04. „Mögliche auftretende Eingewöhnungsprobleme“

Was ist in den ersten Stunden, Tagen, Wochen zu beachten?!
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Greyhound-Forum
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04. „Mögliche auftretende Eingewöhnungsprobleme“

Beitrag von Greyhound-Forum »

„Mögliche auftretende Eingewöhnungsprobleme“
- Warum verhält er sich „so“ oder „so“?

Dazu möchten wir folgenden Beitrag voran stellen.
http://info-hz.de/greyhound/viewtopic.php?f=88&t=448

Denn hier wird der Alltag in einem „gut geführten Kennel“ in Irland detailliert erklärt.
Dazu muss man jedoch sagen; es geht sicherlich nicht in jedem Kennel so vorbildlich zu, dazu haben wir alle viel zu viele andere schreckliche Bilder im Kopf und Berichte, von vernachlässigten, verwahrlosten und halb verhungerten Greyhounds gelesen.

Doch er ist sehr lesenswert! Er gibt einen Einblick, wie genau der Kennel nach Uhrzeit geführt wird. Alles hat seine Zeit, das Rauslassen der Hunde, das Reinigen der Zwinger, das Füttern, das Bewegen.

Nichts wird dem Zufall überlassen – es geht alles nach der Uhr – Tag ein – Tag aus. Bei der Unterhaltung mehrere Hunde geht es auch gar nicht anders, es muss sichergestellt sein, dass jedem Hund an jedem Tag die notwendig Fürsorge zukommen gelassen wird.

Was erklärt, warum so viele Greyhounds, die aus Kennelhaltung kommen, grad am Anfang sehr gestresst reagieren, wenn ihr Tagesablauf auf einmal völlig anders gestaltet ist.

Wenn sich Fütterungszeiten ändern, Gassizeiten mal früher mal später fallen – einfach, wenn es nicht nach dem gewohnten Rhythmus geht.

Eine gute Bekannte meinte mal zu mir: „Ihr Grey sei Deutscher als Deutsch“ worauf sie auf die Pingeligkeit anspielte, zu welchen Uhrzeiten er sein Recht forderte – da darf das aber auch keine 5 Minuten vom Plan abweichen.
Das zeigt schon sehr deutlich, wie sehr die Hunde auf den geregelten Tagesablauf geprägt sind.

Die Regelmäßigkeit, die Routine, die gibt ihnen Sicherheit. In Kennelhaltung haben sie nichts, an was sie sich festhalten, auf das sie sich verlassen können. Nur das Wissen, zu bestimmten Zeiten raus zu dürfen, sich bewegen zu können, gefüttert zu werden, vielleicht auch ein paar Streichler zu bekommen. Darauf können sie sich verlassen und das ist das Einzige, was ihnen über den Tag hilft.

Denn wer möchte schon jeden Tag, 24 Stunden, 7 Tage die Woche in einem Betonzwinger verbringen?
Bestenfalls mit einer erhöhter weicher Auflagen, zusammen mit evtl .1-2 weiteren Hunden, immer mit Kennelmaulkorb versehen, um Verletzungen untereinander und an sich selbst (aus Frust) zu unterbinden, meist jedoch haben sie grad mal eine Ecke ausgelegt mit Papierschnipsel.

Sie „leben“ für die wenigen Momente des Tages, an denen sie Zuwendung in Form von Menschlichem Kontakt bekommen , wenn sie gefüttert oder raus geführt werden.
Ansonsten ist ihr Alltag geprägt von Eintönigkeit, Ruhe, Einsamkeit. Immer die gleichen Wände, die gleichen Hunde, die gleiche Routine.

Je nachdem wie lange so ein Grey in so einem Kennel lebt, hat er es verinnerlicht bis in die letzte Phase seines Seins.
Jede Veränderung in seinem Leben, bedeutet in erster Linie Stress für so ein sensibles Tier.

Möchte man dann einem solchen Greyhound ein Zuhause geben, stellt man sein bisheriges Leben völlig auf den Kopf! Es ist nichts mehr so, wie er es kennt, wie er bisher gelebt hat.
Dies fängt ja bereits auf dem Transport an – es geht nicht, wie er es kennt, in ein Station, wo er zu einem Rennen gefahren wird. Sondern er steigt wo aus, wo ihn etwas erwartet, was er bisher noch nicht erlebt hat.

Die ersten Minuten, Stunden, vielleicht auch Tage wird er meist alles stoisch über sich ergehen lassen. Man merkt ihm nicht unbedingt an ob er sich wohl fühlt, ob er OK ist, oder ob etwas nicht in Ordnung für ihn ist.
Das ist oft die Art der Greyhounds, ihr Umfeld einfach auszublenden. Manche wirken regelrecht autistisch. In sich gekehrt, abwesend. Ich denke, damit versuchen sie auszublenden, was gerade um sie herum passiert. Sie möchten sich in dem Moment nicht mit der veränderten Situation beschäftigen.
Dies muss natürlich nichts Schlimmes sein. Sondern damit schalten sie nur eine Art Schutzmechanismus ein.
Viele Greyhounds kommen jedoch recht schnell aus ihrer kleinen „Schmollecke“ heraus und erkunden, mal mehr mal weniger intensiv, ihr neues Leben.
Viele Greyhounds sind sehr verfressen und man hat ein leichtes, sie mit guten Leckereien aus ihrem Schneckenhaus heraus zu holen und ihnen ihre neue Welt zu zeigen.

Ich habe bisher immer festgestellt, wenn ein Greyhound, ich nennen es „den Rollladen geschlossen hat“, das er mit seiner Situation einfach überfordert ist. Man sollte dann einfach Ruhe einkehren lassen und ihn der neuen Situation später erneut gegenüber stellen. Vielleicht das Tempo des Kennenlernens neuer Situationen reduzieren.

Aber viele Greyhounds sind Frohnaturen, sie finden sich recht schnell in ihrer neuen Umgebung und ihrem neuen Leben zu Recht und zeigen auch bald die typische „Pattex“ Eigenschaft. Überall dort sein, wo Herrchen oder Frauen ist.

Auch hier möchte ich erwähnen, wie ungemein wirksam und erleichternd es für den neuen Hausgefährten ist, wenn er die ersten Nächte nicht allein und im Dunkeln schläft.
Die meisten Kennels sind mit einer Art Notbeleuchtung ausgestattet, was bedeutet, es ist eigentlich nie wirklich richtig Dunkel.
Ein Greyhound, der dann die ersten Nächte auf einmal allein schlafen soll und womöglich noch in absoluter Dunkelheit, der kann sehr unruhig werden. Zu hecheln anfangen, und auch Unsauber sein. Dies ist meist auf „Protest“ oder Unsicherheit zurück zu führen.
Sie machen es ihrem neuen Hausgefährten deutlich leichter, wenn sie die ersten Nächte auch eine Art Notlicht einschalten, damit er sich orientieren kann.

Auch hier nehmen wir gerne Tipps und Anregung zur Ergänzung unseres Leitfadens entgegen! "winke"
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Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
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