Die Theorien über die Entstehung der Windhunde im Allgemeine

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Die Theorien über die Entstehung der Windhunde im Allgemeine

#1 Beitrag von JustGalgo » Do 10. Apr 2008, 17:06

Die Theorien über die Entstehung der Windhunde im Allgemeinen


Die Theorie über die Entstehung des Haushundes aus dem Wolf


Es gibt verschiedene Theorien über die Entstehung und Verbreitung der Windhunde.
Inzwischen ist molekularbiologisch bewiesen, dass alle Hunderassen vom Wolf abstammen,
und zwar von einer heute ausgestorbenen Unterart, die sich vor über 100.000 Jahren abspaltete.
Aus dieser Unterart Canis lupus familiaris entstand die Variationsbreite der heutigen Hunderassen.
Weiterführende Internetseiten zur Abstammung des Hundes vom Grauwolf:
(die Links bauen aufeinander auf: vom Allgemeinen immer wissenschaftlicher)
http://home.t-online.de/home/dmr-greywo ... zz1997.htm

http://home.arcor.de/amdo/Domestikation.html


http://www.bas-rouge.de/echt/krankheiten/selektion.htm .



Die Theorien über die Entstehung des Windhundes


Die Enstehung des Windhundes wird als Hochspezialisierung auf die Sichthetzjagd aus den ursprünglichen Jagdhunderassen angenommen. Die ältesten Darstellungen von Hunden überhaupt sind Windhunde in Afrika:
Nordsahara9000J.jpg
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FelszeichnungFezzanLibyen.jpg
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Bildquellen: "Unsere Windhunde", DWZRV, Ausgabe 03/2003, Seite 25 & Erik Zimen, "Der Hund", München 1988, Seite 152.

Diese beiden Dar- stellungen stammen aus Nordafrika: Qued Djerat, Nordsahara und Fezzan, Libyen.
Sie stellen den stehohrigen Windhunde des Tesem-Typs dar.


Der sogenannte Typs des "Tesem" findet sich schon vor 9000 Jahren in Nordafrika und zeigt
eine windhundhaft schlanke, hochläufige Anatomie, die in der Stilisierung besonders deutlich
die Windhundmerkmale überzeichnen: muskulöse Hinterhand, tiefer Brustkorb, überlange Beine.
Heute sind nur noch die Mittelmeerwindhunde stehohrig und nur noch der Podenco Ibicenco
ringelt während der Jagd seine Rute über den Rücken, kommt damit also dem Tesem am nächsten.
Vermutlich sind die Windhunde aus den damaligen Jagdhunden hervor gegangen, als sie sich auf
eine immer schnellere, das Wild rasch einholende und fangende Verfolgungsjagd spezialisierten.
FelszeichnungFezzanLibyen.jpg
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Aegypten5000J.jpg
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Diese beiden Darstellungen stammen aus Ägypten:
Oben: andere Jagdhunde und der Tesem-Windhund existierten nebeneinander.
Unten: Vor 5000 Jahren taucht der hängeohrige Windhund auf und verdrängt den stehohrigen von den antiken Jagddarstellungen.


Da es schon vor 10.000 Jahren alle Grundtypen des Hundes gegeben haben dürfte (neben den hetzspezialisierten Windhunden und anderen Jagdhunden die Wach- und Hütehunde, spätestens seit
der Hochkultur Ägyptens auch die verzwergte Schoßhunde), verwunderte die Darstellung von Windhund
und Jagdhund nebeneinander nicht: die schon damals auf ihre Schnelligkeit spezialisierten Windhunde
besetzten eine Nische in den schon damals vielfältigen Jagdmethoden der alten Kulturen. Der Tesem,
die altägyptische Windhunderasse, war zum Beispiel auf die schnelle Antilopenjagd spezialisiert.
Andere Jagdhunde hat es schon immer gegeben, darunter die dem Windhund ähnlichen Laufhunde.
Die Beliebtheit der Bracken ist historisch durchgängig dokumentiert. Ihre einstige Bedeutung wird heute
noch durch die Bezeichnung der FCI-Gruppen als Laufhunde für Hoch- und Niederwild angedeutet.

