Mundhöhlentumore bei Hund und Katze

leider viel zu häufig ein Thema beim Grey
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Mundhöhlentumore bei Hund und Katze

Beitrag von Greyhound-Forum »

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Viele Hunde- und Katzenhalter denken entweder nicht daran oder sind nicht dazu in der Lage, die Mundhöhle ihres Tieres auf regelmäßiger Basis genau zu inspizieren. Deshalb werden einem als Tierarzt so viele Patienten mit bedauerlich schlechtem Gebisszustand vorgestellt. Nun entwickeln sich Erkrankungen der Zähne und des Zahnhalteapparates halbwegs langsam, so dass man die Möglichkeit hat, dem Tierarzt die entsprechenden Kontrollen zu überlassen. Anders sieht es aber bezüglich der leider nicht so seltenen und gern bestürzend schnell wachsenden Tumore der Mundhöhle aus. Diese werden meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium bemerkt, so dass in vielen Fällen jede Hilfe zu spät kommt.
tumore.jpg
tumore.jpg (169.09 KiB) 2122 mal betrachtet
Auf dem Bild sehen wir zwei sogenannte Epuliden (Einzahl: Epulis). Epuliden sind sehr häufige und aus chronischen Entzündungen entstehende Zahnfleischwucherungen, die sich dankenswerterweise nicht wirklich bösartig verhalten und recht einfach entfernt werden können. Manche von ihnen können den Kieferknochen erfassen, was dann eine erfolgreiche Resektion erschwert. Sie bilden aber im Gegensatz zu den echten malignen (bösartigen) Tumoren der Mundhöhle immerhin keine Metastasen (Tochtergeschwülste).

Ob man es aber wirklich nur mit Epuliden - und nicht mit Schlimmerem - zu tun hat, ergibt sich erst aus einer Gewebeprobe. Deshalb sollte auch beim Verdacht "nur" auf Epuliden zügig etwas unternommen werden. Übrigens: Die Hunderasse, die querbeet eine geradezu extreme Neigung zur Bildung von Epuliden zeigt, ist der Deutsche Boxer. Die Besitzer eines Boxers sollten deshalb sehr häufig die Mundhöhle ihres Hundes kontrollieren.

Letztendlich gilt das aber auch für alle anderen Hunde- und Katzenbesitzer. Nur eine sehr regelmäßige Inspektion der Mundhöhle kann im Falle einer bösartigen Tumorerkrankung für frühzeitige Entdeckung und damit eine eventuell über Leben und Tod entscheidende Chancenverbesserung sorgen. Leider ist das oft leichter gesagt als getan. So einige Hunde und sehr viele Katzen zeigen sich wenig kooperativ, wenn es darum geht, sich geduldig in die Futterluke gucken zu lassen. Wohl dem, der seinen Welpen frühzeitig daran gewöhnt hat.

Eine echte Lösung habe ich für dieses Früherkennungsdefizit auch nicht anzubieten. Natürlich ist es sinnvoll - gerade was die Zähne angeht - den Tierarzt öfter mal die Mundhöhle des Haustieres gründlich untersuchen zu lassen. Eine wirkliche Vorsorge bezüglich der meist dramatisch schnell wachsenden bösartigen Mundhöhlentumore von Hund und Katze stellt aber auch das leider nicht dar. Haben Sie also Hunde oder Katzen, die sich aus gutmütiger Veranlagung heraus oder als Folge konsequenter Erziehung bereitwillig den Schnabel aufsperren lassen, dann nützen Sie das bitte auch regelmäßig aus.

Wie schon erwähnt, sind Mundhöhlentumore bei beiden Tierarten keineswegs selten. Und sie sind eben leider häufig bösartig, bei der Katze zu 90, beim Hund zu 50 Prozent! Von den Problemen einer vollständigen Entfernung in diesem anatomisch komplizierten Gebiet mal ganz abgesehen, haben viele dieser Tumore zum Zeitpunkt der Entdeckung bereits gestreut, also Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen verursacht.

Denken Sie also bei Problemen mit der Futteraufnahme, bei auffallend fiesem Mundgeruch oder gar bei Blutungen aus der Mundhöhle immer auch an die Möglichkeit eines bösartigen Tumors!

