*Probleme bei der Impfstoffentwicklung gegen Borreliose

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Chrisi3506
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*Probleme bei der Impfstoffentwicklung gegen Borreliose

Beitrag von Chrisi3506 »

Probleme bei der Impfstoffentwicklung gegen Borreliose
Von Michael Engel

Medizin.- Noch Jahrzehnte nach einem Zeckenbiss kann beim Opfer die sogenannte Borreliose zu Rheuma oder Lähmungen führen. Für Hunde gibt es schon seit vielen Jahren eine Schutzimpfung, nicht jedoch in der Humanmedizin.

"Bello" hat sie schon - eine Schutzimpfung gegen Borreliose. Professor Thomas Schnieder, Direktor des Zentrums für Infektionsmedizin der Tierärztlichen Hochschule Hannover, selbst jahrelanger Besitzer eines Hundes, sieht das aber kritisch:

"Also jede Behandlung oder Vakzine ist immer eine Risikoabwägung und für mich ist das Ergebnis dieser Abwägung so gewesen, dass der Nutzung der Vakzine von mir geringer eingeschätzt wurde als die Gefahr durch eine Borreliose."

Bei Wildtieren nimmt man an, dass sie vollständig gegen die Borreliose immun sind, weil sie Antikörper als Folge früherer Zeckenbisse gebildet haben. Aber auch bei Haustieren - insbesondere Hunden - wurden zum großen Teil Antikörper im Blut gefunden. Das heißt, auch sie hatten schon mal Kontakt mit infizierten Zecken ohne zu erkranken. Warum dann überhaupt noch impfen, fragen sich da viele Hundebesitzer wie Professor Schnieder aus Hannover :

"Und es ist meines Wissens nicht abschließend bewiesen worden, dass die einzelnen Arten pathogen oder eben nicht pathogen sind. Es wird sogar bezweifelt, dass diese Erreger überhaupt eine Erkrankung auslösen. Also ob die Vakzinierung gegen diese Erreger sinnvoll ist."

Impfstoffe für Hunde bestehen aus abgetöteten Bakterien. Von solchen "Vollerreger-Präparaten", die früher auch mal in der Humanmedizin verwendet wurden, ist eine schlechte Verträglichkeit bekannt. Außerdem muss die Impfung jedes Jahr wiederholt werden. Viele Hundebesitzer sehen das kritisch, zumal der Nutzen eher gering zu sein scheint. Bei den Menschen ist es anders. Nur 15 Prozent - so eine Untersuchung - haben Antikörper im Blut, was auf einen früheren Kontakt mit Zecken schließen lässt. Das heißt, auch beim Menschen führt nicht jede Infektion automatisch zu einer Erkrankung. Aber: Es gibt sie, Fälle von Borreliose, und die sind gefürchtet. Vor mehr als zehn Jahren entwickelte Professor Reinhard Wallich, damals beim Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg, den weltweit ersten Borreliose-Impfstoff für den Menschen.

"Dieser Impfstoff hat den Namen "Osp A". Das ist eine Abkürzung und steht für "outer surface protein A" - auf deutsch Oberflächenprotein A. Da handelt es sich um ein Lipoprotein auf der Oberfläche des Erregers der Lyme-Borreliose."

Dieser Wirkstoff hilft aber nur gegen "Borrelia burgdorferi sensu stricto". Kurz vor der Jahrtausendwende kam das Präparat auf den Markt - in den USA und Kanada - weil dort nur dieser eine Erreger vorkommt. In Europa hingegen leben auch andere Borrelienarten, gegen die der Impfstoff nicht helfen würde. Eigentlich funktionierte die Impfung wie gewünscht, dennoch geriet das US-Präparat in die Mühlen der Kritik. Im Tierversuch zeigte sich, dass extrem hohe Dosen - noch dazu in die Gelenke der Mäuse injiziert - rheumatische Reaktionen auslösen. Obwohl so überhaupt nicht geimpft wird, geriet das Präparat in die Schlagzeilen. Kaum jemand wollte sich noch impfen lassen. So nahm es der Hersteller vom Markt - aus ökonomischen Gründen. Zwischenzeitlich hatte Reinhard Wallich mit Kollegen der Uni Heidelberg und des Freiburger Max-Planck-Instituts für Immunologie einen neuen Impfstoff mit mehreren "Osp A-Typen" für den europäischen Markt entwickelt - gegen verschiedenste Borreliose-Erreger. Der Impfstoff wurde schon klinisch erprobt, als die Diskussion in Amerika aufkam. Das Pharmaunternehmen stoppte daraufhin die Versuche. Man wollte keinen Cent mehr in die Zulassung investieren. Andere Pharmaunternehmen sehen das mittlerweile anders. Seit vier Jahren kümmert sich "Baxter" um die Zulassung.

"Ich denke, von der wissenschaftlichen Seite sehe ich da keine großen Hinderungsgründe. Das ist natürlich immer eine Frage der Finanzen, da eine Phase III Studie durchzubringen, das kostet schon einige sechsstellige Beträge. Aber wenn die Firma das wirklich will, dann könnte sie in fünf Jahren den Impfstoff auf den Markt bringen."

Vor Zecken haben viele Menschen Angst - und das ist gut für's Geschäft mit einem Impfstoff, der davor schützt.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1774618/
Schöne Grüsse Petra

"Man hat nicht ein Herz nur für Tiere oder nur für Menschen
Entweder man hat ein Herz für alle oder keins"
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