Kritik an der Homöopathie

alles außerhalb der klassischen Schulmedizin
Samira

Re: Kritik an der Homöopathie

Beitrag von Samira »

"maedels"

Guten Morgen, eigentlich hatte ich gehofft, dass eine sachliche Argumentation möglich sei.
Nein, ich arbeite nicht als Pharmalobbyistin. Weder privat noch beruflich habe ich irgendetwas mit dem Gesundheitssektor zu tun.
(Ich arbeite in einem super Softwarehaus, wir machen in ZM, PEP, BDE, Fabrikorganisation und so was, nix Pillen)
Ich besitze nur "meinung6"! Und ich bin besorgt.

Ich lese ganz gern in Blogs (auch wissenschaftlichen) und heute morgen beim ersten Kaffee habe ich dieses hier entdeckt, besser könnt’ ich’s nicht sagen:

Noch vor zweihundert Jahren wurde jeder, der die Existenz Gottes leugnete, als abgedrehter Spinner bezeichnet. Inzwischen halten 54 Prozent der Deutschen Gott für einen tschechischen Schlagersänger.

Gleichzeitig flüchten sich viele in Ersatzreligionen. Sinnsuchende Akademiker lassen sich von Kinesiologen ihre Energieströme ordnen oder informieren sich vor einem Hauskauf beim Feng-Shui-Experten über schädliche Wasseradern. Die Bereitschaft, offensichtlichen Unsinn zu glauben, ist – so scheint es – grenzenlos. Neulich erzählte mir meine Bekannte Gudrun: „Du, ich hatte mal einen Freund, der konnte in die Zukunft blicken. Aber er hat mich leider verlassen – zwei Wochen bevor wir uns kennen gelernt haben…“

Das Prinzip der Hochverdünnung wirkt
Überall wird gependelt, gespürt und harmonisiert, auf Chakra komm’ raus. Und die Alternativmediziner sind die neuen Gurus des deutschen Bildungsbürgertums. So fand ein Heilpraktiker in München mit seiner Wünschelrute heraus, dass Gudrun Wasser in den Beinen hat.
Auch der alte Spruch „von nix kommt nix“ gilt nicht mehr. Homöopathen arbeiten mit dem Prinzip der Hochverdünnung: Je dünner die Beweise für die Wirksamkeit, desto populärer wird sie. In dem Präparat Belladonna D30 wird die Ausgangssubstanz durch ein Lösungsmittel wie Alkohol oder Milchzucker dreißigmal hintereinander verdünnt. Und zwar – James Bond lässt grüßen – nicht durch Rühren, sondern durch Schütteln.

Das ist, als ob man in Frankfurt einen Autoschlüssel in den Main wirft und dann in Würzburg versucht, mit dem Mainwasser das Fahrzeug zu starten. Denn ab der vierundzwanzigsten Verdünnungsstufe ist kein einziges Belladonna-Molekül mehr in der Lösung. "conf45" Ist auch nicht nötig, sagt der Homöopath. Denn die Information des Wirkstoffes werde durch das Schütteln mit Hilfe einer „geistartigen Kraft“ auf das Lösungsmittel übertragen. Und weil das Lösungsmittel ein Gedächtnis habe, speichere es die Information und erinnere sich auch nach mehreren Monaten noch daran. Diesen Vorgang nennt der Homöopath „potenzieren“. Die geistartigen Kräfte der diversen Verunreinigungen, die durch das ständige Schütteln entstehen, werden wundersamer Weise nicht potenziert. Das Mittel weiß offenbar ganz genau, welche Geister es verstärken soll und welche nicht. Faszinierend, oder? Es gibt Menschen, die sitzen in geschlossenen Psychiatrien für weit weniger.

