Basiswissen und Informationen vor einer Adoption

Wissenswertes - was vor einer Adoption überlegt sein sollte
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greycie
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Basiswissen und Informationen vor einer Adoption

#1 Beitrag von greycie » Mi 26. Dez 2018, 19:11

Der GALGO!

Wie lebten sie bevor sie aussortiert wurden?
Was haben sie erlebt während ihrer Junghundphase und was während ihrem aktiven Leben als Jagdhunde in Spanien und wie kann einem dieses Wissen helfen ihnen ihren Umzug in ihr neues Dasein zu erleichtern?

Dazu ein paar Beiträge, die, wie ich finde, das Basiswissen eines Adoptanten darstellen sollten.

Meine Erwartung liegt hier ganz klar bei den Vermittlungsorgas, die sich, sollten sie Galgos vermitteln, mit der Materie auseinanderzusetzen haben um Adoptanten aufklären zu können.

Eine Vermittlung auf die Mitleidsschiene (Mißhandelt, nicht mehr benötigt, zu langsam, in der Tötung gewesen etc.pp) sind immer die schlechteste Adoptionsgrundlage!

Für mich ist diese Sammlung (die ständig erweitert wird) das Basiswissen für Galgobesitzer bzw. die es werden wollen und wer einen Galgo wirklich verstehen will, der sollte wissen zu was sie gezüchtet wurden, wie selektiv das über viele viele Generationen passierte und wie ihr Alltag bis zur Adoption aussah.

Wer einen Galgo adoptiert, der vom Jäger kommt und der seinem neuen Weggefährten Hilfe im neuen Umfeld geben will und der möchte, das er sein neues Leben mit möglichst wenig Stress erlebt und der mit gutem Verständnis an die Sache heran geht, sollte sich mit seinem Vorleben vertraut machen.

Es ist untrennbar mit ihm verbunden!

Selbst wenn man mit der Jagd im Ursprungsland nichts zu tun haben möchte und diese nicht in Ordnung findet, sollte man dennoch wissen, woher diese Hunde kommen, was sie in ihrem Koffer haben, den sie mitbringen.

Nur wer hier offen umgeht und auch akzeptiert, warum der Galgo ist, wie er ist, kann ihm und sich selbst das Leben ungemein vereinfachen!

Das sind Sie ihm schuldig! Denn er hat es sich nicht ausgesucht, nun dort gelandet zu sein, wo er ist!

Das Leben hier als Haushund, mit ständig wechselnden Begebenheiten ist eine immense Herausforderung für so einen Hund.

Man könnte es ihm doch so einfach machen, wenn man sich drauf einlässt, woher sie kommen und was sie sind.

Fortsetzung folgt:
Michaela mit den Jungs und den Mädels
.....................................
Nur wer seinen Windhund hat jagen sehen, weiß was er an der Leine hat
"h12"

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Re: Basiswissen und Informationen vor einer Adoption

#2 Beitrag von greycie » Mi 26. Dez 2018, 19:12

Galgo Español Spanien, Festland

Der Galgo Español war schon den Römern in der Antike bekannt; es ist aber anzunehmen, dass seine Verbreitung auf der Iberischen Halbinsel schon viel früher stattfand. Er stammt von den alten asiatischen Windhunden ab und hat sich an die spanischen Steppen- und Ebenen-Verhältnisse angepasst. Er wurde während des 16., 17. und 18. Jahrhunderts in großer Zahl in andere Länder wie Irland und England exportiert. Der Galgo Español ist einer der Vorfahren des Englischen Windhundes (Greyhound), der die gleichen spezifischen Rassemerkmale wie der Galgo Español aufwies, die zuvor als Basis für die spätere Auslese und Anpassung dienten. (Quelle: VDH)

Hetzhund für die Hasenjagd im Gelände, schnell verfolgend und auf Sicht jagend. Er ist früher auch zur Jagd auf andere Tiere wie Kaninchen, Füchse und sogar Wildschweine verwendet worden, jedoch war und ist grundsätzlich die Verwendung dieser Rasse die Hasenjagd im Gelände.
Beschreibung lt. DWZRV

