finanzklima." Und er ergänzt: "Der Sport selbst ist im Aufruhr, ín absolutem Aufruhr."
Seit 1926 wurden insgesamt 111 Rennbahnen unter dem jetzt obsoletem National Greyhound Racing Club lizenziert. Unter dem kürzlich errichteten Greyhound Board of Great Britain sind es nur noch 27. Die Industrie zerbröckelt und Peterson lässt auf vier Bahnen rennen, deren Zukunft unsicher erscheint: "Rennbahnen wie Coventry; wie sie überleben sollen, weiß ich momentan nicht. Über Hove hängt das Damokleschwert seit zwei Jahren. Portsmouth, denke ich, hat wahrscheinlich noch maximal ein Jahr, bevor es zumacht … Wimbledon ist ein ähnlicher Fall, diese Bahn ist schon seit Jahren in der Diskussion."

Aus einer Wohlfahrtsperspektive, insbesonder auf lange Sicht gesehen, ist die Aufgabe einer jeden Bahn natürlich eine gute Nachricht. Es ist wahr, dass die Industrie auf die Empörung einer zunehmenden Zahl von Leuten bezüglich der Behandlung von Greyhounds reagiert, aber es wäre naiv zu denken, dass irgendwelche Wohlfahrtsinitiativen nicht in erster Linie vom Wunsch getrieben werden, das Renngeschäft zu bewahren.
Viele Leser könnten ein Problem mit Peterson haben. Viele dürften besorgt sein über die Zahl von Greyhounds, die der Trainer durch Verletzungen verloren hat oder angesichts der 25 Hunde, die nicht auf Greyhound Data als entweder für die Adoption verfügbar oder adoptiert aufgeführt sind. Die größte Beunruhigung sollte jedoch die Tatsache auslösen, dass in der Welt des Windhundrennens Peterson einer der "good guys" ist.
Einfach gesagt sind die humane Behandlung von Greyhounds und kommerzielle Greyhoundrennen miteinander unvereinbar, und dies wird sich nicht ändern.
Und falls Sie sich fragen, das 2006er Buch von Peterson ist nicht mehr aufgetaucht.

Originaltext unter http://www.greytexploitations.com/greyh ... k-arriving
Übersetzt von Dominic!
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Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
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