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert
Quelle: https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/d ... EIi0ez7Z20
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Re: Mundhöhlentumore bei Hund und Katze

Beitrag von True Type »

tja... nun hat der gute Dr. Rückert aber jeeeede Menge Kollegen, denen ebenfalls die Mundhöhle von Katze und Hund am Ar... vorbei geht! ihr glaubt gar nicht, wie viele Tiere bei uns aufschlagen mit katastrophalem Gebiß, stinken zum Himmel. Der Impfpaß ist voll mit absolut sinnfreien Impfungen jedes Jahr, aber ins Maul geschaut wird nicht. Der Besi vertraut dem TA - der sollte es ja wissen - nimmt Abstand von seinem Tier und ist beruhigt. Das Bewußtsein diesbezüglich wird bei den Besis zwar besser, aber jetzt kommt was neues hinzu: anstatt als behandelnder Tierarzt einfach mal zu sagen: "Ich mache so was nicht, bin nicht eingerichtet dafür, schicke Sie zu einem Kollegen dafür!" werden Krankheiten "erfunden": "Da ist ein Herzgeräusch, geben Sie ihm mal diese Tabletten, dann ist alles gut. Die Zähne können wir aber nicht machen, das überlebt er nicht." Und nein, das ist keine Seltenheit! Haben wir fast jede Woche aufm Program... aber auch hier wird es besser. Nachdem wir einige "Kollegen" haben auflaufen lassen bzw. empörte Besis sich beschwert haben fängt man an uns zu vertrauen. Wir machen die beauftrage Herzuntersuchung, die Zahnreinigung und zurück zum HausTA inkl ausführlichem Bericht. Vor allem eine TÄin hier bei mir um die Ecke hat´s geschnallt, die hat ihre Aprobation defintiv im Lotto gewonnen!
Und ja, es BLEIBEN Patientenbesitzer bei uns hängen. Es gibt nun mal einen Unterschied zwischen fachlicher Kompetenz, einer umfangreich ausgestatten Praxis und Erfahrung im Gegensatz zu einem Zimmerchen neben der Garage in der mal grade eben einige Spritzen und ein Stethoskop hängen und die "behandelnde Ärztin" das Tier zu OP durch die halbe Oberpfalz karrt...
Liebe Grüße
Claudia
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Greyhoundhenry
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Re: Mundhöhlentumore bei Hund und Katze

Beitrag von Greyhoundhenry »

2 oder 3x wollte ich auch für eine Kleinigkeit hier ums Eck zu einem Tierarzt. Aber Hey, sogar mit Kleinigkeiten ist der ein oder andere schon überfordert. Ich hab mich jedesmal geärgert.

Nicht umsonst bin ich in der Klinik hängen geblieben. Da zahle ich dann gerne mal einen EUR mehr, aber wir sind da kompetent untergebracht.
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Re: Mundhöhlentumore bei Hund und Katze

Beitrag von Greyhound-Forum »

... mir ging es da gerade anders herum - ich war mit den Leistungen und dem Service meiner Tierklinik irgendwann nicht mehr zufrieden.
Vermutlich auch wegen der ständig wechselnden Tierärzte (im Praktikum) und der Chef war nicht mehr oft da.
Da hab ich ja früher selber gearbeitet.

Dann hat nur mal 200m Luftlinie meine jetzige Tierärztin ihre Praxis eröffnet. Ja eigentlich in der alten Glaserei Werkstatt ihres Mannes. Aber so what?!
Sie hat ihre Meisterprüfung gleich bestanden, in dem sie damals Maya ihre Speicheldrüsenzyste operiert hat, die eine andere Tierärztin lieber in einer Klinik hätte machen lassen, als in einer normalen TA Praxis.
Und seither hat sie hier echt dermaßen an Kundschaft zugelegt, dass sie mega beschäftigt sind.

Und ich bin froh, dass ich im Notfall den Hund noch hin tragen kann.
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Greyhoundhenry
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Re: Mundhöhlentumore bei Hund und Katze

Beitrag von Greyhoundhenry »

Es ist halt so, da wo einem geholfen wird, bleibt man.

Ich bin auch schwierig. Bei uns in der Klinik ist die Besetzung sehr konstant und ich weiß, dass sie bei Problemen, speziell Windhund, immer die Chefin hinzuziehen. Die ist bei vielen menschlich nicht so beliebt, sie sagt halt auch mal, wie es ist und packt den Besitzer nicht in Watte. Mich hat sie auch schon gefaltet, damals mit Henry, aber was soll ich sagen, recht hatte sie mir dem, was sie mir gesagt hat.

Tony kennt die auch, von der Bahn, er meinte so, das wäre eine schreckliche Frau..... Ja, die ist nicht einfach, aber kompetent.
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