DE: Greyhounds und Intelligenz

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DE: Greyhounds und Intelligenz

Beitrag von Greyhound-Forum »

mal wieder etwas aus der Welt des Greyhounds (historisches und was zum schmunzeln).
Gefunden und übersetzt von The Greyhound Show / Facebook
https://www.facebook.com/Greyhoundshow
In einer Ausgabe der „Country Life Illustrated“ vom 19. März 1898 finden wir einen anschaulichen Artikel des Autors unter dem Pseudonym „Caniculus“, in dem er sich über die Intelligenz bei Greyhounds auslässt. Vieles wird dem geneigten Leser auch noch mehr als 120 Jahre später recht bekannt vorkommen – insbesondere, wenn er mit seinem Greyhound dem Coursing-Sport frönt.
„Der Zweck öffentlicher Coursing-Veranstaltungen ist, aus einem Feld konkurrierender Hunde durch einen längeren Ausleseprozess denjenigen herauszufinden, der nach den etablierten Beurteilungskriterien der Beste sei. Ich werde mich hüten, diese Kriterien anzuzweifeln; in der Tat sehe ich nicht, wie diese noch für den Zweck des öffentlichen Wettbewerbs noch verbessert werden könnten.
Aber wenn man einen Moment über diese ausgeklügelten Regeln nachdenkt, nach denen der Feldrichter in Blitzesschnelle seine Entscheidungen treffen muss, zeigt sich, dass alle Merkmale, in denen ein Greyhound hier herausragen kann, körperlicher Natur sind und dass Intelligenz bei einem Greyhound nicht nur nichts, sondern erheblich weniger als nichts zählt.
Einen Foxhound ermuntern wir dazu, sein Gehirn zu benutzen; seine Fähigkeit, vorausschauend zu handeln ist eine seiner Haupttugenden.
Je weniger hingegen ein Greyhound seine Intelligenz benutzt, umso wahrscheinlicher wird er Preise gewinnen; und sobald er beginnt, diese Fähigkeiten zur Beobachtung und Erinnerung, die er unzweifelhaft besitzt, zum Verständnis der Natur des Hasen zu verwenden – also anfängt, vorausschauend zu laufen – wird er nutzlos für diese Art von Wettkampf. Wenn ein Greyhound einmal diese fatale Gewieftheit entwickelt hat, und seinem Gehirn zu arbeiten gestattet, wird er auch im Privaten keinen waidgerechten Sport mehr liefern, allerdings aber verheerenden Schaden unter den Hasen anrichten, wenn er auf diese angesetzt wird. Er macht sich mit der Umgebung vertraut, lernt Meister Lampe kennen und dessen Tendenz, sich eher zu Schlupflöchern zu flüchten, anstelle geradeaus über den Acker zu rennen. Ich habe schon oft einen Hasen drei Seiten eines großen Feldes ablaufen sehen, bevor er den Ausgang gefunden hat, und ich kannte mal einen Greyhound, der in seiner Jugend manch ein ritterliches Coursing gelaufen war, einem solchen Hasen sehr würdelos und unedel einfach den Weg abschnitt – ohne überhaupt einen nennenswerten Lauf zu zeigen. Das zu sehen ist kein Sport, und es ist auch kein Genuss. Die wahre Begeisterung kommt nur auf, wenn man Zeuge der wirbelsturmartigen Geschwindigkeit der Greyhounds wird, zusieht, wie sie über den Boden schießen und dabei aussehen wie Lichtstrahlen, wenn sie den Wendungen und Haken folgen, sie betrachtet, wie sie sich duellieren. Für mich gibt es kein faszinierenderes Spektakel, denn ein Greyhound in vollem Lauf ist die beste Verkörperung herrlicher Geschwindigkeit.
Unglücklicherweise werden selbst die besten Greyhounds selten als Narren geboren, und jeder von ihnen gelangt früher oder später zu der Einsicht, dass das menschengemachte Coursing-Reglement, welches für ein unterhaltsames Spektakel sorgen soll, nicht dazu angetan ist, die größte Anzahl an Hasen in der denkbar kürzesten Zeit mit der geringstmöglichen Anstrengung zur Strecke zu bringen.
Ich denke oft, dass der reifere Greyhound dem Jungspund, der sich ehrlich abrackert, ähnliche Gefühle entgegenbringt wie der geborene Bergsteiger dem Freizeit-Kletterer. Der Bergsteiger klimmt auf einen Berg nur mit einem definierten Ziel vor Augen, oder er lässt es bleiben; wenn er aufsteigt, nimmt er den einfachsten und leichtesten Weg; er schaut verächtlich auf den Amateur, der aus reiner Freude am Sport steile Felsen hochkraxelt, obwohl ein sicherer Pfad zur Verfügung stünde. Der ältere Greyhound hat ungefähr die gleiche Meinung über den schneidigen, geradlinigen Jungspund. Er könnte – so denkt er – ihm ein oder zwei Tricks bezüglich des direkten Wegs zum Ziel beibringen. Allerdings hängt über dem schlauen alten Greyhound das gleiche Verhängnis wie über dem des rücksichtslosen Felskletterers: Beide schweben in höchster Gefahr zu erkennen, dass ein einmal gebrochenes Genick nie mehr repariert werden kann.