Natürlich sollte jeder die Freiheit haben, Mittelchen einzunehmen und Behandlungsmethoden auszuprobieren, von denen er glaubt, sie helfen. Aber wie frei sind wir, wenn wir Glauben und Wissen verwechseln?
„Es gibt eben wundersame Dinge, die sich mit Naturwissenschaft nicht erklären lassen!“, sagt Gudrun. Der Erkenntnistheoretiker David Hume schrieb über diese Art von Argumentation: „Die Annahme, etwas sei ein Wunder, ist nur dann gerechtfertigt, wenn alle alternativen Erklärungen noch unwahrscheinlicher sind.“ Angenommen, Ihr Nachbar behauptet, er hätte eine Topfpflanze, die sämtliche Arien aus Aida singen kann. Was ist wahrscheinlicher: Es gibt diese Topfpflanze oder Ihr Nachbar hat einen Sprung in der Schüssel? Jeder weiß doch: Topfpflanzen singen viel lieber Puccini.
Nur überprüfen kann man es nicht
Das Dilemma der Alternativmedizin ist nicht, dass es keine wissenschaftliche Erklärung für sie gibt, sondern dass sie keine Methode anbietet, mit der man ihre angeblichen Erfolge überprüfen und sie im Zweifelsfall widerlegen kann.

Schon im alten Rom hieß es: Wo der Zweifel ist, da ist die Freiheit. Denn wenn wir nicht zweifeln, sind wir nichts als Wachs in den Händen von Politikern, Religionsführern oder Homeshopping-Verkäufern.


In diesem Sinne, ein schönes Wochenende.
;)
Gelöschter Benutzer 189

Re: Kritik an der Homöopathie

Beitrag von Gelöschter Benutzer 189 »

ich mag mich nicht an solchen Diskussionen beteiligen.
Fakt ist das sowohl ich als auch meine Hunde seit Jahren klass. hom. behandelt werden (und das waren zum Teil wirklich heftige Erkrankungen) und der Erfolg zeigt das das für uns der richtige Weg ist. Voraussetzung ist ein wirklich guter Homöopath der sein Handwerk versteht.

Wer Homöopathie für sich oder seine Hunde ablehnt kann das doch tun, ich will niemanden bekehren.
filou007de
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Re: Kritik an der Homöopathie

Beitrag von filou007de »

Dany hat geschrieben:ich mag mich nicht an solchen Diskussionen beteiligen.
Fakt ist das sowohl ich als auch meine Hunde seit Jahren klass. hom. behandelt werden (und das waren zum Teil wirklich heftige Erkrankungen) und der Erfolg zeigt das das für uns der richtige Weg ist. Voraussetzung ist ein wirklich guter Homöopath der sein Handwerk versteht.

Wer Homöopathie für sich oder seine Hunde ablehnt kann das doch tun, ich will niemanden bekehren.
danke Dany, ich sehe es genau so.
Letztendlich muß jeder für sich entscheiden, was für ihn gut ist oder auch nicht
Liebe Grüße

Annette und die Chaostruppe


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Re: Kritik an der Homöopathie

Beitrag von Greyhound-Forum »

filou007de hat geschrieben:
Dany hat geschrieben:ich mag mich nicht an solchen Diskussionen beteiligen.
Fakt ist das sowohl ich als auch meine Hunde seit Jahren klass. hom. behandelt werden (und das waren zum Teil wirklich heftige Erkrankungen) und der Erfolg zeigt das das für uns der richtige Weg ist. Voraussetzung ist ein wirklich guter Homöopath der sein Handwerk versteht.

Wer Homöopathie für sich oder seine Hunde ablehnt kann das doch tun, ich will niemanden bekehren.
danke Dany, ich sehe es genau so.
Letztendlich muß jeder für sich entscheiden, was für ihn gut ist oder auch nicht
Dem schließ ich mich an, daher enthalte ich mich dieser Diskussion.
Ich hatte einen totkranken Hund, der dank Zusammenarbeit von klassischer Medizin (Diagnose anhand Blutbild etc. stellen) und Homöopatischer Behandlung heute topfit und gesund ist.
Selbst mein TA, wenn ich heute komme um Werte überprüfen zu lassen, kann kaum glauben, dass dieser Hund noch lebt.

