Neue Einblicke in die rätselhafte Geschichte unserer Hunde

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Neue Einblicke in die rätselhafte Geschichte unserer Hunde

Beitrag von Greyhound-Forum »

Umfangreiche Erbgutanalysen von Wölfen aus der Eiszeit zeigen, dass Hunde nicht nur von einer Wolfspopulation abstammen

29. Juni 2022, 17:00

Ob geliebt, gehasst, verhätschelt oder gefürchtet: Hunde sind auch im 21. Jahrhundert nicht aus der menschlichen Zivilisation wegzudenken. Die beispiellose Beziehung zwischen unserer Spezies und den Vierbeinern reicht weiter zurück als die Erfindung der Landwirtschaft. Wann und wo aber genau die Geschichte der Hunde begonnen hat, ist nicht eindeutig geklärt. Fest steht: Der Wolf war das erste Tier, das der Mensch domestiziert hat.
Genetische Analysen und fossile Funde zeigen, dass sich die Domestizierung vor mindestens 14.000 Jahren zugetragen haben muss, vielleicht sogar schon vor mehr als 30.000 Jahren. Zudem deutet einiges darauf hin, dass der Wolf mehr als einmal domestiziert wurde. Ein internationales Forschungsteam bringt nun dank umfangreicher paläogenetischer Analysen neues Licht in die dunkle Frühgeschichte der Hunde.
Doppelte Abstammung

Wie die Forscherinnen und Forscher im Fachblatt "Nature" berichten, finden sich im Stammbaum heutiger Hunde zumindest zwei unterschiedliche Wolfspopulationen. Alle frühen Hunde waren demnach mit osteurasischen Wölfen verwandt, jene aus Afrika und dem Nahen Osten wiesen jedoch zusätzlich auch genetische Spuren von Wölfen aus Südwesteurasien auf. Ist das also der lange gesuchte Beweis dafür, dass der Wolf mehr als einmal domestiziert wurde?

Ganz so eindeutig ist die Lage nicht, wie das Forschungsteam schreibt. Die doppelte Abstammung mancher Hunde ließe sich zwar durchaus damit erklären, dass Wölfe zweimal domestiziert wurden und sich die unterschiedlichen Populationen später vermischten. Eine andere Möglichkeit wäre aber, dass die Domestizierung nur einmal stattfand und sich diese frühen Hunde mit wilden Wölfen einer anderen Population vermischten. Klären lässt sich das anhand der vorliegenden Daten nicht. Die beispiellose genetische Zeitreihe, die das Forschungsteam vorlegt, erlaubt nichtsdestotrotz bisher unerreichte Einblicke in die Geschichte der Vierbeiner.
Genetische Zeitleiste

Die insgesamt 81 an dem Projekt beteiligten Forscherinnen und Forscher um Pontus Skoglund vom Francis Crick Institute in London, zu denen auch Ron Pinhasi und Verena Schünemann von der Universität Wien zählen, sequenzierten und analysierten das alte Erbgut von 72 Wölfen. Diese Tiere hatten in den vergangenen 100.000 Jahre gelebt, ihre Überreste waren in Europa, Sibirien und Nordamerika gefunden worden. Der Zeitraum, aus dem die Funde stammen, umfasst 30.000 Wolfsgenerationen. Das ermöglichte die Erstellung einer Zeitleiste der Wolfs-DNA im Wandel.

"Wir konnten erstmals die natürliche Selektion in einem großen Tier über einen Zeitraum von 100.000 Jahren direkt verfolgen und so den Ablauf der Evolution beobachten, anstatt zu versuchen, ihn anhand der heutigen DNA zu rekonstruieren", sagte Skoglund. "Wir fanden mehrere Fälle, in denen sich Mutationen auf alle Wölfe ausbreiteten, was möglich war, weil die Art auch über große Entfernungen stark miteinander verbunden war."

Vernetzte Jäger

So zeigte sich etwa, dass eine bestimmte Mutation eines Gens namens IFT88 im Laufe von etwa 10.000 Jahren von einer sehr seltenen zu einer in allen Wölfen vorkommenden Variante wurde. Da dieses Gen an der Entwicklung von Schädel- und Kieferknochen beteiligt ist, spekulieren die Forscherinnen und Forscher über einen Zusammenhang mit der Veränderung des Beuteangebots während der Eiszeit. Was genau die Mutation bewirkte und welche Vorteile sie den Wölfen gebracht haben könnte, ist aber unklar.

Die starke Vernetzung der Wölfe, die zu der Ausbreitung der Mutation führte, dürfte aber für sich genommen von großem Vorteil für die Vierbeiner gewesen sein, sagte Skoglund. "Vielleicht war das ein Grund dafür, dass Wölfe die Eiszeit überleben konnten, während viele andere große Fleischfresser verschwanden."
(David Rennert, 29.6.2022)
https://www.derstandard.at/story/200013 ... obal-de-DE

mehr zu dem gefundenen Wolfswelpen hier:
https://www.derstandard.at/story/200011 ... schon-hund
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Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
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