UNREFLEKTIERT alles übernehmen

Hier kommen Artikel rein zur Mensch-Hund-Beziehung
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Lara
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Re: UNREFLEKTIERT alles übernehmen

#11 Beitrag von Lara » Sa 6. Dez 2014, 09:28

Das sehe ich ähnlich wie Klaus. Manchmal quatsch ich mit den Hunden, manchmal nicht. Man ist ja auch nicht immer gleich drauf, oder?
Beim Spazieren gehen benutze ich natürlich auch meinen Mund, auch zum Abrufen und Anfeuern:

https://www.youtube.com/watch?v=4ZPMbO1 ... L7l4n3uG9w

Abruf vom Mäuseln und zur Belohnung gibt es Leckerchen "sport_01"
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Burkhard
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Re: UNREFLEKTIERT alles übernehmen

#12 Beitrag von Burkhard » Sa 6. Dez 2014, 09:36

Hallo,

damit man nichts falsch versteht - natürlich spreche auch ich meine Hunde an. Nur - über den Tag verteilt ist es nicht gerade viel. Ich könnte zig und mehr Beispiele aufführen, wo man besser nichts sagt. Das habe ich auch nirgendwo gelesen oder gehört - ich mach das schon lange so. Mal eines von tausend Beispielen. Ich ziehe mir die Jacke an - muß weg ohne Hunde. Der ein oder andere meint dann es geht nun zum Gassigehen. Schwanzwedelnd in voller Erwartung steht einer da. Sowas passiert heute allerdings seltener. Da sage ich gar nichts - ignoriere und fertig. Ihr glaubt nicht wie schnell der Hund sich wieder beruhigt und auf seinen Platz geht. Würde ich da sagen: "Nein, der Papa kann dich jetzt nicht mitnehmen, du mußt fein warten - wir gehen später". So - was hat der Hund jetzt verstanden? Er guckt mich an - was will Herrchen jetzt von mir? Das einzige, was er verstanden hat ist, daß er "lieb" angesprochen wurde, der Schwanz noch mehr wedelt und die Erwartung zum Gassigehen steigt oder er etwas "unsicher" wird. Dann die "Enttäuschung" - er darf nicht mit. Inzwischen ist es meistens so, daß ich sage "da kommt" - ansonsten bleiben sie liegen.

LG
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Re: UNREFLEKTIERT alles übernehmen

#13 Beitrag von straßenköter » Sa 6. Dez 2014, 13:36

Na, aber gerade bei dem Beispiel, das du, Burkhard, jetzt bringst, spreche ich schon!
Allerdings auch kein wildes Gequassel, sondern ich habe die Angewohnheit in dem Fall zu sagen "Du bleibst hier!". Immer derselbe Satz, nicht bewusst gesagt (bis mir irgendwann auffiel, DASS ich ihn immer sage und dass Ronnie ihn genau versteht und sofort entsprechend reagiert). Allerdings bin ich auch ansonsten von Haus aus nicht sehr redselig... :?
Akilus hat geschrieben: Allein, wer soll als ahnungsloser Ersthundebesitzer so etwas wissen, bzw eine "gute" Erziehungsmethode von einer "überholten" unterscheiden?
Besonders dann, wenn im Bruston der Überzeugung vorgetragen wird, so! muß mans machen?
Oder der Nachbar, der schon immer Hunde hatte, es besser weiß?
Man kann natürlich alles anzweifeln, aber reflektieren erst mit, mindestens, etwas Erfahrung.
Wer sollte denn, bitte, völlig ohne Erfahrung eine "gute" Hundeschule von einer weniger guten unterscheiden lernen, OHNE das ja auch verurteilte Hopping?
Außer man verläßt sich auf die Aussage in diesem Interwiew....aber wie war das, nichts unreflektiert überrnehmen....? "91"
Danke, Klaus, das spricht mir sehr aus der Seele, genau so ging es mir als Neuhundehalterin! :klatsch:
Wobei ich noch nicht mal so naiv war, auf irgendwelche Alphawerfer & Co. hereinzufallen. Aber auch bei den mit vermeintlich zeitgemäßen Methoden arbeitenden Trainern kann man gewaltig auf die Schnauze fallen! Mit unserer ersten Trainerin hat das jedenfalls ziemlich in die Katastrophe geführt, bis hin zu Beißvorfällen (mit menschlichem Opfer!) und ohne wirklichen Zugewinn.
Darauffolgenden Trainern konnte ich dieses und jenes abgewinnen, aber irgendwann kam der Punkt, wo ich mir dann gesagt habe, es hilft nichts, ich muss meinen eigenen, inzwischen dann auch erfahrungsbasierten Standpunkt finden. Auf der Grundlage war es anschließend dann auch möglich, mit einer Trainerin zu arbeiten (die allerdings auch so war, dass sie den Hundehalter ernst nimmt und nicht nur schulmeisterlich belehrt).
Diesen eigenen Standpunkt kann man sich aber auch nicht vorab "trocken", ohne reales Zusammenleben mit einem Hund, aneignen, da wird man letztlich zusammen mit dem Hund ins kalte Wasser geworfen. Glücklich in dem Fall die, die schon auf der Krabbeldecke mit Hunden aufgewachsen sind, aber dieses Privileg hat nun mal nicht jeder gehabt, und es ist nicht fair, dann so hart über die weniger Begünstigten zu urteilen.

