Genetische Grundlagen der Farbe Grizzle

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silkest
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Genetische Grundlagen der Farbe Grizzle

#1 Beitrag von silkest » Di 27. Jul 2010, 08:44

Auf Petras Bitte nun auch hier :D

Im Juni wurde in der Zeitschrift "Journal of Heredity" ein Artikel von D.L. Dreger und S. M. Schmutz veröffentlich, zum genetischen Hintergrund des "grizzle" beim Saluki und des "domino" beim Afghanen.

Hier eine kleine Zusammenfassung. (Leider kann ich hier keine Zeichen hochsetzten, in der Fachliteratur sind die Mutationen eines Gens durch einen hochgesetzten Buchstaben gekennzeichnet. Ich ersetzte das Hochsetzten des Buchstabens durch Anführungszeichen. Wenn hier also zum Beispiel E"G" steht, denkt Euch bitte den zweiten Buchstaben hochgesetzt :) )

Die Haare von grizzle Farbenen Salukis sind zweifarbig, mit einer hellen Haarbasis und einer dunklen Haarspitze. Die Anteile von Eumelanin (dunkler Farbstoff) und Phaeomelanin (rot-gelber Farbstoff) im einzelnen Haar variieren an den verschiedenen Körperteilen, aber es gibt keine Haare, die sozusagen geringelt sind. Zwischendrin sind komplett dunkel gefärbte Deckhaare vorhanden und das kürzere oder Unterfell ist hell gefärbt.
Beim domino Afghanen ist die Verteilung von hellen und dunklen Partien im einzelnen Haar in mehrfacher Bänderung vorliegend.Es gibt jedoch auch Haare mit heller Basis und dunkler Spitze.

Grizzle selber ist eine Mutation auf der MC1R (Melanocortin 1 Rezeptor) Sequenz des Salukis, in der Literatur üblicherweise mit E (extension) bezeichnet.
[MC1R ist ein Protein dass darüber entscheidet, ob in der Zelle Eumelanin oder Phaeomelanin gebildet wird]
Die Mutation beruht darauf, dass an einer bestimmten Stelle des Gencodes eine andere Base steht als normalerweise [4 Basen codieren in unserer DNA die Bildung der verschiedenen Aminosäuren, aus denen wiederum die Proteine und anderen Bausteine des Körper gebildet werden]. Der Basenaustausch bewirkt die Bildung einer anderen Aminosäure als üblich. Diese Mutation wurde bisher ausschließlich bei Salukis und Afghanen festgestellt (Sloughis oder Azzis waren jedoch auch noch kein Bestandteil dieser genetischen Untersuchungen).
Die Mutation auf dem E-Lokus wird entsprechend als E"G" bezeichnet.
[Die "normale" Form von E erlaubt die Bildung von Eumelanin im Fell ohne Einschränkung, die Verteilung des Eumelanins im Fell wird dann durch A und seine verschiedenen Allele bestimmt. A steht für Agouti signaling peptide, ASIP, ein Protein welches als Gegenspieler für MC1R fungieren kann und statt dunklem Farbstoff (Eumelanin) den rot-gelbem Farbstoff (Phaeomelanin) enstehen lässt. A selber liegt ebenfalls in verschiedenen Ausprägungen, also Allelen, vor. Bisher bekannt sind:
A"y" - sable, diese Hunde sind hauptsächlich von rot-gelber Farbe, teilweise mit eingestreuten schwarzen Haaren oder schwarzen Haarspitzen.
a"t" - black & tan, Hunde sind hauptsächlich schwarz mit Phaeomelanin (tan) Abzeichen, für die Ausprägung dieser Farbe muss aber a"t" auf beiden Allelen vorliegen (jedes Gen liegt in doppelter Ausführung, Chromosomen, vor, jeweils eines vom Vater und eines von der Mutter), da es A"y" gegenüber rezessiv ist, also durch A"y" unterdrückt wird.
a"w" - wildfarben, im Gegensatz zum sable (A"y" ) wird das tan durch blasses creme bis grau ersetzt, die Haare haben nicht nur dunkle Haarspitzen, sondern sind mehrfach gebändert mit abwechselnden Bereichen aus hellen und dunklen Pigmenten über die gesamte Haarlänge, kommt beim Saluki nicht vor.
a - rezessives solid black, kommt ausschließlich bei manchen Rassen vor, nicht beim Saluki.