Als Übergangsform zwischen der großen Gruppe der allein mit der Nase fährtenden Laufhunde
und den allein mit dem Auge hetzenden Windhunden haben sich die mediterranen Windhundrassen
erhalten, die man bis heute in den stehohrige Laufhunden der Mittelmeerinseln erhalten findet:
Podenco Ibicenco (Balearen, Katalonien), Podenco Canario (Kanaren), Kelb tal-Fenek (Malta),
Cirneco dell'Etna (Sizilien). Diese vier Rassen verkörpern den sog. Typ des "Pharaonenhundes"
- jedoch haben die Engländer den Namen "Pharao Hound" allein für den Kelb tal-Fenek reserviert,
obwohl von den heutigen Rassen der Podenco Ibicenco dem Erscheinungsbild am nahesten kommt.
Anders als die reinen Vollblutwindhunde, die nur auf Sicht hetzen, benutzen sie auch ihre Nase und
ihr Gehör, um das Wild aufzustöbern und nach dem Aufscheuchen zumeist paarweise zu fangen.
Diese im Typ schon seit Jahrtausenden bekannten Hunde haben sich an das zerklüfteten Felsenterrain
auf den Mittelmeerinseln und Kanaren angepasst und als Kaninchenjagdspezialisten überdauert.


Hingenen die auf reine Sichtjagd spezialisierten Windhunde konnten sich nur in weithin offenem Gelände
herausbilden: aus der Ferne erspähen sie ihre Beute und hetzen sie bis zur Erschöpfung. Wie erwähnt
reichenen die ersten Darstellungen dieser hängeohrigen Hetzspezialisten etwa 5.000 Jahre zurück.
Sie dürften sich aus den Bracken, die in der Meute das Wild bis zur Erschöpfung verfolgten, entwickelt
haben: einige wurden eben immer schneller und holten dadurch das Wild immer früher ein. Jeweils
angepasst an ihre Region haben sich die heute anerkannten Windhunderassen über die Welt ausgebreitet

Aber es aber gibt auch Stimmen, die sich gegen diese Entwicklungsgeschichte aussprechen.


Die einen meinen, dass die Windhunde im zentralasiatischen Osten entstanden sind (z.B.
aus dem südosteuropäischen Steppenwolf oder indischen Wolf heraus gezüchtet) und
durch diverse Völkerwanderungen nach Osteuropa und von dort bis in den afrikanischen
Südwesten vorgedrungen sind.
(Problem: Warum kamen dann aber erst mit der antiken Völkerwandung der Goten die
Windhunde nach Europa, während es sie in Nordafrika schon vor 10.000 Jahren gab?)


Andere glauben an zwei Entstehungsorte: einen für die südlichen und einen für die
nördlichen Typen, denn überall wo der Mensch auf weiten und offenen Flächen jagte,
nutzten ihm die schlanken und schnellen Windhunde: die asiatisch-russischen Steppen
im Norden und die Savanne und das damals grüne Grasland Nordafrikas und Arabiens.


Es gibt auch Vertreter der Theorie, dass die Wiege der Windhunde nur in Afrika liegt
und sie von hier aus zuerst Ägypten und Vorderasien, später Europa erobert haben.
Als Ahnherr wird der Canis lupus simensis, der Abessinische/Äthiopische Wolf, genannt,
der in der offenen Steppe lebt und als einzige Wolfsart bevorzugt als Einzelgänger jagt.
Dass Wölfinnen erst mit 2 Jahren geschlechtsreif sind, deutet auf ein langsames Wachstum hin.
Dafür spricht auch, dass die ältesten Windhunddarstellungen 10.000 Jahre alte Felszeichnungen
in Afrika sind. Die dort abgebildeten stehohrigen Kurzhaarwindhunde des Tesem-Typs
leben heute nur noch in den Mittelmeerrassen fort. Mit den jüngeren ägyptischen
Darstellungen treten hängeohrige Windhunde im Typ des heutigen Sloughis in den
Vordergrund.


Einige (zweifelhafte) molekularwisschenschaftlichen Analysen von ausgewählten DNA-
Abschnitten lieferten angeblich die folgenden, interessanten Ergebnisse:


Erstens: Sloughi und Azawakh besitzen ein zusätzliches Gen gegenüber den anderen Orientalen.
Dies könnte die Theorie der älteren Rasse (als der genetisch reicheren Urform) stützen.

