Von tierischen Freundschaften lernen

Hier kommen Artikel rein zur Mensch-Hund-Beziehung
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JustGalgo
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Von tierischen Freundschaften lernen

#1 Beitrag von JustGalgo » Mi 28. Jan 2015, 20:20

"In artübergreifenden Freundschaften übernimmt der Hund die Rolle des Sozialpsychologen"

Dass Sozialspiel zwischen Hunden und Menschen möglich ist, halten wir für selbstverständlich. Wir sind entzückt von der Budweiser Werbung „Puppy Love“, die von der Freundschaft zwischen einem Labradorwelpen und einem Pferd erzählt. Uns faszinieren die Videobeispiele, in denen Hunde mit Katzen, Affen, Elefanten, Rehen, Elstern, Papageien, Schildkröten, Löwen, Geparden, Pferden, Schweinen oder Ziegen spielen. Von der Freundschaft zwischen einem Ziegenbock und einem Terriermischling in einem Tierheim in Arkansas, deren gemeinsames Spiel beim Ziegenbock zu einem Anstieg des Oxytocinlevels führte, der sonst nur bei Verliebten gemessen wurde, habe ich hier schon einmal berichtet: https://www.facebook.com/menschentier/p ... 0580928224.

Auch wenn Hunde als Meister der artübergreifenden Kommunikation gelten, gibt es natürlich auch Beispiele für Freundschaften zwischen anderen Arten, wie Rind und Nashorn, Tiger und Bär, Esel und Katze, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Ein Beispiel für eine Freundschaft zwischen einer Wölfin und einem Bären hat der Fotograf Lassi Rautiainen in Finnland dokumentiert: http://www.dailymail.co.uk/…/Bear-WOLFs ... friendship… und dieses Video über die Freundschaft zwischen einer Katze und einer Eule ist ebenfalls sehr bekannt: https://www.youtube.com/watch?v=Iqmba7npY8g.
Und während einige von uns noch diskutieren, ob es nicht vermenschlichend ist, von Freundschaften zwischen Hunden zu sprechen, beginnt die Wissenschaft bereits, Daten für diese artübergreifenden Freundschaften zu sammeln, Muster für deren Struktur zu suchen und Kriterien für deren Definition zu erarbeiten.
Einige dieser Wissenschaftler kommen in dieser Zusammenfassung eines Artikels, aus der New York Times „Learning From Animal Friendships“, von ERICA GOODE, vom 26. Januar 2015, zu Wort. Im Originalartikel findet Ihr außerdem einige Foto- und Video-Beispiele.
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Von tierischen Freundschaften lernen

