Hermaphroditen und Pseudohermaphroditen bei Hunden

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Hermaphroditen und Pseudohermaphroditen bei Hunden

Beitrag von Greyhound-Forum »

Übersicht über Hermaphroditen und Pseudohermaphroditen bei Hunden

Das Wort Hermaphrodit beschwört das Bild einer Kreatur, halb männlich und halb weiblich. Eine genetische Mutation - eine Laune der Natur. Aber was genau ist ein Hermaphrodit?

Um Hermaphroditen zu verstehen, müssen Sie zunächst über ein grundlegendes Verständnis der Genetik und der Bestimmung des Geschlechts verfügen. Normale Tiere haben zwei getrennte Chromosomen, die ihr Geschlecht bestimmen; eins von der Mutter und eins vom Vater. Weibchen werden als XX bezeichnet und Männchen als XY. Wenn ein Ei entwickelt wird, hat jedes ein X-Chromosom. Die Spermien können entweder ein X oder ein Y haben. Wenn das Spermium und die Eizelle bei der Empfängnis verbunden werden, werden auch deren jeweilige Chromosomen miteinander verbunden. Der resultierende Embryo ist entweder XX oder XY (weiblicher Fötus bzw. männlicher Fötus). Hermaphroditen entstehen, wenn Chromosomenanomalien auftreten und die normale XX oder XY nicht zustande kommen.

Alle Embryonen werden zunächst mit Gonaden entwickelt, die nicht spezifisch sind. In Abhängigkeit von dem Testosteronspiegel des sich entwickelnden Fötus, werden die Gonaden entweder Hoden oder Eierstöcke. In Embryonen mit einer XX-Chromosom-Kombination wird sich der entstehende Fötus normalerweise als weiblich entwickeln - aufgrund eines Mangels an Testosteron, das nur erzeugt wird, wenn eine XY-Kombination vorhanden ist. Ohne ausreichendes Testosteron werden Hoden nicht gebildet und die Eierstöcke entwickeln sich standardmäßig. In XY-Embryonen wird Testosteron ausgeschüttet und die männlichen Genitalien entwickeln sich, die weiblichen Genitalien hingegen nicht.

Diese normale genitale Entwicklung erfolgt bei Hermaphroditen nicht. In sehr seltenen Fällen, weist der sich entwickelnde Fötus eine Kombination aus XX-/ und XY-Chromosomen auf. Häufiger jedoch haben echte Hermaphroditen XX-Chromosomen, entwickeln sich aber nicht normal. Das Tier hat dann Eierstöcke und Hoden. Diese Eierstöcke-Hoden-Kombination kann in drei verschiedenen Formen erfolgen:

- Die eine Seite hat ein Eierstock-Hoden-Kombinationsorgan und die andere Seite hat entweder einen normalen Eierstock oder einen normalen Hoden.

- Jede Gonade kann eine Kombination aus einem Eierstock und einem Hoden sein; das wird dann Ovotestis genannt.

- Es kann ein Eierstock auf der einen Seite und ein Hoden auf der anderen sein.

Die Menge an Hodengewebe bei einem echten Hermaphroditen wird bestimmen, wie männlich oder weiblich die äußeren Genitalien erscheinen. Zudem wird es die Entwicklung eines Uterus bestimmen.

Von allen Intersex-Fällen bei Hunden sind 25 Prozent echte Hermaphroditen. Es kann so aussehen, als ob das Tier eine große Klitoris hat, aber sonst normale weiblichen Genitalien. Andere Tiere können etwas haben, das aussieht wie ein kleiner, aber sonst normaler Penis. Oft bleiben die Hoden oder Ovotestis im Bauch und steigen nicht ab in den Hodensack. Manchmal wird das Tier nie als Zwitter diagnostiziert und lebt sein Leben mit wenig Problemen. Typischerweise zeigen weibliche Hunde keine Brunstzyklen und reproduzieren nicht.

Wenn also nur 25 Prozent der Intersex-Fälle echte Hermaphroditen sind, was sind dann die anderen 75 Prozent? Neben echten Hermaphroditen, können männliche und weibliche Pseudohermaphroditen und auch nicht klassifizierte Fälle diagnostiziert werden.

Pseudohermaphroditen-Hunde

Pseudohermaphroditen sind Fälle, in denen die Chromosomen und die Gonaden zueinander passen, die äußeren Genitalien aber nicht. Zum Beispiel hat ein Hund zwar ein XX-Chromosom und Eierstöcke, aber auch einen Penis. Pseudohermaphroditen werden in zwei Kategorien unterteilt, männlich und weiblich. Die Hunderassen, die von Pseudohermaphroditismus am häufigsten betroffen sind, sind Miniatur-Schnauzer, Pudel und Pekinesen.

Weibliche Pseudohermaphroditen-Hunde

Weibliche Pseudohermaphroditen haben XX-Chromosomen und Eierstöcke, aber die inneren und äußeren Genitalien erscheinen männlich, aufgrund überschüssiger Mengen an Testosteron. In leichten Fällen kann das Tier vielleicht nur eine vergrößerte Klitoris haben und ansonsten normal erscheinen. In schweren Fällen aber kann das Tier einen normal erscheinenden Penis haben und sogar eine Prostata. Normalerweise treten weibliche Pseudohermaphroditen auf, wenn der Mutter während der Schwangerschaft Testosteron-Präparate oder Progesteron verabreicht werden.
Eine Ovariohysterektomie wird empfohlen, um das Risiko von Gebärmutter-/ oder Eierstock- Erkrankungen zu beseitigen. Diese Hunde sind oft unfruchtbar, es sollte aber auch dann nicht mit ihnen gezüchtet werden, wenn sie doch fruchtbar sind.

Männliche Pseudohermaphroditen-Hunde

Männliche Pseudohermaphroditen haben XY-Chromosomen und Hoden, aber die Genitalien erscheinen weiblich. Einige Hunde haben verkümmerte Eileiter und Gebärmutter, mit männlich aussehenden äußeren Genitalien. Die Hoden können sich im Skrotum befinden oder können im Bauch bleiben. Dies tritt am häufigsten bei Zwergschnauzern auf. In Fällen mit einem normal erscheinenden Penis und abgestiegenen Hoden werden die Tiere evtl. nicht diagnostiziert, es sei denn, eine Operation am Bauchraum wird durchgeführt und die rudimentären weiblichen Organe werden gefunden.

Nicht-klassifizierte Hunde

Die letzte Kategorie abnormer Gonadenentwicklungen ist die nicht-klassifizierte Gruppe. Sie wird als ein Sammelbegriff für jene Intersex-Tiere verwendet, die in die obengenannten Kategorien nicht passen. Diese sind vielfältig und selten und benötigen umfangreiche Untersuchungen, um das genaue chromosomale Geschlecht und die Entwicklungsstörungen zu bestimmen, die aufgetreten sind.

Anomalien der Genitalien oder des chromosomalen Geschlechts können zu einem anormalen Aussehen Ihres Tieres führen, verringern aber nicht die Fähigkeit des Tieres, Liebe zu geben und eine willkommene Ergänzung zu jeder Familie zu sein. Das Tier sieht vielleicht ein wenig anders aus von außen, aber der Geist, das Herz und die Seele sind davon nicht betroffen.
Originaltext:
http://www.petplace.com/article/dogs/di ... te-in-dogs

Übersetzt von Karen (MacD aus der WHC - und Korrekturgelesen von Alina)
vielen lieben Dank an Euch!
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Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
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