Zweitens: Sloughi und Afghane scheinen enger miteinander verwandt zu sein als Sloughi und Saluki.
Sloughi + Afghane: 1 Unterschied in dem genetischen Fingerabdruck der ausgewählten DNA-Marker
Afghane + Saluki: 3 Unterschiede in dem genetischen Fingerabdruck der ausgewählten DNA-Marker
Sloughi + Saluki: 7 Unterschiede in dem genetischen Fingerabdruck der ausgewählten DNA-Marker
Quelle: http://www.sloughi-international.com/saluki.html

Aber stammen alle Hunderassen denn wirklich von nur einer Wolfsart ab?

Eine letzte Theorie geht davon aus, dass die Windhunde aus einer eigenen Wildform entstanden sind.
Eine molekulargenetische Untersuchung zeigte, dass es 4 molekulargenetisch unterschiedliche Gruppen
von Hunden gibt. Offensichtlich hat der Mensch den Wolf mehrmals gezähmt und dann domestiziert.
(Quelle: http://www.dachshundklub.de/zucht/domestikation.pdf ) Da in diesem Falle die Wildform des
Windhundes nur in einem offenen Grasland oder Steppengebiet entstanden sein kann, liegt ebenfalls
als Entstehungsort der afrikanische Kontinent am nächsten. Wie sich Afrikas Vegetation im Laufe
der letzten Jahrtausende - dem Zeitraum der Entstehung des Windhunde - veränderte, zeigen die
bunten Grafiken unter dem folgenden Link: http://www.esd.ornl.gov/projects/qen/nercAFRICA.html .
Demnach war die Sahara vor 5.000 Jahren eine Mischung aus Halbwüste und offener Graslandschaft
und vor 7-8.000 Jahren komplett eine offene Graslandschaft mit einem Savannenstreifen im Süden.
Geht man allerdings noch weiter zurück, wird die Sahara allmählich wieder zur Wüste, ähnlich wie heute.
In dieser offenen Graslandschaft (ähnlich der heutigen Gras- und Savannenlandschaft in Südafrika)
könnte sich ein windhundhaftes Raubtier entwickelt haben, das sich dann dem Menschen anschloss.
Gerhard Franz hat in einem 2003 erschienen Artikel seine Argumentation zusammen gefasst:

alte Theorie: alle Hunde stammen vom Wolf an
Anfechtung: eigene Wildform für Windhunde


Alte Theorie:
Forschungsmeinung:
Im deutschsprachigen Raum gilt es als unangefochtene Lehrmeinung, dass alle Hunderassen ohne Ausnahme einzig und allein vom Wolf abstammen.
Anfechtung:
andere Forschungsmeinung:
Im französischsprachigen Raum wird die These, dass Windhunde von einer ursprünglichen, frei lebenden Art hundlicher Raubtiere abstammen, schon länger vertreten.

Alte Theorie:
Stellung des Hundes in der Gesellschaft:
Unter den Hunderassen der Welt nehmen Windhunde
seit jeher eine bevorzugte Rolle ein. Herkömmlicherweise erklärt man sich dies dadurch, dass Windhunde (im Falle des Orients) die einzige Möglichkeit darstellten, den kargen Speiseplan um frisches Fleisch zu bereichern.
Da es vom Wohlergehen des Hundes abhing, ob die
Jagd von Erfolg gekrönt wurde, war eine gewisse Fürsorge für den hundlichen "Ernährer" unabdingbar.
Daraus erkläre sich die besondere Wertschätzung und Achtung gegenüber den Windhunden.
Anfechtung:
andere Stellung des Hundes in der Gesellschaft:
- In Nordafrika und Vorderasien, dem Herkunftsort der orientalischen Windhunderassen, werden sie, ähnlich den Pferden, reingezüchtet und hochgeschätzt. Nur der Windhund galt nicht als verachteter, "unreiner Hund", durfte mit in das Beduinenzelt und bei Herrchen auf dem Teppich schlafen. Welpen wurden von den Frauen versorgt.
- In Europa war dem normalen Volk die Haltung von Windhunden, einem Privileg des Adels, verboten. Windhunde durften ebenfalls mit in die Wohnräume des Schlosses oder der Burg und am Kamin liegen.
Viele Gemälde zeigen den Adel mit ihren edlen Windhunden, dem edlen Jäger neben dem Raubvogel.