Für mich und meine Hunde habe ich meinen Weg gefunden - wer es anders macht - darf das gerne tun - ist weder böse nocht sarkastisch gemeint.
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Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
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Chrisi3506
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Re: Kritik an der Homöopathie

Beitrag von Chrisi3506 »

Samira hat geschrieben:"maedels"

Guten Morgen, eigentlich hatte ich gehofft, dass eine sachliche Argumentation möglich sei.
Nein, ich arbeite nicht als Pharmalobbyistin. Weder privat noch beruflich habe ich irgendetwas mit dem Gesundheitssektor zu tun.
(Ich arbeite in einem super Softwarehaus, wir machen in ZM, PEP, BDE, Fabrikorganisation und so was, nix Pillen)
Ich besitze nur "meinung6"! Und ich bin besorgt.

Ich lese ganz gern in Blogs (auch wissenschaftlichen) und heute morgen beim ersten Kaffee habe ich dieses hier entdeckt, besser könnt’ ich’s nicht sagen:

Noch vor zweihundert Jahren wurde jeder, der die Existenz Gottes leugnete, als abgedrehter Spinner bezeichnet. Inzwischen halten 54 Prozent der Deutschen Gott für einen tschechischen Schlagersänger.

Gleichzeitig flüchten sich viele in Ersatzreligionen. Sinnsuchende Akademiker lassen sich von Kinesiologen ihre Energieströme ordnen oder informieren sich vor einem Hauskauf beim Feng-Shui-Experten über schädliche Wasseradern. Die Bereitschaft, offensichtlichen Unsinn zu glauben, ist – so scheint es – grenzenlos. Neulich erzählte mir meine Bekannte Gudrun: „Du, ich hatte mal einen Freund, der konnte in die Zukunft blicken. Aber er hat mich leider verlassen – zwei Wochen bevor wir uns kennen gelernt haben…“


;)


Hi,

möchte da gerne einhacken - aber das ist jetzt auch nicht sarkastisch gemeint, sondern einfach meine Meinung...

Du verlangst von uns, das wir sachlich argumentieren und dann stellst Du uns einen Text ein, der alle als Spinner abkanzelt, die an alternative Medizin oder Feng Shui und ect. glauben.

Das ist auch nicht sachlich von deiner Seite und auf der Basis kann auch keine sachliche Diskussion entstehen.

Es tut mir wirklich sehr leid, das Du kein Glück mit der Homöopathie hattest, das heist aber noch lange nicht, das die Homöopathie Unsinn ist.

Und wenn jemand in Australien stirbt - das ist schon mehr als im sprichtwörtlichen Sinne weit her geholt

Auch was Barbara (Rumford) sagt, das die Schulmediziner keine Lust haben auf Diskussionen, muss ich wiedersprechen, es gibt gernug Schulmediziner, die sich immer mehr und mehr für die natürlichen Heilmethoden interessieren und die sehr wohl auch offen für Diskussionen sind.

Die genauso auch kritisch der Schulmedizin gegenüberstehen, aber die gibt es nicht erst seit 2012, unsere Tierklinik in Teisendorf, bei der wir früher sehr viel waren, die interessieren sich schon lange auch für die natürlichen Heilmethoden - also es hängt schon von jedem persönlich ab

Es gibt genug Fälle, wo die Schulmedizin nichts bewirkt hat, deswegen kann ich auch nicht sagen, die Schulmedizin taugt nichts, es hängt auch von der jeweiligen Behandlungsmethode ab und auch von der fachlichen Kompetenz des Arztes, was in der Homöopathie nicht anders ist und dann hängt sehr viel auch von dem Patienten ab, ob auch der sich an die Therapie hält - all das zusammen beeinflusst den Krankheitsverlauf.

Ich erzähle Euch kurz ein Erlebniss....

Eine Bekannte von mir, die vor ein paar Jahren gestorben ist, sie war einige Jahr leider schon Alkohohlabhängig, 3 Wochen vor ihrem Tod hat ein anderer Arzt im Krankenhaus ihre Behandlung übernommen, weil ihr Arzt auf Urlaub war - der neue, ältere ging der Krankheit nochmals auf den Grund und stellte eine sehr seltene Krankheit bei ihr fest, wo es nur sehr wenig Fälle in Europa gibt - hauptsächlich kommt sie in den USA vor - diese Krankheit zeigt auch die Symptome, die ein Alkoholiker hat, man denkt derjenige ist auf Entzug und verfällt geistig usw usw...
Bei ihr kamen leider auch diese Sypmtome dazu, aber eben auch noch zusätzlich die Krankheit, wäre sie früher diagnostiziert worden, würde sie jetzt noch leben, nur leider reichten die letzten 3 Wochen dazu nicht mehr aus und sie ist gestorben.

