*Maligne Hyperthermie - GreyhoundHealthInitiative

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greycie
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*Maligne Hyperthermie - GreyhoundHealthInitiative

#1 Beitrag von greycie » Fr 28. Dez 2018, 10:09

Maligne Hyperthermie ist ein medizinischer Notfall

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Medizinisch: Maligne Hyperthermie/Narkose-Hyperthermie-Syndrom. Im nachfolgenden Text als MH abgekürzt

Kurzbeschreibung: Maligne Hyperthermie bezeichnet eine lebensbedrohliche Komplikation als Folge eines verabreichten Narkosemittels.
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Von William E. Feeman III, DVM (=Doktor der Veterinärmedizin). Anästhesie/Narkose ist ein Begriff, der viele Greyhound-Halter mit Angst erfüllt. Ein Grund dieser Angst ist das Leiden an maligner Hyperthermie. Manche Greyhound-Halter haben womöglich bereits ein Haustier deswegen verloren oder kennen zumindest jemandem, dem dies widerfahren ist. Wiederum andere haben zwar das Gefühl, dass ihr Greyhound an maligner Hyperthermie litt, obwohl dies vielleicht gar nicht der Fall war.

MH ist eine selten auftretende Erbkrankheit, die die Skelettmuskulatur betrifft und zu einer Mutation eines Kanalprotein in der Muskelzelle führt. Diese Mutation hat Muskelkontraktionen zur Folge, wodurch sich der Stoffwechsel erhöht. Dies führt wiederum zu einer Produktion von überschüssigem Kohlendioxid sowie zu einer übermässigen Erhitzung, was zu einer lebensbedrohlichen Hyperthermie führt (erhöhte Körpertemperatur). Die Hyperthermie in Kombination mit den weiteren auftretenden metabolischen Veränderungen können in Herzrhythmusstörungen resultieren sowie im Versagen von inneren Organen.

MH kann von folgenden Triggern ausgelöst werden:
• Gas-Narkose (nicht-injizierte Anästhetika)
• Extreme körperliche Belastung
• Stress

Die einzige Behandlung wahrer MH-Episoden ist eine intravenöse Injektion des Muskelrelaxans Dantrolen in Ergänzung zu einer unterstützenden intravenöser Flüssigkeitstherapie, dem sofortigen Abbruch der Gas-Narkose, äusserlicher Kühlung des Patienten sowie einer Beatmungsunterstützung. Trotz der korrekten Behandlung kann diese Krankheit zum Tode führen. Die Schwierigkeit MH korrekt zu diagnostizieren liegt darin, dass es dafür keinen Bluttest gibt. Ein Nachweis ist über eine frische Muskelbiopsie möglich, anhand welcher ein Koffein-Kontraktur-Test durchgeführt wird. Je nachdem wie die Probe auf die verschiedenen Koffeinstärken reagiert, wird MH diagnostiziert. Da für diesen Test frisches Gewebe benötigt wird, wird er von den meisten gewerblichen Laboratorien üblicherweise nicht angeboten. Ihr Tierarzt könnte sogar Mühe haben, ein geeignetes Laboratorium zu finden, das den Koffein-Kontraktur-Test durchführen kann. Weil der Patient für eine Muskelbiopsie erst narkotisiert werden muss, werden viele Tieräzte diese Prozedur nicht selbst durchführen, da sie Angst haben, eine erneute Hyperthermie zu riskieren.

Eine weitere Schwierigkeit der Diagnose von MH ist, dass manche Greyhounds eine signifikante Hyperthermie (>40.5°C / >105°F) aufweisen können, ohne von der Erkrankung betroffen zu sein. Die gleichen lebensbedrohlichen klinischen Anzeichen, die sekundär zu den erhöhten Temperaturen im Zusammenhang mit malignomen Hyperthermie auftreten, können auch sekundär zu nicht-maligner Hyperthermie auftreten (Nicht-MH). Die Rasse Greyhound zeichnet sich durch ihre grosse Muskelmasse aus. Viele leiden zudem verstärkt an Trennungsangst und fühlen sich in einer Spitalumgebung schnell gestresst. Diese Kombination trägt meiner Meinung nach massgeblich dazu bei, dass Greyhounds scheinbar öfters an Nicht-MH leiden als andere Rassen. Wenn Tiere aus einer Narkose aufwachen, frieren und schlottern sie oft als natürliche Reaktion auf eine milde Hypothermie (tiefe Körpertemperatur), Schmerz oder Orientierungslosigkeit. In manchen Greyhounds scheint diese Reaktion übermässig aufzutreten, was zu einer Erwärmung des Körpers über die Normaltemperatur hinaus führt und im Extremfall zu Temperaturen über 40.5°C / >105°F führt. Diese Tiere reagieren möglicherweise gut auf unterstützende Behandlungen (Entzündungshemmer, intravenöse Flüssigkeit, äusserliche Kühlung und Beatmungshilfe) ohne den Einsatz von Dantrolene, sofern die Anzeichen früh genug erkannt wurden.

