Stress bei Hunden

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Greyhound-Forum
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Stress bei Hunden

Beitrag von Greyhound-Forum »

Stress ist eine natürliche, sinnvolle und u.U. überlebenswichtige Reaktion auf Bedrohung bzw. auf eine Veränderung der Umweltsituation. Man unterscheidet zwischen „innerem“ und „äußerem“ Stress. Innerer Stress ist eine Folge von Disharmonie im Körper und entsteht z.B. durch Entzug von Nahrung, Wasser, Schlaf oder Bewegung, durch Schmerzen oder durch psychische Stressoren, wie Angst und innere Konflikte.

Darunter fallen auch soziale Stressoren, wie Isolation oder Unverträglichkeit (anderer Hund oder auch Mensch, der den Hund nicht toleriert, im Haushalt) und vor allem auch Leistungsstressoren, wie Unterforderung, Überforderung, Versagensangst oder Strafe

Durch Stress wird der Körper in einen Zustand erhöhter Erregung, also in „Alarmbereitschaft“ versetzt und damit eine schnelle Mobilisierung aller Ressourcen für Kampf oder Flucht ermöglicht. Das alles geschieht ohne nachdenken zu müssen bzw. zu können!!! Die körperliche Aktivierung erfolgt über die Stresshormone Adrenalin und Cortisol und führt zur Erhöhung von Blutdruck, Herzfrequenz, Atemfrequenz und Muskeltonuns. Durch rasche Mobilisierung von Muskelglykogen kommt es auch zum Anstieg des Blutzuckerspiegels. Gleichzeitig werden alle Körperfunktionen, die nicht zur Bewältigung dieser akuten Situation benötigt werden, deaktiviert. Leistungen des Immunsystems und der Reproduktionsorgane werden gehemmt, die Sinneswahrnehmung ist eingeschränkt und der Körper erlebt ein vermindertes Schmerzempfinden..

 Auswirkungen von erhöhtem Cortisol Spiegel : Ausdauernde Belastungen jeglicher Art sind Stressoren für den Körper, die im Übermaß durch eine Erschöpfung der Nebennieren tief greifende Gesundheitsstörungen hervorrufen können. Diese Funktionsstörungen werden mittels der üblichen Labordiagnostik nicht erfasst. Infolge der erschöpften Nebenniere können sich weitere Funktionsstörungen innerhalb der hormonellen Regelkreise entwickeln, besonders die Schilddrüse sei hier als Beispiel genannt. Die Erschöpfung der Nebenniere ist als Krankheitsbild erst seit einigen Jahren bekannt und wird auch heute noch oft durch Unwissenheit und/oder die Vielfältigkeit der möglichen Befindlichkeitsstörungen leicht übersehen oder bleibt gänzlich unerkannt. Davon abzugrenzen ist der Morbus Addison, der bei einer Nebenniereninsuffizienz entsteht. Hier ist die normale Tätigkeit der Nebennieren weitgehend erloschen und es entsteht eine ohne Behandlung lebensgefährliche Erkrankung.


Welche Stresssymptome treten auf?
Die „Klassiker“ unter den Stresssymptomen sind rote Augen (wird beim Welpen häufig mit entwicklungsbedingter Bindehautentzündung verwechselt), blaue Zunge, weißer (zäher)Speichel – leicht zu merken: die „Trikolore“! Außerdem die Bildung kleiner, staubartiger Schuppen (im Unterschied zu normalen, fettig-flockigen Schuppen).
Vorboten von Stress sind zurückgelegte Ohren (erste Unsicherheit), die Muskeln werden fest und die Atmung flach. Es treten vermehrtes Schlucken, Hecheln und Schütteln auf und der Hund sendet (milde) Beschwichtigungssignale aus.
Unruhe ist ein klassisches Zeichen von chronischem Stress. Der Hund ist nervös, ruhelos, besonders schreckhaft und hyperaktiv.

 Beim Ex-Racer merkt man u.a. viel Trinken, planloses umherlaufen, orientierungslos. Aufstehen, ständiger Platzwechsel
Unter Stress treten veränderte Körperfunktionen auf, wie z.B. Koten, Durchfall, Erbrechen.

Zu den stressbedingten Erkrankungen zählen Allergien, Hautprobleme, Haarausfall, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, aber auch Fresssucht und unangenehmer Körpergeruch.

Es treten unangemessene Verhaltensweisen auf, wie Zittern (Adrenalin), übertriebene Körperpflege (Lecken und Benagen), vermehrtes Bellen/Jaulen, Zerkauen/Zerbeißen von Dingen, hektisches Herumschnappen, in die Leine beißen und Übersprungshandlungen, wie z.B. vermehrtes Kratzen.

- einer der Gründe warum Greyhounds in der Rennindustrie auch wenn sie alleine im Kennel sind, immer einen Maulkorb tragen. Denn Greyhounds neigen dazu, sich bei Stress zu beißen. Das fängt an den Pfoten an. Geht sogar soweit, dass sie sich den Schwanz blutig beißen und sogar abbeißen.
In Milder Form werden „nur“ die Ballen zerbissen, sodass der Hund große Schmerzen beim gehen hat.
Letztlich führt chronischer Stress zu abnormem Verhalten, wie dem Fixieren von, Hypersexualität, Passivität bis hin zur Lethargie, Stereotypien, wie z.B. im Kreis rennen / Schwanz jagen, autoaggressives Verhalten (sich wund lecken, beißen, knabbern), monotones Bellen.