Die Haltungsbedingungen in dem jeweiligen Ursprungsland sind ganz sicher nicht das, was wir uns (nach unserem Empfinden) unter einer optimalen Aufzucht und Haltung eines Welpen oder Hundes vorstellen. Man muss bedenken, dass wir hier von Gebrauchs- bzw. Nutztieren sprechen, nicht von Haushunden und Familienmitgliedern, als die wir unsere Hunde betrachten. Die Hunde werden zu einem bestimmten Zweck gezüchtet, geboren und nach dort herrschendem besten Wissen und Gewissen auf ihre Aufgabe vorbereitet. Dennoch möchte ich anmerken, dass es durchaus eine Bindung/Beziehung zwischen Hund und Halter gibt und dem Hund und seiner Leistung häufig Respekt und Sorgfalt entgegen gebracht werden.

Galgo Español

In Spanien gibt es so etwas wie einen Kennel-Standard wie in der Greyhound-Welt nicht. Die Anlagen, in denen die Hunde gehalten werden, sind sehr unterschiedlich und liegen oft auch außerhalb von Wohngebieten. Sie sind von außen oft nicht als solche zu erkennen.

Die Hundehaltung in Spanien ist differenziert zu sehen bezüglich dessen, was wir als eine gute Haltung von Hunden ansehen. Oft haben die Besitzer auch Angst, dass ihnen die Hunde gestohlen werden und halten sie daher regelrecht versteckt. In kellerartigen Räumen oder auch in Hallen ohne Fenster. Manchmal in der Nähe ihres Wohnhauses, manchmal aber auch weit außerhalb. Es gibt „bessere“ und „schlechtere“ Halter/Züchter/Jäger. Zucht und Jagd sind Traditionen, die schon über viele Generationen hinweg Bestand haben.

Die Jagd mit Galgos war auf der Iberischen Halbinsel eine weit verbreitete Tradition, aber man darf auch nicht vergessen, dass der Galgo in schweren Zeiten, wie z.B. der Nachkriegszeit in der jüngeren Geschichte, dafür sorgte, dass der ein oder andere Hase auf den Tisch kam und die Familie ernährte.

Während in früheren Zeiten bei der reinen Jagd die Anzahl der Beutetiere im Vordergrund stand, geht es im heutigen Sport um den Wettbewerb, die schnelle Verfolgungsjagd, das Duell zweier Hunde, die gegeneinander antreten, die Haken, die sie schlagen, und den Jagdeifer der Hunde.

Die ersten Wettbewerbe fanden Anfang des 20. Jahrhunderts statt. Seit seiner Gründung im Jahr 1939 organisiert und veranstaltet der Dachverband Federación Española de Galgos (FEG) diese Wettbewerbe auf autonomer (eine autonome Region ist ungefähr unseren Bundesländern vergleichbar) wie nationaler Ebene.

Die Bedingungen für die Wettbewerbe sind dieselben wie für die Jagd: In offenem Gelände durchschreitet eine Gruppe von Menschen ("mano" genannt) organisiert und schweigend das Gelände auf einer imaginären Linie und sucht den Hasen in seiner Sasse (Kuhle, in die sich der Hase duckt). Vor der Gruppe läuft der Hundeführer ("soltador" oder "traillero" genannt) mit den beiden Galgos, die gegeneinander antreten. Sieht die "mano" den Hasen, scheucht sie ihn auf. Der Traillero läuft mit beiden angeleinten Hunden hinter dem Hasen her, bis dieser einen Abstand erreicht hat, der ihm eine faire Überlebenschance gibt. Die "trailla" ist eine Spezialleine, die die Hunde auf Zug an einer durch sie laufenden Kordel, die um das Handgelenk getragen wird, automatisch aus ihren Halsungen befreit. Ist der Abstand groß genug, werden die Hunde von der Leine gelassen. Ein Lauf beginnt mit dem Loslassen der Hunde und endet mit dem Schlagen des Hasens oder wenn dieser sich versteckt und die Hunde ihn nicht mehr sehen.