Auch für den E-Lokus sind neben der normalen Ausprägung E und der grizzle Mutation E"G" noch andere Ausprägungen bekannt:
E"M" - mask, bewirkt dass an bestimmten Stellen das Phaeomelanin durch Eumelanin ersetzt wird, die Stellen an denen der Austausch stattfindet variieren stark, eventuell durch weitere Modifier bewirkt oder durch verschiedene Formen von E"M". In der leichtesten Variante werden schwarze Haare nur an der Schnauze produziert. In der weiten Ausprägung (Belgischer Tervuren) sind große Teile des Kopfes schwarz, sowie weite Teile der Brust und der Beine.
e - die rezessive Form, bei vorliegen von e auf beiden Chromosomen, also e/e, wird die Ausbildung von Eumelanin in den Haaren komplett unterdrückt, Nase und Augen sind aber normal pigmentiert.

Ein weiteres wichtiges Gen für die Farbausbildung liegt auf dem Lokus K.
K"B" - solid black, bei Vorhandensein dieser Ausprägung ist der Hund immer schwarz, wenn nicht auf E die Kombination e/e vorliegt, welche die Bildung von Eumelanin (also schwarz) im Haar komplett unterdrückt. K"B" überlagert alle Informationen auf A.
k"br" - ist dieses Allele vorhanden zusammen mit E oder E"M" aber ohne K"B", werden alle Fellbereiche, die sonst tan wären nicht scharf abgegrenzte Streifen von Eumelanin auf dem Phaeomelanin zeigen (Stromung). Der A Lokus bestimmt nachwievor die gesamte Verteilung von Eumelanin und Phaeomelanin, aber die Phaeomelaninbereiche zeigen nun Streifen von Eumelanin. Bei der Allelkombination von e/e, wird k"br" unterdrückt, kann aber vorhanden sein.
k"y" erlaubt die normale Ausbildung von Phaeomelanin, wird aber von K"B" und k"br" unterdrückt. Bei der Kombination k"y"/ k"y" wird die Farbausbildung ausschließlich durch die Gene auf A und E bestimmt.]

Nicht alle Hunde mit E"G" zeigten eine grizzle Fellfärbung, ausschließlich bei vorliegen von a"t"/a"t" , also a"t" auf beiden Chromosomen, waren die Hunde wirklich grizzlefarben. Bei vorliegen von a"t"/a"t" , reichte aber schon die Ausprägung von E"G" auf einem Chromosom aus, um grizzle hervorzurufen, wenn auf dem anderen Chromosom E oder e ausgeprägt war. Das bedeutet, dass E"G" dominant über E und e ist, es ist aber nicht dominant über E"M". Afghanen, mit der Kombination E"M"/E"G" zeigten eine Maske und bei gleichzeitigem Vorhandensein von a"t"/a"t" die typischen hellen Augenflecken von b&t, ein Saluki mit dieser Genkombination war ebenfalls black&tan.

Das besonders interessante fand ich an dieser Studie, dass also grizzlefarbene Hunde grundsätzlich die Genkombination für black&tan tragen müssen. Da E"G" dominant über E und e ist, können grizzle Hunde aber auf jeden Fall andersfarbige Nachfahren zeugen, wenn beide Elterntiere nicht reinerbig für grizzle sind, also anstatt der Kombination E"G"/E"G" zum Beispiel die Kombination E"G"/E oder E"G"/e tragen.

Ich hoffe, ich habe das jetzt nicht zu kompliziert gemacht, natürlich sind noch viele weitere Gene an der Farbausbildung beteiligt. Für mich bleiben auch nach wie vor noch etliche Fragen offen, zum Beispiel warum b&t nur in bestimmten Farbtönen vorkommt, grizzle hingegen in so ziemlich jeder Farbe möglich ist.

Die Studie stammt aus: D.L. Dreger und S.M.Schmutz (2010): A new mutation in MC1R explains a coa color phenotype in 2 "old" breeds: Saluki and Afghan Hound. Journal of Heredity, doi:10.1093/jherded/esq061
heruntergeladen von: http://jhered.oxfordjournals.org

Die Angaben in den eckigen Klammern sind zum besseren Verständnis eingefügt und stammen u. a. von:
http://homepage.usask.ca/~schmutz/dogcolors.html
und
http://bowlingsite.mcf.com/Genetics/Genetics.html

Vielleicht ist es ja für den einen oder anderen interessant :)

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Re: Genetische Grundlagen der Farbe Grizzle

#2 Beitrag von JustGalgo » Di 27. Jul 2010, 21:43

Liebe Silke,

vielen Dank für den sehr interessanten Artikel !!! Wenn Du wieder so interessante INfos hast, bitte bitte auch in unser Forum schreiben :mrgreen:
Schöne Grüsse Petra :-)
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