Soviel zum Thema - richtige Diagnose....Ob hier die Naturheilkunde geholfen hätte, ist genauso fraglich das ist klar.
Schöne Grüsse Petra

"Man hat nicht ein Herz nur für Tiere oder nur für Menschen
Entweder man hat ein Herz für alle oder keins"
Samira

Re: Kritik an der Homöopathie

Beitrag von Samira »

Chrisi3506 hat geschrieben: Hi,

möchte da gerne einhacken - aber das ist jetzt auch nicht sarkastisch gemeint, sondern einfach meine Meinung...

Du verlangst von uns, das wir sachlich argumentieren und dann stellst Du uns einen Text ein, der alle als Spinner abkanzelt, die an alternative Medizin oder Feng Shui und ect. glauben.
Hallo Chrisi,
ich fand den Text einfach super witzig, sorry wenn ich dir (oder anderen) damit auf die Füße getreten bin.
Bisschen mehr Humor und Lockerheit! Ich stehe hier ganz alleine auf weiter Flur und kann immer noch lächeln. :)
Schönen Sonntag
P.S. Ich stelle (trotzdem) noch ein paar Texte ein, muss aber zuerst mit meinem Windi raus
Oval 5

Re: Kritik an der Homöopathie

Beitrag von Oval 5 »

Das ist der (sehr sachliche) Schlüssel:
Samiras zitierter Text hat geschrieben:........Das Dilemma der Alternativmedizin ist nicht, dass es keine wissenschaftliche Erklärung für sie gibt, sondern dass sie keine Methode anbietet, mit der man ihre angeblichen Erfolge überprüfen und sie im Zweifelsfall widerlegen kann..........
@ Samira - ich denke nicht, daß Du so alleine bist, wie man es aus den Antworten hier im Thread glauben könnte.

@ Chisi - Schon richtig, daß die Naturheilverfahren zunehmend mehr Anhänger auch unter Schulmedizinern haben. Und ich finde durchaus, daß das seine Berechtigung hat. Auch ich z.B. schieße nicht mit Kanonen auf Spatzen, wenn meine Hunde krank sind (oder ich selber..) Nur manchmal dürfen es schon auch Kanonen sein, wenn eine Krankheit dadurch nicht die Oberhand über den Körper bekommt. Ich finde es macht einfach Sinn, das im Einzelfall zu entscheiden und nicht ideologisch.

Samira geht es wie ich das gelesen habe aber nicht um die Naturheilverfahren im Paket, sondern um die Homöopathie im speziellen. Zu den Naturheilverfahren gehören ja auch Kräuter etc. und daß es da Unterschiede gibt - auch in der Nachweisbarkeit der Wirksamkeit - ist doch klar.

Ich finde durchaus, daß man die Texte so stehen lassen kann, ohne sich persönlich angegriffen fühlen zu müssen. Sicher - das sind Texte, die nichts von der Homöopathie halten - aber im gleichen Tonfall kommen doch täglich Texte von überzeugten Anhängern der Naturheilverfahren gegen die Schulmedizin. Da muß man vielleicht einfach drüber stehen, oder?

Mir selber ist das alles ziemlich einerlei. Ich brauch keine Religion und auch keine Glaubenssätze in der Medizin. Was ich brauche sind Ärzte, die Wissen um, und Verständnis haben für den Körper und ein ausreichendes Feingefühl, um die richtige Medikation im Einzelfall zu entscheiden. Die sind leider egal in welcher Richtung immer zu suchen wie die Nadel im Heuhaufen. Es kann halt nicht einfach jeder gut sein.

Und daß es unter denen, deren Methoden nicht nachweisbar sein können leicht Scharlatane gibt ist einfach die Folge dessen, daß auch im Bereich der Heilung nicht nur gute Menschen leben sondern es immer und überall welche gibt, die einfach nur reich werden wollen.
Da gibt es Leute die nie einen Dr. gemacht, den aber am Klingelschild stehen haben und andere, die Wunderpülverchen verkaufen oder kranke Pferde... Will sagen - Scharlatane gibt es auch überall.
Samira

Re: Kritik an der Homöopathie

Beitrag von Samira »

Guten Morgen Zusammen,

gestern wurde unsere Maus von einer Hündin gebissen.