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Re: UNREFLEKTIERT alles übernehmen

#14 Beitrag von schlafmulle » Sa 6. Dez 2014, 14:27

Mulato hat geschrieben: Ich sage und zeige es interessierten Menschen immer wieder,..

Schließe deinen Mund und Schweig, halte deine Arme über Kreuz vor deine Brust oder stecke sie in die Hosentaschen, verwende keine Leckerchen,.. und jetzt "Zeige" deinem Hund mit deiner "Körpersprache" was du möchtest und was nicht,.. und jetzt wirst du ganz schnell Reflektieren, ob dein Hund dich "Versteht" :wink:
Kleine Hand-Zeichen oder wenige Worte/Töne kannst du dann später einbauen um auf größeren Distanzen zu kommunizieren.
Na dann Marvin.... Wäre es total nett, mir beim nächsten Treffen zu zeigen, wie man / frau einem gewissen Hund verständlich macht, DASS DAS MEIN ESSEN IST, WAS SIE SICH GERADE AUS MEINER HAND GRKRALLT HAT "Mistwetter"

"danke5" "danke5" "danke5" "kuss_hand" "hughroll"
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Re: UNREFLEKTIERT alles übernehmen

#15 Beitrag von india » So 7. Dez 2014, 01:03

viel zu antworten und sicher vergesse ich einige aspekte.
punkt eins - EINMAL habe ich einen hund mit einem kauknochen im haus gelassen und bin einfach gegangen. " macht man ja so " . der hund war völlig in panik - hat das ganze haus mit pieselspuren abgesucht wo jemand ist.
seit ich ihm sage " frauchen geht arbeiten , schön warten " ist alles ok.
ganz davon abgesehen merken die ob ich sie mitnehme oder nicht. auch wenn ich die gleichen sachen tage.

auch ich als " hundereder " kann ohne worte mit meinen hunden " reden ". z.b im restaurant , wenn ich kein aufhebens machen will. da reicht der blick .

ob ein hund im arbeitsstatus ( dienst- jagdhunde im einsatz oder hunde auf einer prüfung ) - das ist eine ganz andere sache als daheim.
natürlich wird man nicht sagen " komm, wir suchen jetzt mal eine spur und du mußt schön schnuppern "
auch bei einer BHP sage ich zu dem hund nicht " jetzt mach doch mal fein sitz ".
( was ich zuhause auch nicht sage , sitz ist sitz )

aber bei mir daheim ist mein hund kein arbeitsgerät. er kann vorher streng gearbeitet haben , daheim soll er mit mir leben dürfen und nicht nur ohne ansprache irgendwo ( an besten im kennel :twisted: ) abliegen.