Alte Theorie:
Ernährung:
Hunde sind, wie der Wolf, Fleischfresser, zur Not Allesfresser. Eine vegetarische Ernährung gilt als nicht hundegerecht.
Anfechtung:
Ernährung:
Seit jeher wird für Windhunde trockenes Brot und Wasser empfohlen. Noch heute werden sie in Nordafrika und dem Orient mit Brot und Olivenöl ernährt.

Alte Theorie:
Entwicklungsgenetik:
Bei Pudeln beispielsweisedauert der erste intensive Wachstumsschub etwa 56 Tage, nach 5-6 Monaten
wird die deutliche Wachstumszunahme langsamer.
Anfechtung:
andere Entwicklungsgenetik:
Bei Barsois beispielsweise zieht sich der erste intensive Wachstumsschub über mindestens 150 Tage hin. Barsois wachsen auch nach 6 Monaten noch kräftig weiter.

Alte Theorie:
Verbreitung des Windhundes in Europa:
Windhunde wurden, zumindestens in der römisch- griechischen Antike, offenbar nicht durch menschliche Zuchtauslese aus den vorhandenen europäischen Laufhunden herausgezüchtet, sondern spätestens
von den völkerwandernden Goten importiert.
Anfechtung:
importierte Verbreitung des Windhundes in Europa:
Um 400 v.Chr. gab es anscheinend noch keine Windhunde in Europa (Xenophon trieb mit Laufhunden Wild in Fallen), erst spätestens um 150 n.Chr. herum berichtet Arrian von der Hetzjagd mit Windhunden.
Die Windhunde müssen importiert worden sein.

Alte Theorie:
Erste Darstellungen:
Der gängigen Theorie nach wurden wilde Wölfe allmählich domestiziert. Als Stammform des Hundes kommen mehrere Wolfsarten in Frage, obwohl auch einige Schädel Fuchs- und Schakalmerkmale zeigen.
Anfechtung:
Erste Darstellungen:
erschienen erstmals und massiv in Afrika, einem Kontinent, in dem nie das Vorkommen von Wölfen belegt wurde (außer dem Abessinischen bzw. Äthiopischen Wolf, eng verwandt mit dem arabischen und indischen).

Alte Theorie:
Verhalten:
Der Hund zeigt wenigstens im Ansatz alle Drohformen des Wolfes. Seine Stärke liegt im Bellen. Normale Hunde zeigen ein abgeschwächtes, reduziertes Wolfsverhalten.
Anfechtung:
teilweise wolfsuntypisches Verhalten:
Windhunde bellen wenig, haben ein anderes, reiches Lautrepertoire und weichen besonders bei dem üblicherweise vielzitierten Abwehr- und Aggressions- verhalten teilweise erheblich vom Hundeverhalten ab.

Alte Theorie:
Verhalten:
Hunde sind Rudeljäger und abhängig von ihrem engen Rudelverband. Sie gehorchen auch gegen ihre Instinkte.
Anfechtung:
gegensätzliches Verhalten:
Windhunde sind selbstständige, unabhängige und eigenverantwortliche Individualisten. Instinktbestimmt lassen sich von einer begonnenen Jagd nicht abrufen.

Alte Theorie:
Lebensraum:
Wölfe leben in waldreichen, stark zerklüfteten Regionen und ermüden ihre Beute durch ausdauerndes Verfolgen.
Anfechtung:
gegensätzlicher Lebensraum:
Eine blitzschnelle Sprintfähigkeit kann sich nur in offenem Gelände entwickeln: Steppen, Savannen, Hochebenen.

Alte Theorie:
Orientierung:
Hunde orientieren sich hauptsächlich über ihren Geruchs- sinn. Auch Jagdhunde arbeiten mit der Nase an der Fährte, selbst der treibjagende Rudeljäger Wolf.
Der seine Beute bis zur Erschöpfung treibende Rudeljäger (Hund wie Wolf) kann auf sich gestellt kein größeres Wild als Mäuse, Ratten und junge Kaninchen erjagen.
Anfechtung:
gegensätzliche Orientierung:
Windhunde dagegen gebrauchen in erster Linie ihre Sicht,
sich auch durch Hochspringen aus dem Stand umsehend. Die scharfsichtigen Windhunde nehmen noch die kleinste Bewegung im weit entfernten Feld, ja am Horizont, wahr.
Die Umstellung der Sinnesorgane vom ausgesprochenen Nasen- zum Augentier macht den Windhund einmalig,
zum sprintenden Geparden unter den Hundeartigen.

