Die Magendrehung

rund um die Versorgung bei einer Erkrankung
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filou007de
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Die Magendrehung

Beitrag von filou007de »

http://www.helfe4pfoten.de/tipps/Magendrehung.htm

*Zuallererst: Die einzige Chance, die ein Hund bei Magendrehung hat, ist
sofortige und sachkundige tierärztliche Behandlung, in der Regel ein
chirurgischer Eingriff. Die Zeit, die bis zur Behandlung vergeht, spielt die
wirklich entscheidende Rolle.
Also: Sobald Sie diese Seite zu Ende gelesen haben, sollten Sie folgende
Fragen abklären:*

Welches ist *die nächstgelegene Tierklinik*, die ich im "Notfall
Magendrehung" mit meinem Hund aufsuchen kann?
Hat diese Klinik siebenmal die Woche und 24 Stunden am Tag Dienst?
Ist man dort auf derartige Notfälle eingerichtet?
Haben die Tierärzte dort entsprechende Ausbildung und Erfahrung?
Wissen sie auch Bescheid über die unabdingbare Nachsorge (48 Stunden nach
der OP Ernährung ausschließlich über Infusion, Kontrolle von Herzfunktion
und Sauerstoffversorgung, 10 Tage langsam aufbauende Diät)?

Wenn Sie das alles beantwortet haben, schauen Sie sich den *Weg zur
Klinik*an, fahren Sie die Strecke notfalls auch mal ab - so dass Sie
die Tierklinik
auch in der größten Aufregung sofort und mühelos finden können!
Nicht wenige Hunde haben eine Magendrehung nur deshalb nicht überlebt, weil
man zuerst zum falschen Tierarzt gefahren ist, der einen dann weiterschickt,
weil er entweder keinen Dienst hat oder sich eine derartige Operation nicht
zutraut. Dabei vertun Sie wertvolle Zeit, die Sie in dieser Situation
einfach nicht haben!
*Die verhängnisvollsten Fehlinformationen sind:*

1. Magendrehung kann nur bei vollem Magen passieren - *falsch! Auch ein
(fast) leerer Magen kann aufgasen.*

2. Der Magen verdreht sich nur, wenn der Hund nach dem Fressen rumspringt -
*falsch! Oft gast der Magen auf und verdreht sich erst dann, weil er im
Abdomen mehr Platz braucht.*

3. Nur ganz große Hunde können eine Magendrehung haben - *falsch! Es
betrifft oft auch mittelgroße, vor allem tiefbrüstige Hunde (z.B. Deutsch
Kurzhaar).*

4. Langes Einweichen des Futters verhindert Magendrehung - *ganz falsch! Auf
lange eingeweichtem Futter können sich Bakterien bilden, die dann zur
Gasbildung im Magen führen.*

5. Magendrehung erkennt man am stark aufgetriebenen Leib -* falsch! Es hat
schon Magendrehungen gegeben, bei denen die Aufgasung über längere Zeit kaum
erkennbar war.*

*6. *Nach überstandener Magendrehung-OP ist der Hund wieder völlig
hergestellt *- falsch! Ebenso wichtig wie eine gelungene Operation ist die
Schonung des Magens und Verdauungstrakts über mindestens 10 Tage. In dieser
Zeit braucht der Magen Schonung und langsamen Aufbau. Wenn Ihre Klinik das
nicht weiß, gehen Sie sofort woanders hin!!!*

*Auslöser* können sein:

1. Stress
2. Stress
3. Stress (ist wirklich die häufigste Ursache!)
4. Gastritis oder sonstige Irritation des Magens
5. Bewegung nach dem Fressen
6. tief gestellter Futternapf
7. zu große Futtermengen auf einmal
8. schlechtes/verdorbenes/zu lange eingeweichtes Futter bzw. frisches Brot
9. herabgesetzte Magenmotorik
10. Hemmung der Magenentleerung durch Darmträgheit oder z.B. Medikamente
11. stumpfe Verletzung des Bauches
12. Verletzung der Wirbelsäule oder Einklemmung von Nerven
13. chirurgische Eingriffe und Rekonvaleszenz

*Symptome:* Unruhe, Hecheln, Speicheln, Würgen, erfolgloser Versuch zu
Erbrechen, Aufblähung, Atemnot, Herzrasen, schwacher Puls, blasse
Schleimhäute

*Symptome und Verlauf sind aber oft untypisch*, u.U. sind also nur einzelne
der Symptome feststellbar! Eine Magendrehung hier im Tierheim z. B. äußerte
sich nur über zweimaliges Würgen und Durchstrecken des Leibes, die Aufgasung
war kaum bemerkbar, der Bauch war auch nicht trommelhart!