und ja - auch mein mann, ein sehr rationaler typ , redet mit den hunden.
seine tonlage ist gleichbleibend weil er bewußt unemotional ist.
da kommt ein " guten morgen " und alle kommen zum kraulen oder bei irgendwelchen verfehlungen " wer war das ? " der " wer war das " , der gerade noch guten morgen sagen wollte ist weg.
hunde verstehen nichts......

ich laufe auch nicht sprechend durch die gegend mit den hunden.
aber ein " langsam " weil der weg schlecht wird. " der ist null " wenn er einen ander hund anmachen will.
" geht schon , komm" wenn es über eine gittertreppe geht.
" komm , füße waschen "
" gleich gibt es futter "

das wird definitiev alles verstanden und ich fühle mich damit auch nicht albern.

was die erziehungsmethoden angehen- schön , daß sich etwas getan hat seit vor 50 jahren . aber ich stehe dieser entwicklung durchaus kritisch gegenüber.
alle halben jahr gibt es den neuen wundertrainer mit dem einigen , optimalen konzept.
hunde sind ein gewaltiger wirtschaftszweig geworden.
aber hunde haben keine APS im kopf und reagieren - wenn man glück hat - noch wie vor 100 jahren.
viele grüße jean mit zwei terror - arabern , einer arabischen prinzessin und FROSCHI ! "daumen-hoch"

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Re: UNREFLEKTIERT alles übernehmen

#16 Beitrag von Gelöschter Benutzer 700 » So 7. Dez 2014, 09:45

schlafmulle hat geschrieben:
Mulato hat geschrieben: Ich sage und zeige es interessierten Menschen immer wieder,..

Schließe deinen Mund und Schweig, halte deine Arme über Kreuz vor deine Brust oder stecke sie in die Hosentaschen, verwende keine Leckerchen,.. und jetzt "Zeige" deinem Hund mit deiner "Körpersprache" was du möchtest und was nicht,.. und jetzt wirst du ganz schnell Reflektieren, ob dein Hund dich "Versteht" :wink:
Kleine Hand-Zeichen oder wenige Worte/Töne kannst du dann später einbauen um auf größeren Distanzen zu kommunizieren.
Na dann Marvin.... Wäre es total nett, mir beim nächsten Treffen zu zeigen, wie man / frau einem gewissen Hund verständlich macht, DASS DAS MEIN ESSEN IST, WAS SIE SICH GERADE AUS MEINER HAND GRKRALLT HAT "Mistwetter"

"danke5" "danke5" "danke5" "kuss_hand" "hughroll"

Moin Steffihäsken "kuss_hand" , selbstverständlich werde ich dir das bei einem möglichen nächsten Treffen sehr gerne zeigen, wie man sich meine Sophia und jeden anderen Hund vom Leib hält !!!!

Du kannst allerdings auch einfach den 8 Jährigen "Galgo bzw.Hunde-erfahrenen" Sohn des Imbisswagenbesitzers, der auf dem Windhundtreff war, fragen, was im Falle eines Diebischen Hundes, hier meine Sophia, zu tun ist !!!,.. denn auch der kleine Junge kann dir ZEIGEN, wie man Hunde bewegt :klatsch: !!!!!!!!!!!!!!!!

Der kleine Junge hat keine Hand frei weil der Pappteller festgehalten werden muss, der Mund war voll mit Pommes,.. also stellt er sich einfach hin und Schaut Sophia Böse an und "Fixiert" sie, beugt sich leicht Bedrohlich nach vorn und Sophia wusste sofort, das dieser kleine Kerl KEIN OPFER ist den man Beklauen kann!!!, währen alle anderen die von Sophia beklaut wurden schon aufgrund ihrer merkwürdigen "Körpersprache" geradzu "Aufforderten" beklaut zu werden,..denn Hunde machen nur das, was erfolgreich ist :wink: und Sophia ist sehr erfolgreich, wenn es um Kuchen, Steaks und Würstchenklauen geht :kuller: ,..denn wer wie eine Mimmi durch die Gegend Laatscht und von weitem schon als "Opfer" zu erkennen ist, darf sich nicht wundern, wenn er von einem Schlauen Hund die Pommes und Bratwurst geklaut bekommt !!