Wir sind daraufhin in eine Tierklinik gefahren und sie wurde getackert.
Sie hat eine 4 cm lange triangelförmige Risswunde.
Zudem wurden ihr eine Antibiose und ein Schmerzmittel gespritzt.
Hätte man mir hier stattdessen Globuli angeboten, wäre ich wohl .... geworden.
Hat man aber nicht.

Mal zu einem anderen Thema, anbei ein paar Zahlen, denn auch der derzeitige Anteil an homöopathischen Arzneimitteln bewegt sich in einer Größenordnung, welche nicht zu verachten ist. Tendenz steigend.

Marktbedeutung und Akzeptanz

Der Umsatz mit homöopathischen Arzneimitteln weltweit liegt geschätzt in einer Größenordnung von 2 Milliarden Euro. Damit hat er am gesamten Arzneimittelmarkt einen Anteil von unter einem Prozent. Die Hälfte des Homöopathie-Marktes entfällt auf Europa. Die größten Märkte sind Frankreich, USA, Deutschland und Indien.

Für rezeptfreie Arzneimittel sind in deutschen Apotheken im Jahr 2010 insgesamt 5,11 Mrd. Euro (Endverbraucherpreise) ausgegeben worden. Homöopathische Arzneimittel hatten daran einen Anteil von rund 8 % und etwa 392 Mio. Euro, wobei 2 % (94 Mio. Euro) durch Verordnungen durch den Therapeuten und 6 % (294 Mio. Euro) durch Selbstkäufe getätigt wurden. Gegenüber dem Vorjahr ist dabei eine Veränderung von minus 8,4 % bzw. minus 2,2 % zu verzeichnen.

Quelle

Tinkturen und Pillen auf Rezept

Homöopathische Arzneimittel sind ein großes Geschäft. Fast eine Milliarde Euro werden damit umgesetzt. Sogar die Mannschaftsärzte von Bundesligaclubs verabreichen die Mittelchen. Die Hersteller träumen vom ganz großen Wurf: der Anerkennung durch die Krankenkassen. Doch dazu fehlt ihnen noch ein wichtiger Beweis. (Das ändert sich gerade, auch ohne Beweis, was die Umsatzzahlen weiter voranbringen wird)


Erkennungszeichen der Homöopathie: weiße Kügelchen mit dem Namen Globuli


Der Imposante Glaskörper sieht aus, als könnte er aus dem alchemistischen Labor des Doktor Faustus stammen. Ein Metallarm bewegt eine riesige Ampulle in kreisenden Bewegungen, die gelbe Flüssigkeit schwappt darin gemächlich hin und her. Doch hier wird nicht versucht, Gold herzustellen. Der Apparat im Werk der Firma Heel verbindet traditionelle homöopathische Methoden und moderne Technik. 200 Liter Wirkstoffe und Alkohollösung werden vollautomatisch gemischt. Die Blaupause für die Rezepturen ist über 200 Jahre alt. Bei Heel wird streng nach den Vorgaben des Meißener Arztes Samuel Hahnemann (1775–1843), Ahnherr der Homöopathie, gemixt.

Das Baden-Badener Unternehmen Heel fertigt seit Jahrzehnten Naturheilprodukte. 640 Tonnen Salben und Tropfen und 750 Millionen Tabletten werden auf dem Gelände am Rande des Kurorts nach homöopathischen Regeln hergestellt. Heel erwirtschaftete damit 2007 einen Umsatz von über 165 Millionen Euro, immerhin zwölf Prozent mehr als im Vorjahr.

Homöopathie boomt.
Eine wachsende Gemeinde Patienten vertraut den Tropfen und Globuli – das sind die weißen Kügelchen der Homöopathen. Das hat einen veritablen Industriezweig entstehen lassen.