Im Wettbewerb werden die Galgos mit einer roten und einer weißen Halskrause gekennzeichnet. Sie werden von drei Richtern zu Pferd begleitet, die den Zeitpunkt zum Freilassen der Hunde bestimmen und den Lauf bewerten. Ein gültiger Lauf muss mindestens 55 Sekunden dauern.

Bewertet werden:

- Schnelligkeit

- Ausdauer

- Überholen des gegnerischen Galgos auf gerader Linie

- Hasenkontakt

- Haken schlagen

- Schlagen des Hasens

Die Wertung wird von den Richtern mittels farbigen Tüchern angezeigt:

- Rot: Gewinner ist der Galgo mit der Halskrause der gleichen Farbe.

- Weiß: Gewinner ist der Galgo mit der Halskrause der gleichen Farbe.

- Gelb: Ungültiger Lauf. Dies kann verschiedene Gründe haben wie z.B. Ereignisse während des Rennens, ein Rennen unter 55 Sekunden, ein nicht gut von den Richtern einzusehendes Rennen usw.

- Grün: Unentschieden.

- Gelb, schwarz und die Farbe der Halskrause (weiß oder rot) in der linken Hand: Verwarnung eines Galgos aufgrund eines Verstoßes während des Rennens. Der Gewinner ist somit der andere Galgo, auch wenn dessen Sieg unverdient ist.

- Schwarz und die Farbe der Halskrause (in der linken Hand): Disqualifizierung des Galgos mit der Halskrause der gleichen Farbe. Dies kann aufgrund einer doppelten Verwarnung oder wegen Anhaltens während des Laufs geschehen.

Um an einem solchen Wettbewerb teilnehmen zu dürfen, muss ein Galgo mindestens 16 Monate alt sein. Im Alter von 14-15 Monaten werden die Galgos aber "probiert", d.h. zum ersten Mal auf Hasen angesetzt.

Einen wirklich strikten Trainingsplan wie bei den Greyhounds gibt es bei den Galgos nicht. Empfohlen werden tägliche ausgedehnte Spaziergänge mit ausreichend Freilauf das ganze Jahr hindurch.
(C) C.Löhr

Videos:
bei Minute: 28:40 gehts los (der Hase wird bei 29:30 geschlagen ...), der nächste Lauf beginnt bei 43:20 und endet bei 46:00 - wobei ich denke, das sie den Hasen verloren haben ....
Und ich denke, das Video wurde zu Beginn des zweiten Laufes auch geschnitten, da man die Hunde wohl teilweise nicht mehr mit der Kamera folgen konnte - dann hat man immer noch gute 3 Minuten Hochleistungsjagd - was zeigt, welche Kondition diese Galgos aufbringen ...

https://www.youtube.com/watch?v=ekepvoqVFk4

Hier ein weiteres Video vom Finale
https://www.youtube.com/watch?v=lzllCHx3Z5o
Beginn der ersten Jagd bei 7:30
Michaela mit den Jungs und den Mädels
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Re: Basiswissen und Informationen vor einer Adoption

#3 Beitrag von Smilla » Do 27. Dez 2018, 17:23

Beeindruckende Videos!
Vor allem das zweite habe ich mir genauer und ganz angesehen.

Was ich gesehen habe?
Wie Galgos auf den Wettbewerb vorbereitet werden (es wurde ja auch die Beweglichkeit getestet und somit auf Verletzungen geachtet und getapet wurden sie teils auch).
Und ja, auch die über 2-3min Hochleistung kann ein Galgo nicht einfach mal so aus dem Stehgreif leisten und genauso wenig, wenn er sonst das ganze Jahr unter schlechtesten Bedingungen lebt.
Am Ende sieht man ja sogar, wie die Menschen MIT dem Hund freuen.

Es wird auch ein Unterschied sein, ob man an den großen offiziellen Wettbewerben teilnimmt oder an kleinen, gar illegalen (?!).

Ich finde das Video ist mal wieder ein guter Beweis, dass man nicht alle über einen Kamm scheren darf!

Ich musste das nun loswerden, auch wenn´s hier völlig off topic ist.
Aber vielleicht kann man das Video nochmal separat in einem Beitrag posten?
LG Sandra und Galgo-Grey Azor "h12"

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