Erziehen Sie noch oder kastrieren Sie schon?

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Erziehen Sie noch oder kastrieren Sie schon?

Beitrag von Greyhound-Forum »

Erziehen Sie noch oder kastrieren Sie schon?

Heute arbeite ich mich mal grob durch die diversen Kastrations-Typen. Ja, ja, die gibt es wirklich. Also nicht beim Hund, sondern bei uns Menschen.

Da hätten wir die “Schöner Wohnen”- Fraktion. Der Hund wurde angeschafft, weil man soooo einen schon immer haben wollte. So einen hat man mal irgendwo im Urlaub gesehen und weil man halt keine Farm hat, aber einen Safarihut, muss eben der Hund ran. Nun kommt so ein Hund ja mit Innenleben. Da man keine Lust hat, das die Putzfrau Überstunden machen muss, nur weil die Hündin tropfend über den Carrara Marmor schreitet, wird halt schnell ein OP Termin vereinbart. Da hat man auch Ruhe. Ist ja auch alles eine Last, also für die Putzfrau, der Hund ist ja nach 10 Tagen wieder fit. Ne kleine Sache, so sagt der Mensch.

Die nächste Favoritengruppe wären die, die eigentlich selbst der Kita noch nicht entwachsen sind und gerne den Dauerinfantilismus um sich hätten. Wenn man also den Hund schnellstmöglich der aufflammenden Hormone entledigt, dann bleibt der doch viel länger netti und feini und macht dauernd hüpfi und so. Er bekommt auch nie Krebs! Ja, so ist das. Der Hund der nicht weiß wer er ist, der fragt auch nicht so viel nach. Gut, er bekommt in der Hundegruppe mal die Schippe um die Ohren gehauen, weil er eh nix zu bestellen hat, aber damit kommt der Mensch gut klar. Hauptsache der Wauzi markiert nicht chronisch die Tulpen im Garten. Man muss auch Kompromisse machen, oder?

Dann haben wir die Chemie-Freaks. Die würden ja niemals ihrem Hund was abschneiden. Das wäre ja so endgültig. Also haut man dem Prachtkerl alle 6 Monate einen Kastrationschip rein, dann könnte man ja, wenn man denn wollte alles jederzeit wieder in den Normalzustand zurück versetzen. Man hat also, “eigentlich” gar nix schlimmes gemacht. Außerdem kann Papi eher damit leben, das Harro nur etwas weniger gut ausgestattet ist als so gar nicht. Da weint das Männerherz, also wenn was ab soll. Aber wenn es sich sozusagen biologisch eigenständig weg schrumpf - dann ist das ok!

Dann gibt es noch die Träumer, die schauen sich Ihren Hund jahrelang an, machen nix außer alles besser wissen und dem Prinzen die Schleppe trage. Dann wird der Prinz zum Kaiser, verhängt die Prügelstrafe über die vierbeinigen Lakaien in der Nachbarschaft, die er auch selbst durchsetzt und dann, ja dann wird es unkommod für die Hundehalter. Man tingelt dann also in eine Hundeschule oder einen Verein und lässt sich erst einmal erklären, dass eine Kastration unumgänglich sei. Denn, wie wir ja ALLE wissen, wird der Hund dann sofort feini und dolle lieb! Ist auch einfacher, als sich mal hinzustellen und dem Pöbelhannes die Stirn zu bieten und sich blaue Flecke und Schrammen abzuholen. Dann lieber was wegoperieren. Blöd nur, dass Hund auch ohne seine Hormone weiß, was er gelernt hat.

Da werden Hunde kastriert die aus Überforderung und Stress aufreiten, Hunde die zurecht mal den anderen unter sich packen um klare Verhältnisse zu schaffen - Oooooh Gott, sowas will man nicht. Ja blöd halt mit dem Hundeverhalten. Kommt und ist da - gab es da keine Pillen gegen? Traurig für die Hunde, die nicht miteinander sprechen dürfen, ohne anschließenden OP Termin.

Es gibt vieles was für oder gegen eine Kastration spricht. Ich bin immer dafür, das gesamte Bild zu betrachten. Was nützt es, wenn ein Hund im hormonellen Dauerstress lebt, noch dazu zusammen mit einem Menschen, der es einfach nicht gut hinbekommt mit der Erziehung und der Hund von einem Problem zum nächsten schlittert. Wäre eine hormonelle Entlastung nicht sinnvoller? Aber wer will das entscheiden?

Wenn ich Mr.Testosteron an der Leine habe, der voll auf dem Gas ist, ich damit aber zurecht komme und ohnehin kaum Hundekontakte habe - warum was ändern, nur weil mein Hund eben ein gemachter Prolet ist, der noch dazu von Haus aus richtig Wums mitbekommen hat? So what! Dann hab ich eben zwei mal im Monat einen Affenaufstand an der Leine und erschrockene Schaulustige. Für wen wäre da die Kastration von Vorteil?

Hündinnen, die alle 6 Monate läufig werden, dann Scheinträchtig rumkauern und kaum haben sie sich erholt, kommt schon die nächste Hitze - was wäre gut? Was macht es mit der Lebensqualität des Hundes? Können wir das beurteilen?

Fakt ist, sich den Hund passend zu operieren ist genauso falsch, wie dem Hund Gesicht und Beine wegzuzüchten. Ich bin auch nicht sicher, ob man als Trainer hier wirklich was anraten sollte. Man kann Zusammenhänge aufzeigen, aber die Entscheidung liegt beim Halter. Ob es uns passt oder nicht. Auf den wirklich guten Tierarzt vertrauen, ist sicher auch eine Option. Aber sind wir doch mal ehrlich, Tierärzte sehen bei einem Praxisbesuch einen Bruchteil dessen, was der Hund im Repertoire hat. Was soll dabei verhaltenstechnisch bitte beurteilt werden? Schnappt raus beim Impfen - bitte Kastrieren, ist ja auch unsinnig. Medizinische Gründe sind klar zu diagnostizieren, aber die großen Zusammenhänge können unsere Tierärzte auch nicht für uns aufarbeiten. Damit wäre auch hier die Verantwortung wieder zurück beim Halter.

Sind wir Hundehalter nicht in der Pflicht, unsere Hunde als das zu nehmen, was sie sind? Es gibt Hunde, bei denen sehe ich absolut den Mehrwert durch einer Kastration. Bin ich aber ehrlich, dann stelle ich fest - hätte der betreffende Hund eben den Menschen, der es besser hinbekommt, dann würde ich über Kastration nicht zwingend nachdenken. Also kommt erneut alles zurück zum Halter. Statt etwas wegzunehmen, könnte man nicht evt. etwas dazu tun? Mehr Können, mehr Engagement, mehr Bereitschaft nichts haben zu wollen, was die Natur eben für uns nicht eingepackt hat. Hab ich nicht das Model "lieb und fluffig" an der Leine, sondern die Edition “stabil und hau drauf”, na dann könnte ich mich da einarbeiten. Es ist nicht einfach dieses Thema. Jeder denkt, er macht es richtig, wer will schon beurteilen ob es so ist?

" Was macht es mit dem Hund, wenn wir Menschen sein Erwachsensein nicht ertragen können?"

Kastrieren oder nicht ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Medizinische Gründe sollten sicher die Grundlage bilden, aber wir alle wissen doch, was in der Hundewelt so los ist. Also ab ans Eingemachte.

Lasst mal hören, was Ihr so für Meinungen und Erfahrungen habt.
Quelle;
https://www.facebook.com/WasMachtEsMitD ... 6457567942
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Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
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