*Die Memoiren eines Pilgers

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Greyhound-Forum
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*Die Memoiren eines Pilgers

Beitrag von Greyhound-Forum »

Die Memoiren eines Pilgers

Bitte bemitleide mich nicht. Ich brauche und will Dein Mitleid nicht. Vielmehr würde ich Dein Verständnis zu schätzen wissen. Ich wurde nicht geboren um die Stütze für jemandes Selbstwertgefühl zu sein oder als Waffe, die man als Knüppel gegen andere Menschen benutzen kann.

Sie nennen mich „Fabien“, und ich bin auf einer Grasebene aufgewachsen- irgendwo unter dem weiten blauen Himmel. Meine frühesten Erinnerungen sind die an endlos scheinende Tage, an denen ich mit meinen Brüdern und Schwestern spielte und rannte. Wir konnten unseren Galopp hoch und runter laufen, schneller und weiter als andere Greyhounds in anderen Ausläufen. Die Hasen und das Wild konnten sich glücklich schätzen, dass wir uns hinter hohen Zäunen befanden und diese sich nur ein paar hundert Yards erstreckten. Sie werden für immer auf meinem inneren Auge eingebrannt sein. Glaub mir, wir hatten stets ein Auge auf sie.

Bitte bemitleide mich nicht. Ich habe Dinge erlebt und getan von denen die meisten Hunde nicht mal träumen können. Ich erinnere mich, wie ich zu einem heißen, üppigen und grünen Ort gebracht und dem größten Rudel anderer Greyhounds vorgestellt wurde, dass ich je gesehen hatte. Ich habe neue Freunde kennen- und ziemlich viel über Menschen gelernt. Sie verbringen gern Zeit damit für uns zu Sorgen wie Besessene und sie sind sehr pünktlich und systematisch. Große Worte für einen Greyhound, ich weiß. Manchmal dachte ich, sie wären schon etwas übertrieben irrwitzig mit all ihrem Aufhebens. Ich meine, ein Greyhound benötigt seine Ruhe.

Wir mussten uns um nichts Gedanken machen oder irgendetwas für uns selber tun- außer laufen, essen und schlafen. Es war sehr entspannend und die Atmosphäre sehr gesellig. Die meiste Zeit haben wir uns ziemlich gut verstanden. Man nennt es „Rudel Umgangsformen“, und wir haben sie alle sehr früh von unseren Müttern lernen dürfen. Ich wünschte die anderen Hunde, die ich heutzutage manchmal treffe, wären genauso besonnen.

Die besten Zeiten waren jedoch immer, wenn unser Trainer uns zu dem Ort gebracht hat, wo sie uns das lärmende Ding haben jagen lassen, welches wir nie fangen konnten. Der Rausch von verdichtetem Sand unter meinen Pfoten, laufen- so schnell ich kann, das Chaos des Rudels and die Jubelschreie der Zuschauer gaben mir ein Gefühl der Unbesiegbarkeit. Jetzt, wo ich das nicht mehr habe, weiß ich, dass ich dazu geboren wurde. Es gibt dafür keinen Grund, es ist für mich einfach ein unwiderstehlicher Drang und eine erhebende Erfüllung, die du dir nicht vorstellen kannst.

Bitte bemitleide mich nicht. Heutzutage habe ich ein wundervolles, jedoch manchmal ereignisloses Leben. Meine neuen Besitzer sind bezaubert von mir und ich kann es Ihnen nicht verdenken. Ich war etwas Besonderes, damals. Sie könnten nicht netter sein, auch wenn sie möglicherweise keine Ahnung haben, mit wem sie es zu tun haben und was ich einst war.

Der Garten ist grün, das Gras wohltuend und weich und ich habe fast überreichlich Raum meine Beine zu strecken wann immer ich Lust dazu habe.

Manchmal, wenn ich im Vogelgezwitscher und Sonnenschein entspanne, denke ich an die alten Zeiten und erinnere mich an meine Freunde und Betreuer und all die Dinge die wir unternahmen und die Zeiten die wir gemeinsam verbrachten und teilten. Ich vermisse sie. Aber wie sich herausstellt trauere ich ihnen nicht nach.

Genau jetzt, wenn ich aus dem Fenster in den Garten schaue in dem ich meine meiste Zeit draußen verbringe, kann ich das Eichhörnchen wieder sehen.

Glaub mir, ich habe stets ein Auge drauf.
Übersetzt fürs Greyhoundforum Freda Rathmann, Übersetzungsfreigabe von Dennis McKeon liegt vor.
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Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
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