Alte Theorie:
Domestikationsfolgen:
Das Haustier erleidet im Laufe der Zeit einen permanenten Leistungsabfall seiner natürlichen Fähigkeiten, da nicht mehr dem natürliche Überlebens- kampf unterworfen. Durch die Reduktion der Sinneszentren im Gehirn müssen die Sinnesleistungen
von Haustiere gegenüber der Wildform geringer sein.
Anfechtung:
typische Evolutionsmerkmale:
Windhunde sind dem Wolf überlegen in:
- der Schnelligkeit (Einholen der Beute:
überlegen im natürlichen Laufvermögen)
- der Fixierung und Erjagung von Beute (Sichtjäger:
überlegen im Jagen (Einzeljäger) und Sehen)
- der individuellen Entscheidung des Zugriffs
- in der direkten Konfrontation (Jagd auf Wölfe)

Alte Theorie:
Menschliche Zuchtauslese:
Wenn der Mensch durch die Verpaarung seiner besten Hetzhunde den superschnellen Windhund gezielt herausgezüchtet haben sollte, warum hat er dann keinen gehorsamen, problemlos an das Leben in der Gemeinschaft angepassten Hund gezüchtet?
Denn schon vor über 5.000 Jahren werden angeleinte Windhunde abgebildet. Bis heute sind Windhunde nicht durch die üblichen Regeln der Unterordnung unter Kontrolle zu halten. Wenn der Mensch diesen Hochleistungsjäger züchten konnte, warum dann
nicht mit dem einfacheren, hundetypischen Wesen?
Anfechtung:
keine menschliche Zuchtauslese:
Windhunde lassen sich durch die Rennbahnzucht nicht schneller machen und in ihrem Jagdvermögen verbessern.
Sie sind seit ihrem Auftauchen vor rund 10.000 Jahren nicht oder kaum verbesserungsfähige Hochleistungsjäger.
Normalerweise bringt nur die Natur ein Lebenwesen hervor, das nicht mehr zu übertreffen ist:
- ideale Abstimmung des Bewegungsapparates
- ideales Verhältnis und Winkelung der Gliedmaßen
zueinander sowie deren Bemuskelung
- ideales Brustkorbvolumen mit der auf höchste
Leistungsfähigkeit spezialisierten Lunge und Herz

Alte Theorie:
Zuchteinflüsse:
Der Mensch kann durch züchterische Auslese nur auf einzelne, besondere Merkmale hinarbeiten, wie z.B. Gewicht, Größe, Milchleistung, Fleischleistung, Hüteleistung, Gehorsamsbereitschaft und Zutraulichkeit.
Anfechtung:
Zugestandene Zuchteinflüsse:
"Rasseentstehung" durch regionale Anpassungen an die Klima- und Geländegegebenheiten, jagbaren Wildarten und menschlichen Jagdmethoden (Kurzhaar, Rauhhaar, Langhaar, Ohrenform, Rutenform, Größe, Gewicht, Farbe, andere Eigenheiten und "Rassekennzeichen").


Demnach spricht einiges dafür, "dass die Canidenart Windhund sich in der freien Wildbahn
so entwickelt hat, wie sie uns heute begegnet: Schneller als alle bekannten Wolfsarten, auf
Sicht jagend, äußerst eigenwillig, aber doch mit einem gewissen Respekt vor dem Menschen.
Durch diese Eigenschaft hat sich der Windhund dem Hausstand angepasst."