Tod tritt ein durch Kreislaufzusammenbruch (der Magen drückt auf Zwerchfell,
Lunge und die Bauchvene, wodurch auch die Organe nicht mehr versorgt
werden). Der Hund kann aber auch noch nach erfolgreicher Operation sterben,
z.B. wenn der Kreislauf nicht mehr mitmacht oder das Gewebe des Magens wegen
zu langer Mangeldurchblutung abgestorben ist oder sich die Magenschleimhaut
abgelöst hat.
Also: Wenn Sie auch nur den Verdacht haben, es könnte sich um eine
Magendrehung handeln, *reagieren Sie sofort!* Rufen Sie die Tierklinik an
und informieren Sie sie, dass Sie mit einer möglichen Magendrehung unterwegs
sind, man soll dort schon alles vorbereiten. Keine sonstige Verpflichtung
kann so wichtig sein, dass Sie diese erst noch absagen müssten, ehe Sie sich
auf den Weg zur Tierklinik machen.

*Jede Minute zählt!!!*
Liebe Grüße

Annette und die Chaostruppe


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Re: Die Magendrehung

Beitrag von Greyhound-Forum »

Neben der Greysperre gehört die Magendrehung zu dem Schocker schlechthin und vor dem ich am meisten Angst habe.

Was ich von einer Tierklinik noch am Tipp mitbekommen hab;

Die Tagesration an Futter auf mehrere Mahlzeiten am Tag verteilen. Denn; viel im Napf, bedeutet erhöhtes Gewicht im Magen.
Der Magen ist auf beiden Seiten an "Bändern" aufgehängt. Bei einer ständigen Überbelastung des Magens können diese Bänder ausleiern, sprich sich dehnen.
Dadurch hängt der Magen nicht mehr so stramm im Bauchraum. Und bei Bewegung oder Unregelmäßigkeit kann der Magen daraufhin leichter in Schräglage geraten.

Durch die Verteilung der Tagesration auf mehrere Mahlzeiten werden die Magenbänder nicht so strapaziert.
Bild
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Oval 5

Re: Die Magendrehung

Beitrag von Oval 5 »

Es gibt da übrigens auch die gegenteilige Theorie.
Es konnte eine Stärkung dieser Bänder wohl nachgewiesen werden bei Hunden,
die nicht jeden Tag mit immer gleich großen Menngen Futter versorgt wurden,
sondern alle etwa 2 Tage gefüttert werden, da dann aber wirklich so viel bekommen,
wie sie wollen - das heißt soviel sie rein bringen.
Ich habe mich nicht tiefer auf das Thema eingelassen, weil ich hier nicht so füttern
möchte und habe deshalb leider auch verpaßt, die entsprechenden Lins zu speichern.
Vielleicht weiß das hier jemand, wo das geschrieben steht.

Bei mir gab es diesen Horror Magendrehung glücklicherweise noch nicht. Hoffe
natürlich, das bleibt so.
Ich füttere nach dem ersten Spaziergang nach dem Aufstehen eine kleine Portion, die
große Portion dann abends. Da ist dann danach auch Ruhe für wirklich sehr viele Stunden.
Also im Grunde so, wie greycie das oben beschrieben hat: Auf mehrere Mahlzeiten täglich
verteilt ...

(Tippfehler nachträglich korrigiert)
Zuletzt geändert von Oval 5 am Di 30. Aug 2011, 15:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Magendrehung

Beitrag von Greyhound-Forum »

Ich denke, das ist auch das, was das Thema so undurchsichtig macht.
Da es sehr viele Ratschläge dazu gibt und nicht wirklich viele können wissenschaftlich belegt werden.

Oben wird erwähnt, dass tiefergestellte Näpfe eine MD auslösen können - ich habe genau das Gegenteil gehört.
Durch den höher stehende Napf könnte schneller geschlungen und dadurch mehr Luft in den Magen gelangen.

Daher gibt es, denke ich, keine wirklichen Vorkehrungen, an die man sich halten kann, um diese MD generell auszuschließen.

Erwähnen sollte man vielleicht auch; viele Magendrehungen passieren in den Abendsstunden (aber eben nicht nur ...).