Ich hoffe, das ich deine Frage ausreichend beantworten konnte :wink:

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Re: UNREFLEKTIERT alles übernehmen

#17 Beitrag von Burkhard » So 7. Dez 2014, 10:22

straßenköter hat geschrieben:
Aber auch bei den mit vermeintlich zeitgemäßen Methoden arbeitenden Trainern kann man gewaltig auf die Schnauze fallen! Mit unserer ersten Trainerin hat das jedenfalls ziemlich in die Katastrophe geführt, bis hin zu Beißvorfällen (mit menschlichem Opfer!) und ohne wirklichen Zugewinn.
Darauffolgenden Trainern konnte ich dieses und jenes abgewinnen, aber irgendwann kam der Punkt, wo ich mir dann gesagt habe, es hilft nichts, ich muss meinen eigenen, inzwischen dann auch erfahrungsbasierten Standpunkt finden. Auf der Grundlage war es anschließend dann auch möglich, mit einer Trainerin zu arbeiten (die allerdings auch so war, dass sie den Hundehalter ernst nimmt und nicht nur schulmeisterlich belehrt).
Diesen eigenen Standpunkt kann man sich aber auch nicht vorab "trocken", ohne reales Zusammenleben mit einem Hund, aneignen, da wird man letztlich zusammen mit dem Hund ins kalte Wasser geworfen. Glücklich in dem Fall die, die schon auf der Krabbeldecke mit Hunden aufgewachsen sind, aber dieses Privileg hat nun mal nicht jeder gehabt, und es ist nicht fair, dann so hart über die weniger Begünstigten zu urteilen.

Hi,

ja, ja - von Trainer zu Trainer laufen. Darf ich dich was fragen? Was sollte der Hund denn lernen oder andersrum gefragt - was zeigte der Hund für Verhaltensweisen, mit denen du nicht klar gekommen bist? Weil - sonst sucht man ja nicht die Hilfe von Trainern auf. Und ehrlich - was ist denn nun wirklich hinten dabei rausgekommen? Was ist heute besser als früher und was haben die Trainer dazu beigetragen?

LG
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Re: UNREFLEKTIERT alles übernehmen

#18 Beitrag von straßenköter » So 7. Dez 2014, 11:26

Das kann ich dir sagen:
Mein Hund (Direktadoption aus Spanien) ist draußen auf der Straße jeweils von 0 auf 100 ausgeflippt, wenn er einen anderen Hund gesehen hat, hat wild um sich gebissen, geheult, ist gesprungen wie ein Känguruh.
Nein, ich bin kein hysterisches Muttchen, die eine stinknormale Leinenaggression dramatisiert... genau das dachte nämlich auch der eine oder andere Trainer, zwischen denen ich dann "herumgehoppt" bin. Das war wirklich jeweils ein vermeintlicher Kampf ums eigene Überleben. Ich habe in der Zeit übrigens einige zerrissene Hosen und Löcher in den Beinen zu verzeichnen gehabt. Haben sich die Trainer dann Ronnie mal live angeschaut, wurde aus dem "Das bekommen wir schon hin!" ganz schnell ein "Oh....!". Aversiv brauchte man ihm nicht zu kommen, da er ohnehin schon im "Man will mich schlachten"-Modus war, Keksis waren erst recht keine Option. Und die Individualdistanz mit der man hätte anfangen können zu arbeiten, war so groß, dass das praktisch so nicht machbar war (etliche 100 Meter).

Die erste Trainerin war eine totale Null-Nummer, strikte Animal Learn-Jüngerin, die war mit ihrem Latein schon am Ende, als mit Schönfüttern nichts ging, und als dann noch ein Nachbar von uns ins Gesicht gebissen wurde, hat sie das Handtuch geschmissen und von Einschläfern geredet.