Quelle: aus "Unsere Windhunde" März 2003, Seite 24-29,
"Nur Mut zum Denken. Versuch zur Anfechtung der Theorie,
dass alle Hunde auf den Wolf zurückgehen - am Beispiel der
Windhunde" von Gerhard Franz


Jedoch lassen sich die meisten Eigenheiten der Windhunde aus ihrer Funktion heraus erklären.
Wie sich aus den Bracken Windhunde entwickelt haben können, indem sie sich nämlich auf die
Hochgeschwindigkeitsverfolgung spezialisiert haben, habe bereits weiter oben beschrieben.
Daraus resultierte logischerweise eine extrem auf Geschwindkeit angelegte Anatomie wie auch
die Ausrichtung auf die Sichthetze (vom feinen Nasentier zum hochaufmerksamen "Augentier").
Eric Zimen erklärt die Gehorsamsunwilligkeit der Windhunde aus der Wolfs-Selbstständigkeit:

"Zwischen dem geradezu lernwilligen Hund, der allein dadurch für seinen Eifer belohnt wird, dass er es Herrchen oder Frauchen recht macht und womöglich gar eine Streicheleinheit bekommt, also körperlichen Kontakt mit seinem "Super-Alpha" erfährt, und dem unabhängigen und nur schwer über soziale Verstärker für das Lernen zu motivierenden Wolf liegen Welten, genau gesagt: 10.000 Jahre Domstikation.
Dazwischen gibt es aber bei verschiedenen Rassen und Schlägen alle Übergänge. In Hundepopulationen, die noch relativ unab-
hängig von menschlicher Fürsorge leben wie Dingos, Pariahunde, Basenjis, besteht weiterhin eine harte natürliche Selektion auf die Fähigkeit, selbstständig das Leben zu meistern. Gleiches gilt, wenn auch jetzt durch künstliche Selektion bedingt, für Rassen, die zu Aufgaben gezüchtet werden, die relativ unabhängig von menschlicher Einflussnahme ausgeführt werden müssen, wie viele Terrier, andere Erdhunde, Bracken oder Windhunde. Hunde dieser Rassen gelten als wenig lernwillig bei allen Aufgaben, für die sie nicht speziell gezüchtet wurden. Einem Jagdterrier beizubringen, in die Fuchshöhle einzudringen, ist keine Kunst, ihm aber anzudressieren, auf Befehl still sitzen zu bleiben, die einmal begonnene Jagd abzubrechen und zurückzukommen oder bei Fuss zu gehen, ist dagegen fast ein Ding der Unmöglichkeit."
"Je weiter fortgeschritten die Entwicklung zur Selbstständigkeit ist, desto weniger ist der Hund sozial motiviert, die vom Menschen festgelegten Regeln zu akzeptieren. Damit ist die Lernfähigkeit des Hundes weitgehend eine Frage, auf welcher Entwicklungsstufe des Wolfes bezüglich seiner Selbstständigkeit er stehengeblieben ist. Gelehrige Hunde sind immer auch infantile Hunde, so zum Beispiel viele der reinen Gesellschafts- oder auch Jagd- und Gebrauchshunderassen, einschließlich der Deutschen Schäferhunde."
Quelle: Erik Zimen, "Der Hund. Abstammung - Verhalten - Mensch und Hund", München 1988, Seite 426 und 428.


Darüber hinaus gibt es durchaus reinblütige Windhunde, die zu einem gewissen Gehorsam fähig sind. Das
beweisen die erfolgreichen Teilnahme an Obedience- und Agilitywettbewerben, vor allem in den USA.
Es ist also möglich, ohne Einkreuzung "normaler" Hunde den Windhunden durch Zuchtwahl ihre extreme
Selbstständigkeit abzuzüchten und sie an die Anforderungen des "westlichen" Begleithundes anzupassen.
Mehr Lernwilligkeit liegt im genetischen Potential, das zeigen nicht nur die eh mit europäischen Hunden vermischten "westlichen" Windhunderassen, sondern sogar die als jahrtausendelang reinblütig geltenden Orientalen. Bleibt die ethische Frage, ob es uns zusteht, die seit mehr oder weniger langer Zeit auf die selbstständige Sichtjagd gezüchteten Windhunde nach den heutigen Begleithund-Bedürfnissen zu verändern.
Bei den Rennhunderassen (Greyhound, Whippet) ist dies schon im vorigen Jahrhundert getan worden.
In ihrer langen Geschichte machen viele Hunderassen immer wieder Veränderungen ihrer Gebrauchsfunktion durch und entwickeln dadurch neue Rassen. Die Meinungen, ob wir einen willkürlich festgelegten Status-quo zu erhalten haben oder es legitim ist, die wandlungsfähigen Hunde immer neu anzupassen, gehen auseinander.