Der Verband Echamp in dem Europas homöopathische Arzneimittelhersteller organisiert sind, gibt an, dass die Branche mit 8000 Mitarbeitern in Europa jährlich 963 Millionen Euro Umsatz macht und 8000 Menschen Arbeit gibt. Homöopathische Arzneimittel haben einen Marktanteil von sieben Prozent bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten. Jährliches Wachstum: rund fünf Prozent.


Doch einen Schönheitsfehler hat die Homöopathie. Sie steht wissenschaftlich auf wackeligen Beinen. Unternehmen wie Heel wollen sich nun daranmachen, die Wirksamkeit von Samuel Hahnemanns Lehren zu belegen. Denn daran entscheidet sich der weitere wirtschaftliche Erfolg der Branche.

Heel steckt eigenen Angaben zufolge jährlich mehrere Millionen Euro in Forschungsprojekte, um endlich die Nachweise zu erbringen. „Wir arbeiten als eines der wenigen Unternehmen der Branche intensiv daran“, sagt Geschäftsführer Ralph Schmidt, „schließlich haben wir selbst größtes Interesse an einem Wirkungsnachweis.“ Und die gesamte Branche schaut gespannt, ob der Nachweis gelingt. Denn dann nehmen die Krankenkassen in Deutschland die Kügelchen vielleicht in ihren Leistungskatalog auf. Das wäre für eine Firma wie Heel das große Los.

In Frankreich ist das bereits der Fall. Dementsprechend ist das westliche Nachbarland führend beim Therapieren mit geringer Dosierung. Dort beträgt der jährliche Umsatz der Branche 300 Millionen Euro. Platz eins der Homöopathie-Weltrangliste. Deutschland liegt weltweit mit einem Umsatz von 200 Millionen Euro auf Platz zwei.

Ralph Schmidt sagt, er sei früher selbst eher skeptisch gewesen. Nun hätten ihn die Heilungserfolge überzeugt. Und weil Bekenntnisse zur Wirksamkeit von homöopathischen Salben noch überzeugender klingen, wenn sie nicht nur der Geschäftsführer vorträgt, führt Heel Spitzensportler ins Feld, die treue Patienten und gute Kunden sind. Nach einer Umfrage, die Heel in Auftrag gegeben hat, verwenden von 26 Mannschaftsärzten in der Ersten und Zweiten Fußballbundesliga 24 homöopathische Wirkstoffe.

Schmidt, ein braun gebrannter Mittvierziger, weiß, wie man Skeptiker von einem Produkt überzeugt. Er kommt nicht aus der Ökonische sondern aus der Welt des Marketings. Nach dem BWL-Studium war er Manager bei der Fisch-Kette Nordsee. Seit acht Jahren ist er nun bei Heel.
Schmidt berichtet stolz von der deutschen Fußballnationalmannschaft und einigen Olympioniken, die er zu seinen Kunden zählt. Die Leistungssportler schmieren besonders gern den Heel-Verkaufsschlager „Traumeel“ auf ihre lädierten Glieder. Mit der Salbe macht das Unternehmen ein Fünftel seines Umsatzes.

Aber der eigentliche Schatz des Unternehmens sind nicht prominente Sportler. Das wichtigste Kapital wird in einem Keller aufbewahrt, lichtgeschützt, in getönten Glasflaschen. Sogenannte Urtinkturen, Alkoholauszüge also, von teilweise seltenen Pflanzen. Sie liefern später, vielfach verdünnt, die Grundlage für die 500 Heel-Produkte. Manche dieser Flaschen seien mehrere Hundert Euro wert, sagt der Produktionsleiter. Etwa die Tinktur vom Wildröschen, das Sammler in den Weiten Kanadas wild pflücken müssen, da man es nicht züchten kann. Im Raum nebenan rührt eine Maschine an einer Misteltinktur. Eine Premiere, denn Urtinkturen produziert das Unternehmen erst seit kurzer Zeit selbst. Aus Kostengründen, wie es heißt.