Ich füttere aus Näpfen, die auf halber Höhe stehen, nicht zu tief unten, nicht auf Kopfhöhe.
Meine bekommen 3x am Tag. Morgens eine kleinere Portion, mittags eine Größere und Abends noch mal eine kleinere mit Schmackies drin. Also immer was anderes noch mit dazu zum normalen Futter.
3-4x die Woche noch was zum Nagen für die Abendstunden.

Bisher sind wir auch von einer MD verschont geblieben. Jedoch kenne ich jemand, dessen Galgo im Frühjahr eine hatte. Der Magen wurde an der Bauchwand fixiert. Sie hatte einige Wochen Leinenzwang. Geht ihr mittlerweile aber soweit wieder ganz gut.
Bild
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Re: Die Magendrehung

Beitrag von Greyhound-Forum »

Hier noch was zur Magendrehung: Ist allerdings aus 2004! Also keine neuen Erkenntnisse!
Ergebnis der Magendrehungsstudie

Ernährungsbedingte Risikofaktoren für Magendrehung: Eine Zusammenfassung der fortlaufenden Langzeitstudie der Purdue University in West Lafayette, Indiana (USA), die über fünf Jahre lief. Das Fazit könnte bei den Haltern gefährdeter Hundetypen zum Umdenken bei manchen Fütterungsgewohnheiten führen.

Veröffentlicht im Journal of the American Animal Hospital Association, Ende 2004.
Übersetzt von Gitta Vaughn

Untersucht wurden die Hypothesen, ob die Fütterung von kommerziellem Trockenfutter das Risiko für Magendrehung erhöht, eine grössere Menge Futter pro Mahlzeit und ein erhöhter Kohlenhydratanteil im Futter das Risiko ebenfalls erhöhen.

Die Hunde wurden eingeordnet nach grosser oder geringer Menge an Futter, basierend auf der durchschnittlichen Anzahl an Tassen Futter pro kg Körpergewicht pro Mahlzeit.

Eine grössere Menge pro Mahlzeit verdoppelt das Risiko - unabhängig von der Anzahl Mahlzeiten pro Tag. Für Gross- und Riesenrassen ist das Risiko für die Hunde am höchsten, die eine grosse Menge Futter einmal pro Tag erhalten. Am allerhöchsten ist hier das Risiko für die Riesenrassen. Hier steigt das Risiko auf das Dreifache an.

Die Ergebnisse bestätigen die Richtigkeit des Rates, statt einer grossen Mahlzeit zwei oder drei kleinere Mahlzeiten pro Tag zu füttern, um einer Magendrehung vorzubeugen.

Die Mägen von gesunden Hunden, die eine Trockenfuttermahlzeit pro Tag über mindestens einem Jahr erhielten, waren grösser als die Mägen von gesunden Hunden, die drei Trockenfuttermahlzeiten täglich erhielten, und sie waren auch grösser als die Mägen von Hunden, die Fleisch- und Knochen-Rationen ein- bis dreimal täglich erhielten.

In der Autopsie, zwei Stunden nach der Fütterung, zeigte sich, dass die Mägen von Hunden, die Trockenfutter erhalten hatten, deutlich mehr Futterreste aufwiesen als die anderen Gruppen. Hunde, die Trockenfutter erhielten, hatten auch das höchste Magengewicht - als Prozentgewicht im Vergleich zum Körpergewicht im Vergleich mit den anderen Gruppen. Hunde, die Fleisch- und Knochen-Rationen erhielten, hatten das geringste Magengewicht.

Es scheint, dass eine grosse Mahlzeit täglich den Magen erweitert und erschwert, was sich im Laufe der Zeit dehnend auf die Bänder auswirkt. Diese Bänder wurden bei Hunden mit Magendrehung als deutlich länger beschrieben, im Vergleich zu gesunden Hunden.

Die Frage, ob kommerziell hergestelltes Trockenfutter eine Rolle beim Entstehen der Magendrehung spielt, konnte in dieser Studie nicht eindeutig beantwortet werden. Diese Fragestellung erfordert einen anderen Studienaufbau. Es konnte kein Zusammenhang gefunden werden zwischen erhöhter Kohlenhydrataufnahme und Magendrehung.

Untergewichtige Hunde, die im ersten Lebensjahr eine schwere oder chronische Krankheit erlitten, weisen ein deutlich höheres Risiko auf. Es kann jedoch nicht belegt werden, ob dies als Ursache zu sehen ist, oder ob es eine andere Grundursache für diese Erkrankung gibt, die dann schliesslich zur Magendrehung führt.

