Trennungsangst beim Greyhound verstehen

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Trennungsangst beim Greyhound verstehen

Beitrag von Greyhound-Forum »

Trennungsangst bei Greyhounds verstehen
Dennis McKeon
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Eine der häufigsten Beschwerden die wir von neuen Greyhoundbesitzern hören ist bekannt unter dem Namen „Trennungsangst“. Das heißt, der Greyhound wird extrem gestresst, wenn der neue Besitzer das Haus verlässt.

Dieses Verhalten kann sich äußern durch Hyperfentilieren, Jammern, Bellen oder alles zusammen aber auch im Engagement für kreatives Verhalten wie Dinge anknabbern oder andere weniger konstruktive Ausdrucksweisen von Angst und Erregung.
Während es für extreme Fälle von Angstzuständen Beruhigungsmittel gibt die der Tierarzt verschreiben kann, mag es hilfreich sein genauer hinzuschauen warum ein Greyhound dieses verstörende Verhalten zeigt.

Von dem Moment an als er/sie auf die Welt kam war dein Greyhound wohl nie allein, nicht einmal für einen kurzen Moment. Sie wachsen auf in konstanter Anwesenheit ihrer Mutter und ihren Geschwistern. Während die Mutter ab einem bestimmten Zeitpunkt getrennt wird bleiben die Geschwister normalerweise zusammen.
Es leben oft Dutzende von anderen Hunden in den Unterkünften wo sie in Ausläufen gehalten werden die aneinander grenzen, wo sie sich sehen können, sich jederzeit gegenseitig anbellen und/oder zum wilden Rennen antreiben können und sich einer harten Konkurrenz stellen.

Später im Rennzwinger bleiben auch oft die Geschwister zusammen und sie werden ins große Rudel integriert. Dort lernen sie in recht sozialer Atmosphäre alles im Zusammenspiel mit ihrem Rudel und ihren Betreuern zu machen.

Sogar in ihren Boxen (wo sie schlafen) bleiben sie in visuellem Kontakt mit ihren Zwingergefährten und ihren Betreuern. Recht häufig verbringen Geschwister ihr ganzes Leben am gleichen Ort, mit den gleichen Betreuern und bleiben zusammen bis einer oder mehrere in den Ruhestand gehen.

Also ist es ein Wunder, dass ein frisch adoptierter Greyhound, plötzlich hineingeworfen in ein für ihn vollkommen fremdes Universum, voller komischer Dinge und fremder Menschen- und vielleicht sogar, zum ersten mal in seinem Leben ohne die Gesellschaft anderer Greyhounds- sich möglicherweise etwas beklommen/besorgt fühlt?

Es kann mehr sein als man denken mag was den Greyhound besorgt. Alles Mögliche kann dies im Adoptanten auslösen. Von den neuen komischen Objekten und Geräten im neuen Zuhause über die neue Umgebung, den Gerüchen und Geräuschen in der Nachbarschaft bis zu jeglicher der vielen eingefleischten Routinen die sich nun verändert haben dem er/sie sich anpassen muss.

Der am häufigsten übersehene Auslöser ist der, dass der Greyhound keine Ahnung hat was er wohl falsch gemacht hat um plötzlich herausgerissen und fallengelassen worden zu sein in diese vollkommen neue und (oft) bedrohliche Situation.
Es gibt einen blinden Fleck bei manchen Adoptanten die es versäumen in Betracht zu ziehen, dass ein Greyhound vielleicht vollkommen glücklich war so mit dem Leben das er führte als Rennathlet, einer von vielen, ein Rudelmitglied.

Im Gegensatz zum populären Mythos ist die grösste Mehrheit der Renngreyhounds ziemlich zufrieden und erfüllt damit das zu tun wozu sie gezüchtet wurden, in einer Kolonie von Gleichgesinnten. Arbeitshunde sind generell so. Die Meisten geniessen ihre Arbeit, die körperliche und mentale Stimulation die sie bietet und blühen dabei auf.

Greyhounds gedeihen mit Routine, Pünktlichkeit und Wiederholung. Sie blühen auf, wenn sie so stressfrei leben können wie wir es ihnen nur ermöglichen können. Aber sie haben oft eine gewisse Reserviertheit gegenüber neuem. Sie sind sich Reglementierung und Zuverlässigkeit gewohnt und ihre ganzen Leben drehten sich in den engeren Grenzen von Zucht, Aufzucht, Training und Rennsport. Diese stehen der schönen neuen Welt im neunen Zuhause entgegen mit seinen sozialen Ausläufen und den Freizeit Aktivitäten in die der Hund nun involviert wird.
Trotzdem hat er keinen Auslauf mehr im Training und im Rennen um sich angenehm müde zu machen und den aufgestauten Stress los zu werden- ein sehr wichtiger Umstand den man sich bewusst sein sollte.

Ein frisch pensionierter Adoptant ist höchst wahrscheinlich schon gebunden gewesen an einen oder mehrere Betreuer und oft an einen oder mehrere Zwingerkollegen, die nun plötzlich weg sind. Dies ist eine riesige Leere zum füllen für die Meisten.
Diese Verbundenheit übrigens entwickelt sich über eine längere Zeitperiode in der der Greyhound lernt auf wen er sich in seinem Kreis verlassen kann und wem vertrauen.
Nur weil dein neu adoptierter Greyhound sich dem Fact hingegeben hat, dass du sein neuer Mensch bist, er dafür offen ist und sich fügt heisst nicht, dass er mit dir verbunden ist- oder du mit ihm. Das mag oder mag nicht passieren, mit Zeit, abhängig von der individuellen Fähigkeit deines Greyhounds sich anzupassen- und deiner eigenen.

Der Punkt ist natürlich, dass die Trennungsangst mehr sein kann als ein einfaches „ich kann einfach nicht damit umgehen alleine zu sein und ich vermisse meine Freunde und meine Arbeit“ Beklemmung- besonders für den neu Adoptierten.

Den Hund mit Spielsachen, Leckerchen und Aufmerksamkeit zuzudecken wird üblicherweise nicht das Wundermittel sein.
Dieses unglaubliche Wundermittel wird viel eher Routine, Pünktlichkeit und Stressverminderung in der neuen Umgebung sein, körperliche und geistige, den Hund einnehmende, gewinnende und fesselnde Stimulationen, gesunde Aktivitäten- und Zeit- Zeit für den Greyhound Vertrauen aufzubauen, sich einzulassen um sich dann schliesslich zu verbinden mit seinen/ihren neuen Menschen.

Dennis McKeon
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Übersetzt von Lonja Schmid fürs Greyhound Forum
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Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
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