Schon der Firmengründer, der Berliner Arzt Hans-Heinrich Reckeweg, experimentierte mit diesen Tinkturen, kombinierte sie und entwickelte so die Lehren Samuel Hahnemanns weiter. 1936 gründete er Heel und stellte Arzneimittel her, die anders als traditionelle homöopathische Produkte gleich aus mehreren Wirkstoffen bestanden. Solche sogenannten Komplexprodukte produziert Heel bis heute.
Nach dem Krieg baute Reckeweg sein Werk in Baden-Baden wieder auf. Heute ist Heel Teil der Vermögensholding Delton, die dem Milliardär und BMW-Großaktionär Stefan Quandt gehört. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 1200 Mitarbeiter, 750 davon arbeiten im Stammwerk Baden-Baden.

Es ist nicht bekannt, ob Quandt ein Jünger der Homöopathie ist. Ralph Schmidt schwört, dass der Milliardär etwa bei Sportverletzungen auf die Traumeel-Salbe aus seinem Hause setzt. Die Besitzverhältnisse seien recht komfortabel, sagt Schmidt. Bei Delton schiele niemand ständig auf Quartalsergebnisse. Dort wisse man um die Unwägbarkeiten des schwierigen Medizinmarktes. Dieser ist in besonderem Maße von gesetzlichen Vorgaben und komplizierten Genehmigungsverfahren abhängig.

Quandt kann mit der Entwicklung des Unternehmens bisher ja zufrieden sein. Heel ist nach dem Marktführer Boiron aus Frankreich der zweitgrößte europäische Hersteller homöopathischer Arzneimittel. Heel-Produkte gib es in über 50 Ländern der Welt. 70 Prozent des Umsatzes macht die Firma jenseits der deutschen Grenzen.

Größter Konkurrent im Inland ist die Deutsche Homöopathie Union (DHU). Deren 400 Mitarbeiter am Standort Karlsruhe erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von knapp 50 Millionen Euro. Die DHU liefert Lösungen und Globuli. Insgesamt 400?000 verschiedene Zubereitungen, die individuell auf den Patienten abgestimmt werden.

Heel-Geschäftsführer Schmidt hat das ehemalige Familienunternehmen in den vergangenen Jahren modernisiert und nimmt nun auch neue ausländische Märkte in den Blick. Indien hat es dem Geschäftsführer besonders angetan. Indien wäre ideal, sagt Schmidt. Dort seien Naturheilverfahren fest in der Kultur verankert. Noch ist jedoch keine Entscheidung getroffen.

Aber auch in Deutschland sehen die Tinkturen-Mixer noch erhebliches Potenzial. Derzeit liegt der Marktanteil homöopathischer Medikamente in Deutschland bei einem Prozent. Ralph Schmidt ist optimistisch, dass der auch wegen der steigenden Kosten im Gesundheitswesen bald steigen wird.
Der Heel-Chef träumt davon, dass das Land von einer Art „homöopathischem Urknall“ in den nächsten fünf Jahren ereilt wird. „Wenn wir erst beweisen können, wie unsere Mittel wirken, steht einer Verzehnfachung des Marktanteils nichts im Wege“, sagt Schmidt.

Quelle

Da frage ich mich, wenn das Geld für die Forschung offensichtlich vorhaden ist, warum ist es dann soooo schwierig, die Wirkungsweise nachzuweisen ;) ? "danke5" fürs Lesen.

Eine gesunde Woche für euch und eure Windis
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syrah
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Re: Kritik an der Homöopathie

Beitrag von syrah »

ich finds sehr interessant zu lesen, halte es da aber mit oval. oder wie man früher sagte "wer heilt, hat recht". ich hatte selbst durch fehlbehandlung der herren doktoren ein nierenversagen und hab in meiner krankheitskarriere auch viele schlechte erfahrungen machen dürfen in dem bereich...aber auch gute. ohne die klassische medizin würde ich heute nicht mehr leben. andersrum hab ich auch schon hunde und pferde mit globulis und co behandelt...und es hat geholfen...meistens. ich such mir das für mich passende raus bzw entscheide im einzelfall...ohne verfechter/anhänger oder gegner "einer seite" zu werden
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Lara
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Re: Kritik an der Homöopathie

Beitrag von Lara »

Das sehe ich genauso wie Syrah! "danke5"
Viele Grüsse
von Tina und der wilden Horde "herz"

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Die Seele eines Windhundes will laufen.
(altes Sprichwort)
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