Wie kann man ohne Muskelbiopsie eine wirkliche Hyperthermie feststellen?
Viele Anästhesisten glauben, dass MH nicht der Grund einer erhöhten Temperatur war, sofern das Tier überlebt hat und auch keine Dantrolene-Injektion verabreicht wurde. Falls Ihr Tier in der Vergangenheit bereits eine Narkose ohne Komplikationen überstanden hat, handelt es sich sehr wahrscheinlich nicht um MH. Ein Tier, das an MH leidet wird immer an MH leiden und kann keine Gas-Anästhesie überstehen, ohne dass Hyperthermie getriggert wird. Falls Ihr Greyhound die Kastration ohne Komplikationen überstanden hat und nun nach einer Narkose Hyperthermie entwickelt hat, ist es sehr unwahrscheinlich, dass es sich hierbei um MH handelt. Die Kaliziumporen-Fehlfunktion, die die übermässigen Muskelkontraktionen hervorrufen resultieren zudem in weiteren Veränderungen des Blutes, die exzessive Muskelaktivitäten mit sich bringen. Falls während einer vermuteten MH ein Blutbild gemacht wird, sind diese Veränderungen sichtbar, sofern es sich tatsächlich um MH handelt.

Wieso ist es wichtig zu verstehen, ob Ihr Hund an MH oder Nicht-MH leidet?
MH ist eine Erbkrankheit, die sich jedes Mal zeigen wird, sobald Ihr Greyhound sich einer Gas-Anästhesie unterziehen muss. Sofern eine Operation mit Narkose umungänglich ist, so sollte diese ausschliesslich mit injizierbaren Anästhesiemitteln eingeleitet werden, mit einer vorgängigen Gabe von Dantrolene, um die Risiken potenziell zu verringern.

Greyhounds, die an Nicht-MH leiden, werden möglicherweise nie mehr ähnliche Symptome nach einer Narkose verspüren. Deren Narkose kann bei Bedarf ebenfalls umgestellt werden, um Phänomene wie exzessives Schlottern bestenfalls zu verhindern. Um mit dieser Krankheit umgehen zu können, ist es zentral, dass Ihr Tierarzt fortlaufend die Körpertemperatur Ihres Greyhounds misst, und zwar bevor, während und nach dem Eingriff. Zudem muss er ein angemessenes Anästhesieregime durchführen, was auch Analgetikum (Schmerzmittel) umfasst, falls diese verabreicht werden müssten. Umso früher die Behandlung einsetzt, desto besser sind die Chancen, dass Ihr Greyhound sich von einer Hyperthermie-Episode erholen wird, egal was der Grund dafür war.

Falls Ihr Greyhound eine anästhetische Hyperthermie überlebt hat (egal, ob MH oder Nicht-MH), empfehle ich Ihnen und Ihrem Tierarzt, sich mit einem zertifizierten Anästhesisten auszutauschen. Dadurch können Sie gemeinsam festlegen, was in Zukunft die sicherste Option für eine Narkose Ihres Greyhounds sein wird.


Nachweise:
1. Autosomal dominant canine malignant hyperthermia is caused by a
mutation in the gene encoding the skeletal muscle calcium release
channel (RYR1). Anesthesiology 95 [3]: 716-25. 2001 Sep. Roberts MC,
Mickelson JR, Patterson EE, Nelson TE, Armstrong PJ, Brunson DB, Hogan
K.
2. Malignant hyperthermia in a dog: Case report and review of the
syndrome. JAVMA 185 [9]: 978-82. 1984 Nov. Kirmayer AH, Klide
AM,Purvance JE.
3. Malignant hyperthermia in dogs. JAVMA 198 [6]: 989-94. 1991 Mar.
Nelson TE.
Aus dem Englischen übersetzt von Tanja Amsler fürs Greyhoundforum
(Anmerkung: Die Übersetzerin hat keine medizinische Ausbildung. Der Text wurde so wortgetreu wie möglich ins Deutsche übersetzt. Sofern im Text "ich" vorkommt, bezieht sich dies auf den Autor des Originaltextes, William E. Feeman III)
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Michaela mit den Jungs und den Mädels
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