Auch das Argument, dass sich Windhunde problemlos vegetarische ernähren lassen, überzeugt nicht.
Eine rein pflanzlich Ernährung funktioniert selbst bei den ganz normalen, europäischen Hunderassen,
wie u.a. diese Internetseite zeigt: http://www.ein-besseres-leben.de/e433f350/a114.html




Als Unterstützung einer anderen Abstammungstheorie:
Auch eine deutsche Züchterin des Podenco Ibicencos vermutet zumindestens eine
Einkreuzung von Schakalen für ihre Rasse, nach ihrer Überzeugung dem direktesten
Nachfahren der ältesten Windhundrasse Tesem und Stammvater aller anderen Windhunde.
Sie nennt auf ihrer Homepage einige Hinweise auf Schakalblut in den Adern:

"Für mich ist der Podenco Ibicenco ein "Ast" in der Evolution, der von der Wissenschaft übersehen wurde.
Die schlichte Behauptung, daß alle Hunde vom Wolf abstammen - belegt durch Trummlers "Pudelwölfe" -
greift hier nicht ganz. Zum einen hat der Podenco Ibicenco eine Nasennebenhöhle, die ansonsten nur beim
Schakal vorkommt, zum Anderen hat er Eigenschaften, die ihn weitab vom "normalen hündischen Verhalten"
als eigenständige Spezies ausweisen. Viele seiner Besonderheiten belegen, daß er die Urform aller heute
existierenden Windhundrassen ist. Schakalverpaarungen mit Hunden werden von der Wissenschaft als
möglich aber nicht fortpflanzungsfähig (wie Esel - Pferd - Maultier) abgehandelt, alte Römische Schriften
belegen jedoch häufig Hund-Wolf-Schakal-Mischlinge."
"Einen reinrassigen Podenco Ibicenco würde ich vom Wesen her eher mit einem Geparden vergleichen
als mit einem Hund. Von der "katzenhaften" Fellpflege bis zum "JiuJitsu-mässigen" Anspringen der Beute
oder etwaiger Gegner lassen sich viele Parallelen ziehen."
"In der Meute und im Umgang mit anderen Tieren zeigt er zudem ein Sozialverhalten, das meines
Erachtens das "wölfische" noch überbietet. Sonderbarerweise gibt es auch keine Probleme mit Katzen
(sofern diese nicht fremd sind und die Flucht ergreifen und somit "automatisch" erstmal zur "Beute" werden).
Ich hätte auch keine Probleme damit, einen völlig fremden Podenco oder einen anderen Windhund direkt
zu meiner Meute zu lassen. Wohl aber beispielsweise einen Deutschen Schäferhund, denn dort zeigt sich
eine Art "Rassismus" der Windhunde. Man erlebt dies häufig auf Ausstellungen oder Rennveranstaltungen:
Mehrere hundert Windhunde kommen völlig problemlos miteinander aus, bis dann ein "Normalhund" kommt -
und plötzlich zeigt sich Agression und Bellerei..."
"Doch auch hier gibt es eine Besonderheit, die den Podenco Ibicenco auszeichnet: Er ist quasi "von
Natur aus agressionsfrei", versucht also (freilaufend) immer zuerst, den anderen Hund freundlich aber
intensiv (natürlich mit allem Macho-Gehabe) zu begrüßen und sich mit ihm bekannt zu machen."
Quelle: http://www.windhundwelt.com/firstdynasty.html

Interessante Links zur molekulargenetischen Abstammungsnachweis unserer Haushunde,
die einen gemeinsamen Urahnen ALLER Hunderassen und eine enge Verflechtung der
Windhunde mit allen anderen Hunderassen nahe legen, und damit auch die Entstehung
der Windhunde aus verschiedenen alten Jagdhundelinien (wobei jedoch außer dem Afghanen
keine orientalische oder Mittelmeerwindhunderasse in die Untersuchungen mit eingeflossen
sind, sondern nur drei mit europäischen Hunden stark vermische westliche Windhunde):
http://radio.weblogs.com/0100187/2002/11/21.html (Science-Artikel) und
http://www.grapevine.net/~wolf2dog/wayne1.htm (beide englischsprachig).


Quelle:http://afghans4u.de/
Schöne Grüsse Petra :-)
mit Galgos, Whippet, Saluki & Chinesen


"Man hat nicht ein Herz nur für Tiere oder nur für Menschen
Entweder man hat ein Herz für alle oder keins"

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