Es ist eine verbreitete Fehleinschätzung, dass Greyhounds hirnlos seien – in Wahrheit sind sie dies nämlich überhaupt nicht. Viele Belege für ihre Klugheit wurden von Mr. Dixon niedergeschrieben, und manchen von diesen sind ziemlich eindrucksvoll.
Er zitiert beispielsweise einen Bericht von Mr. Jesse über eine Hündin aus Stirlingshire, welche sich leicht überfordert von ihrer Welpenschar fühlte. Daher engagierte sie einen Collie aus dem Nachbardorf als Tagesmutter – gegen eine tägliche Entlohnung in Knochen. Er erwähnt auch einen Greyhound, der seinen Weg nach Hause über 60 Meilen unbekannten Terrains von Leicestershire nach Gloucestershire gefunden haben soll. (…)
Es kann allerdings vermutet werden, dass die Greyhounds, die in Mr. Dixons Geschichten vorkommen, nicht auf die traditionelle Weise aufgezogen wurden. Man könnte spekulieren, ob sie nicht verschiedene Freiheiten genießen durften und dass sie oft Zeit in der Gesellschaft ihres Herrchens oder Frauchens verbrachten; denn es ist eine grundlegende Gesetzmäßigkeit der Kynologie, dass ein Hund umso klüger wird, je mehr er vom Menschen mitbekommt.
Intelligenz ist in der Tat eine unmittelbare Folge von Gesellschaft. Auf der anderen Seite muss man beim Training eines Greyhounds für Coursing-Wettbewerbe vor allem Augenmerk auf die Entwicklung seiner physischen Qualitäten legen; und mir will scheinen, dass es umso besser ist, je länger sein Gehirn im Stillstand verharrt. Am wichtigsten ist eine entschlossene Wesensart. Diese erreicht man durch sorgfältige Zuchtwahl. Kraft, Leichtfüßigkeit und ein guter Trainingszustand müssen in der Folge gewährleistet sein. Aber die Entwicklung des Gehirns muss verhindert werden.
Das Ziel des Trainings ist, dass Hasen in einer besonderen Weise verfolgt und getötet werden sollen, welche nicht der natürlichen Art des Hundes entspricht. Auf den ersten Blick mag es scheinen, dass das Ziel – nämlich Hasen zu verfolgen – am besten erreicht werden könnte, indem man die Hunde ermutigt, Hasen hinterher zu rennen; aber in Wahrheit ist die Methode, die tatsächlich angewandt wird, weit von diesem natürlich erscheinenden Weg entfernt. Manche Greyhounds sind langsamer als andere darin, sich das intelligente Laster des vorausschauenden Laufens anzueignen; daher rührt vermutlich das Wunder, dass Master McGrath, der den Waterloo Cup drei Mal für Lord Lurgan gewinnen konnte, erst spät vom rechten Weg abkam. Aber es scheint offensichtlich, dass jeder Hase, den ein Greyhound sehen darf, ein Schritt abwärts auf dem Weg ist, der am Ende zum vorausschauenden Laufen und damit an den Strick führt. Deshalb erfolgt ein Großteil des Trainings auf der Straße oder auf der Wiese, aber ohne dem Greyhound einen Hasen zu zeigen. Auf der anderen Seite muss er schon ein paar Hasen zu sehen bekommen, sonst wird er sein Handwerk nie erlernen.
„Coursing-Greyhounds“ sagt der leider bereits verstorbene Mr. Walsh „werden leicht verdorben, wenn man sie zu häufig einsetzt, und dennoch müssen sie ein gewisses Maß an Praxis aufweisen, bevor sie in einem Wettbewerb antreten – oder sie werden unweigerlich aufgrund ihrer Ungeschicklichkeit geschlagen werden.“
Natürlich unterscheiden sich auch Greyhounds im Grad ihrer Intelligenz, so dass der eine mehr Hasen sehen muss als ein andere, um seine Aufgabe zu begreifen.
Es ist fürwahr unmöglich, dafür feste Regeln oder eindeutige Richtungen vorzugeben. Und die Ratschläge, die zum Training von Greyhounds erteilt werden, sind so frustrierend und zur Verzweiflung treibend wie die von Gartenexperten zum richtigen Wässern von Pflanzen. „Gieße“, so die Beobachter „weder zu viel noch zu wenig.“
„Zeige“ sagen die Trainer „ein paar Hasen, aber nicht zu viele“. Das kann man eigentlich zusammenfassen zu „Mach’s halt richtig.“ In einem solchen Rat liegt wenig Nutzen; aber es ist der beste, der erteilt werden kann.“
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Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
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