Zwei kleinere Purdue-Studien von 1998 sind in diesem Zusammanhang auch ziemlich bemerkenswert und sollten daher in Erinnerung gerufen werden: Die Zugabe von Tischresten ins Futter wirkt stark mindernd auf das Risiko einer Magendrehung. Auch Dosenfutter senkt das Risiko, aber nicht so stark wie Tischreste.

Eine weitere Erkenntnis: Hunde die nur eine einzige Futtersorte bekommen, tragen ein höheres Risiko. Eine epidemiologische Studie an Irischen Settern fand, dass Hunde, die nur eine einzige Futterart erhielten, ein dreifach höheres Risiko für Magendrehung hatten als eine Gruppe Irischer Setter, die eine Mischung verschiedener Futterarten erhielten (Elwood CW: Risk factors for gastric dilatation for Irish setter dogs. J. Small Anim Pract 1998).

Die Zugabe von Tischresten in die Nahrung von Gross- und Riesenrassen wurde mit einem 59 % verringertem Risiko für Magendrehung in Zusammenhang gebracht, die Zugabe von Dosenfutter mit einem um 28 % verringerten Risiko (Glickman LT, Glickman NW, Schellenberg NW: Multiple risk factors for the gastric dilatation-volvulus syndrome in dogs: a practitioner/owner case-control study. J Am Anim Hosp Assoc 1997).

Andere bzw. frühere Erkenntnisse der Studie sind hier nachzulesen.

Darunter diese:

Magendrehung ist in den USA die zweithäufigste Todesursache nach Krebs. In den Jahren 1964 - 1994 wurde ein Zunahme um 1500 Prozent registriert, die Gründe hierfür sind noch unbekannt. Ausgegangen wird jedoch von Umweltursachen wie zum Beispiel veränderte Fertigfutterherstellung, veränderte Herstellung und/oder Verwendung von Impfstoffen etc. Zucht und Beliebtheit bestimmter Rassen lassen diese extreme Zunahme nicht erklären.

Einen traurigen Spitzenplatz nehmen die Deutschen Doggen ein. Über 50 Prozent von ihnen werden höchstwahrscheinlich an Magendrehung erkranken und nahezu ein Viertel der betroffenen Hunde werden die Erkrankung nicht überleben.
Kommentar der Redaktion:

Das Fazit ist für viele Halter vielleicht nicht neu, aber durch diese Langzeitstudie knochentrocken belegt: Frischfleisch- und -knochen-Fütterung belastet den Magen weniger als Trockenfutter, täglich nur einmal mit grossen Mengen gefütterte Hunde und sehr grosse Hundetypen sind magendrehungs-gefährdeter als kleinere.

Vorsicht jedoch vor vorschnellen Urteilen der Rohfleischfütterer, denn die exakte Begründung der Studienleitung besagt nicht, dass Magendrehung nur durch Trockenfutter gefördert wird oder anders herum, dass eine genetische Disposition (Erblichkeit) auch bei rohfleisch- gefütterten Hunden auszuschliessen ist. An der grundsätzlichen Erkenntnis ändert dies jedoch freilich nichts.

Und noch eine Erkenntnis, gerade bei der "Erinnerung", dies ist aber manchen vernünftigen Hundehaltern nicht neu: Nicht alles, was früher gefüttert wurde, war automatisch schlecht, diesen Eindruck kann man bei manchen Laiendiskussionen im Internet aber bekommen. Ich wage den Ausdruck, dass manche Hysterie auf geistigem Durchfall beruht und wenig Nahrhaftes dran ist, was den fundamentalistischen Anspruch und so manche Hypothesen an "gesunde" Ernährung betrifft. Da ist das Thema Magendrehung ein hypochondrisch-menschliches.

Weitere Informationen, sofern zugänglich: http://www.purdue.edu
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Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
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Lara
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Re: Die Magendrehung

Beitrag von Lara »

Auch wenn die Studie ein paar Jahre auf dem Buckel hat, bestätigt sie mich.
Niemals eine reine Trofu-Fütterung, rein mit den Essensresten, 2x täglich Fressi! "up_2"
Viele Grüsse
von Tina und der wilden Horde "herz"

Bild

Die Seele eines Windhundes will laufen.
(altes Sprichwort)
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