Trend-Krankheit BORRELIOSE...

was gibt es für Parasiten, Keime, Erreger etc. und was kann man dagegen tun?
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Chrisi3506
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Trend-Krankheit BORRELIOSE...

Beitrag von Chrisi3506 »

Trend-Krankheit BORRELIOSE...

Man hört es immer wieder: Hund mit Borreliose.... Ja, und?
Wer mal ne nüchterne Darstellung hören will darf weiterlesen:

Dass die sprialförmigen Bakterien aus der Familie der BORELLIEN von Zecken im deutschsprachigen Raum auf Mensch und Tier übertragen werden ist unbestritten.
Auch dass sie bei Menschen zu starken Grippe-ähnlichen Symptomen, Arthritis und weiteren "Problemen" nach erfolgreicher Infektion führen. Dabei sind gerade mal knapp 10% der humanen Infizierten ohne Symptome - 90% zeigen dagegen welche!

Beim Hund und Pferd sieht es aber schon ganz anders aus!

In einer groß angelegten Studie, die über einen Zeitraum von 20 Monaten geführt wurde, zeigten gerade mal 5% der seropositiven Hunde (Antikörper gegen Borrelien im Blut) Lahmheiten. Das bedeutet, dass die restlichen 95% symptomfrei waren!
So, die Zahlen erstmal sacken lassen...

Das heißt im Klartext, dass definitiv nicht jeder Hund, bei dem ein Borrelien-Antikörperspiegel in entsprechender Höhe im Blut nachgewiesen wurde, auch tatsächlich aus diesem einen Grund lahmen MUSS. Die Möglichkeit besteht durchaus, ist aber bei diesen Zahlen als eher unwahrscheinlich einzustufen...

Bestes Beispiel letze Woche in der Sprechstunde:
Eine 2. Meinung nach 6 Wochen Dauer-Antibiose gegen die vermeintlich nachgewiesene Lahmheitsursache war gewünscht. "Komischerweise" führte diese Therapie bloß zu Durchfall und Erbrechen - eine mögliche Nebenwirkung. Aber gegen den sehr realen Kreuzbandriss konnte eine Antibiose nunmal nicht helfen...

Bei Pferden wird sowohl der positive Antikörper-Nachweis als auch Borrelien in Hautstanzen gerne als bequeme Diagnose genommen... zumal beinahe jedes Pferd einen Titer aufweist => einfach mal 3 Wochen Boxenruhe und tägliche i.v.-Injektionen Antibiotikum. Da heilt so Einiges. Am Schluss steht allerdings ne gesalzene Rechnung. Dafür ist das Hottehü aber wieder genesen (was auch immer es war)...

Da nach derzeitigem Wissensstand Zecken die Borrelien "erst" ca. 17 Stunden nach Tierkontakt übertragen, ist das Hauptziel der Prophylaxe klar: möglichst kurze bis gar keine Verweildauer des blutsaugenden Parasiten!
Dies kann mit den verschiedensten Wirkstoffen erfolgen. Natürlich kann auch der gesamte Hund JEDEN Tag komplett nach Nymphen, Larven und adulten Tieren abgesucht werden - je nach Größe und Haarlänge allerdings auch mal ne ziemliche Sisyphusarbeit... (Bsp. Langhaarcollie oder Neufundländer)
Man kann auch einzelne Zecken direkt in der Tierarztpraxis vor Ort testen lassen, ob sie überhaupt Borrelien enthalten - dies ist aber nur in Ausnahmesituationen sinnvoll...

Die Möglichkeit einer entsprechenden Impfung, basierend auf hiesigen Stämmen, soll hier lediglich erwähnt werden und ist nicht Gegenstand dieses Artikels. Es geht hier um die REALE Bedrohung der BORRELIOSE bei Hund und Pferd!

Auch dieser Bericht kann keinen Fachbericht oder den Besuch beim Haustierarzt ersetzen. Er soll lediglich zur Sensibilisierung für mögliche wahrscheinlichere Differentialdiagnosen bei einer Lahmheit des Hundes oder Pferdes, trotz bestehendem Antikörperspiegel, dienen.

Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit
Schöne Grüsse Petra

"Man hat nicht ein Herz nur für Tiere oder nur für Menschen
Entweder man hat ein Herz für alle oder keins"
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