Für Gordon Burghardt, Professor für Psychologie, Ökologie und evolutionäre Biologie an der Universität von Tennessee und DER Experte für Tierspiel, ist es keine Frage, dass diese Beziehungen, Aufschluss über die Faktoren liefern können, die auch normale Beziehungen beeinflussen. Sogar ein einziges Beispiel könnte schon interessante Einsichten liefern.
Bis heute wurde die Vorstellung, dass interspezifische Beziehungen einfach auf Freundschaft beruhen, als Anthropomorphismus abgelehnt.
„Das hat sich geändert, weil die Forschung allmählich die Grenzen zwischen Homo sapiens und anderen Tieren auflöst. Andere Arten, so hat sich herausgestellt, teilen Fähigkeiten, die einst als exklusiv für den Menschen galten, darunter Emotionen, Werkzeuggebrauch, Zählen, bestimmte Aspekte der Sprache und sogar moralisches Empfinden.“
Einige Wissenschaftler sind allerdings skeptisch in Bezug auf diese interspezifischen Beziehungen. Clive Wynne, Professor für Psychologie an der Arizona State Universität z.B. kritisiert, dass alle Videos in einer vom Menschen kontrollierten Umgebung stattfinden und damit nicht mehr direkt etwas über das natürliche, unbeeinflusste Verhalten der Tiere erzählen.
Barbara Smuts, Primatenforscherin an der Universität von Michigan, die 1985 ihre Kollegen schockierte, als sie das Wort „Freundschaft“ für die Beziehung zwischen weiblichen Pavianen benutzte, beschreibt die Freundschaft, die sich in den 1990ern zwischen ihrem Hund Safi, einem Schäferhund-Mix und einem Esel auf einer Ranch in Wyoming entwickelte.
„Zuerst griff Wister den Hund an und trat nach ihm, erkannte in ihm eine potentielle Bedrohung. Doch nach und nach überredete Safi Wister, mit ihm zu interagieren, indem er wiederholt Spielverbeugungen zeigte und am Zaun des Geheges, indem der Esel untergebracht war, auf und ab rannte.
Bei Sonnenaufgang, wenn er aus seiner Pferch freigelassen wurde, stand Wister an der Tür und schrie, bis ich Safi herausließ, um dann stundenlang mit ihm herumzustreifen und zu spielen.“
Der Hund lehrte den Esel, einen Stock aufzunehmen und ihn in seinem Maul herumzutragen, auch, wenn, wie Dr. Smuts sagt, der Esel „nicht so aussah, als ob er wirklich wüsste, warum er mit einem Stock im Maul herumlief“.
Die beiden Tiere schienen sich außerdem eine gemeinsame Sprache zu erarbeiten. Wenn Wister, der ein vielfaches der Größe von Safi besaß, Safi im Spiel versehentlich trat, stand der Esel stocksteif da, als ob er sagen wollte „Ich habe es nicht so gemeint.“ Safi dagegen, sprang hoch und biss leicht in Wisters Nacken, scheinbar, um ihm mitzuteilen „Das hat wehgetan“. Danach spielten die beiden weiter.
Barbara J. King eine Anthropologin [die sich u.a. intensiv mit dem Thema Trauer bei Tieren beschäftigt hat] hofft darauf, dass Wissenschaftler beginnen, solche Interaktionen über Speziesgrenzen hinweg, zu sammeln. Es ist eine ausreichende Datengrundlage für wissenschaftliche Forschung nötig, da die derzeitige Datenbasis nicht ausreicht, um Muster zu erkennen und die Kriterien zu erarbeiten, die eine Freundschaft zwischen verschiedenen Tierarten kennzeichnet.
Sie schlägt auch bereits einige Kriterien vor: die Beziehung muss über einen gewissen Zeitraum andauern, die Beziehung muss gegenseitig sein, d.h. beide Tiere müssen sich an der Interaktion beteiligen und es muss eine gewisse Anpassung im Verhalten oder der Kommunikation erkennbar sein, die der Freundschaft dient. Diese Kriterien erfüllen nicht alle kursierenden Videos.
Auch Marc Bekoff, emeritierter Professor für Ökologie und evolutionäre Biologie an der Universität in Colorado, Boulder, verweist auf die Offenheit bei vielen Spezies einige Zeit nach der Geburt, die beispielsweise auch bei den Tieren sichtbar wird, die zusammen aufwachsen.
Im San Diego Zoo und Safari Park, werden seit 1981 Geparden und Hunde in einem frühen Alter zusammengebracht. Die Hunde haben einen derartigen Sozialisierungseffekt auf die Geparden, dass die Trainer die Geparden später zu öffentlichen Veranstaltungen mitnehmen können. Hund und Gepard erarbeiten sich schrittweise ihr gemeinsames Spiel. Die Hunde mögen eher Raufspiele, aber Geparden eher Jagdspiele.
Es ist kein Zufall, dass Bestandteil vieler bekannter Paare, Hunde sind, die speziesübergreifende Kommunikation bereits über Jahrtausende des Zusammenlebens mit Menschen verfeinert haben. Donna J. Haraway eine emeritierte Professorin der Universität in Kalifornien, Santa Cruz, weist darauf hin, dass wenn Spezies sich treffen, Hunde meist die Funktion eines „Sozialpsychologen“ übernehmen. Dazu gehört es manchmal herauszufinden, wie man die Fremdsprache der anderen Art spricht.
Clifford ein Hund, der Mühe hatte die Gepardin Majani, mit der er zusammenlebte, zum gemeinsamen Spiel zu animieren, wandte eine neue Taktik an. Von einem Trainer hatte er gelernt, Humpeln vorzutäuschen. Das setzte er nun ein und ähnelte damit einer verwundeten Gazelle, was Majani tatsächlich zum Mitspielen animierte.
In einer Hund-Gepard-Freundschaft ist es allerdings in erster Linie das Grooming, das die Freundschaft zementiert. Zuerst jagen die Spielversuche der Hundewelpen den jungen Geparden Angst ein, aber nach und nach vertrauen sich die Tiere und wenn der Gepard beginnt den Hund abzulecken, ist es geschafft.
Die Kommunikation über Speziesgrenzen hinweg ist nicht nur in Bezug auf Tiere, sondern auch auf die Menschen interessant, die davon fasziniert sind. Marc Bekoff glaubt, der Grund dafür ist, dass die Menschen eine starke Sehnsucht nach der Natur haben. „Sie möchten sich wieder mit der Natur verbunden fühlen und es sind diese außergewöhnlichen Beispiele, die sehr verführerisch sind.“
Andere sehen in der Begegnung von Hund und Reh, Ziege und Nashorn, Tiger und Bären, das Ideal einer friedlichen Verbindung, die bei Menschen zu selten ist. In einer Situation, in der sich überall Terrorismus entwickelt und wir praktisch alles um uns herum fürchten, ist es nicht überraschend, dass Menschen eine tiefe Sehnsucht nach einem friedlichen Tierreich entwickeln.

http://www.nytimes.com/2015/01/27/scien ... .html?_r=1


Quelle: FB-Menschentier
Schöne Grüsse Petra :-)
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Re: Von tierischen Freundschaften lernen

#2 Beitrag von NGBaFa » Fr 30. Jan 2015, 12:16

das ist echt interessant!!!!
DANKE
Liebe Grüße

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