Körperliche Stressoren:
-) Hunger, Durst, Hitze, Kälte
-) Rennen, Hetzen, Jagen
-) körperliche Über- oder Unterforderung
-) zu wenig Schlaf oder Ruhe
-) Schmerzen
Soziale Stressoren:
-) häufiges Alleinsein
-) soziale Isolation
-) „Überfüllung“
-) Konfrontationen
-) feindseliges Umfeld
Umweltstressoren:
-) Lärm, Trubel und Co
-) Unbekanntes
-) Angstbesetztes
-) tatsächliche Bedrohung / Gefahr
-) Reizüberflutung bzw. –deprivation
Leistungsstressoren:
-) Über- oder Unterforderung
-) Langeweile
-) Leistungsdruck
-) Versagensangst
-) Strafe
psychische Stressoren:
-) Erwartungsunsicherheit
-) unkontrollierbare Lebenswelt (also einfach der Hundealltag!)
-) gröbere Veränderungen
-) Ängstlichkeit (Angst vor der Angst)
-) Konflikte
-) Frustration
Welche Folgen hat Stress für das Verhalten?
Während der Normalzustand eines Hundes von Ruhe, Gelassenheit, „Coping“ (Bewältigung), Impulskontrolle, bedachtem Handeln, Lernfortschritten und „guter“ Leistung geprägt ist, sind Hunde unter Stress erregt, reizbar, ängstlich, aggressiv, impulsiv und emotional. Es entstehen Lernblockaden
Unter Stress ist die Wahrnehmung verändert. Der Hund fokussiert auf eine Sinneswahrnehmung (die im Zusammenhang mit dem verursachenden Stress steht) und blendet den Rest aus. Das bedeutet auch, dass er „nichts mehr hört“. Die Reizschwelle ist gesenkt (zum Teil rassespezifisch) und die Reaktivität ist erhöht.

Stress verursacht Anspannung: Der Muskeltonus ist erhöht, der Hund trägt den Kopf durch Muskelanspannung im Nacken hoch und geht steifbeinig durch Muskelanspannung in der Hinterhand. Die Verspannung überträgt sich auch auf die Stimmung, was man besonders bei Begegnungen mit anderen Hunden beachten sollte

 Wichtig bei vielen Ex-Racern, die sich mit einer vollkommen anderer Realität konfrontiert sehen, wenn sie vermittelt sind. Nichts ist mehr so wie es früher war und manche Greyhounds haben große Probleme sich an neue Situationen und Regeln zu gewöhnen.

 Zusätzlich ist eine ständige Angespanntheit der Muskulatur schlecht für einen Greyhound, der über ein deutlich höherer Prozentsatz an Muskulatur besitzt. Ständige Muskelanspannung kann zu starken Schmerzen führen, was wiederum den Hund gereizt macht.
Durch Stress ist der Hund in einem Zustand verstärkter Erregung. Er ist aufgeregt und nervös, reagiert rascher und heftiger als gewöhnlich auf Umweltreize, ist emotionaler und kann sich schlechter konzentrieren.

 Auch hier müssen Besitzer von Ex-Racern Vorsicht walten lassen. Manche Greyhounds reagieren aus Stress extrem und sind schlecht ansprechbar.
Stress steigert die Reizbarkeit. Der Hund ist weniger geduldig / tolerant. Seine Frustrationstoleranz ist gesenkt und seine Aggressionsbereitschaft ist gesteigert.

 Ex-Racer können die ersten Wochen und sogar Monate ihren Stress schlecht bewältigen. Sie neigen zu Frustverhalten.
Stresssituationen fördern die Ängstlichkeit. Es tritt vermehrte Unsicherheit auf, die Individualdistanz ist verändert (u.U. verträgt der Hund dann keine Nähe mehr), die Fluchtbereitschaft und das Ausmaß der Angst nehmen zu und es kann zu regelrechten Panikattacken kommen.

 Situationen, die dem Hund eigentlich vertraut sein sollten, lösen plötzlich Flucht aus und der Hund, der bisher ansprechbar war, neigt zum Abhauen und ist nicht mehr ansprechbar.

Gesundheitliche Folgen von Stress:
 Magen-Darm Beschwerden
 Durchfall, ständig weicher Kot
 Schlechte Verdauung
 Fressunlust
 Ballen abknabbern
 Schwanz anbeißen
 Aggressivität
 Schuppenbildung
 Stresspinkeln
 Im Kreis laufen

Viele Beschwerden müssen dann tierärztlich behandelt werden und intensive Stressbewältigung durch Hundetrainer, Physiotherapeut.

Stress bei Greyhounds ist nicht bedeutungslos und sollte sehr ernst genommen werden um die Gesundheit des Hundes zu erhalten.

unter anderem als Quelle verwendet:http://www.michis-hundeseite.info/stressundleistung.htm
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Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
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