Dann kam die Verhaltenstierärztin (die einen Wesenstest machen sollte), die hat erst mal, ganz wichtig für mich, festgestellt, dass Ronnie nicht übersteigert aggressiv ist, sondern "nur" extrem unsicher. Sie konnte das Bissopfer dann auch überreden, von einer Anzeige und Wesenstest anzusehen. Was das eigentliche Training anging, hatte sie aber auch nicht wirklich Lösungen anzubieten; sie hat mir aber schon mal beigebracht, wie ich mich nicht so sehr vom Hund manipulieren lasse, etwas bestimmter auftrete.

Die dritte Trainerin hat mir beigebracht, und damit war sie die erste, die das konnte, wie ich meinem Hund tatsächlich Führung geben kann, da habe ich schon nachhaltig von profitiert. Allerdings wollte sie Ronnie einen dünnen Kettenwürger umlegen (habe ich abgelehnt!) und hüpfte dann auch in der Beißschutzhose mit Ronnie durch den Garten, es wurde viel mit "Red Zone" und solchen Geschichten herumdiskutiert. Das "Hundeproblem" bestand allerdings unverändert fort, angeblich sei das geprägt und nicht therapierbar... Aber wenigstens war Ronnie ansonsten mittlerweile zu einem ganz gut führbaren Hund geworden.

Nachdem sich Ronnie dann zwar insgesamt ganz schön gemacht hat, entspannter wurde, führiger, aber isoliert davon das Hundeproblem völlig unvermindert weiter bestand (ich habe ihn damals zu meiner eigenen Sicherheit und auch, um mich sicherer zu fühlen und aufzutreten ausschließlich mit Maulkorb geführt, zumindest dort, wo wir Hunden begegnen konnten), habe ich zweierlei getan: die VTÄ hatte schon im Jahr zuvor als Option, wenn mit Training so gar nichts gehen sollte, die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung mit einem Angstlöser angesprochen. Ich hatte das lange abgelehnt, hatte das Gefühl, ich würde damit den Hund zurechtbiegen, versuchen, meine eigene erzieherische Unzulänglichkeit auf dem Rücken des Hundes mit Medikamenten auszugleichen, aber irgendwann kam der Punkt (nach gut einem Jahr ohne jegliche Verbesserung im "Hundebereich"), dass es vielleicht nicht anders geht. Vielleicht kannst du dir auch vorstellen, dass zwischendrin auch mal das Thema Abgabe im Raum stand, weil ich als Hundeneuling mich völlig überfordert fühlte, auch verzweifelt war, weil mir so gar niemand helfen konnte... Aber ich habe dann auch gesehen, dass tatsächlich keiner so recht gewusst hätte, wohin mit ihm, um so einen Hund reißt sich eben auch keiner. Und die Vorstellung, dass er dann als unvermittelbar auf immer Im TH gelandet wäre, war mir unerträglich.

Also Augen zu und durch. Die VTÄ hat mich in der Therapiezeit engmaschig begleitet, hat auch immer wieder betont, wie wichtig es ist, das Zeitfenster der Medikamentengabe für intensives Training zu nutzen. Irgendwann war beim Einschleichen des Medikaments der Punkt erreicht, wo zwischen 0 auf 100 ein kleiner Moment zwischengeschaltet war, wo ich ansetzen konnte. Ich habe erst mal alles über Bord geworfen, was mir bis dahin von Trainern gesagt worden war, habe meinen Hund ganz genau beobachtet und auch ausprobiert, was ich - ohne Ansehen jeglicher Methoden - für ihn für vielversprechend hielt. Beispielsweise ist Ronnie ein Hund, der die sehr kurze Leine, bzw. das Halten am Geschirr, nicht als unangenehme Einschränkung, sondern eher als Hilfestellung empfindet. Glücklicherweise habe ich in der Zeit auch eine Nachbarin kennengelernt, die viel Verständnis für meine Lage und dazu einen wunderbar geeigneten Übungshund hat, einen kleineren, sehr souveränen Rüden. Der wurde unser erster Übungshund. Nach ca. 2 Monaten war es dann so weit, dass Ronnie erstmals direkten Kontakt zu Eddie aufgenommen hat, ohne die Nerven zu verlieren. Das Medikament war dann mittlerweile ausgeschlichen, die Individualdistanz auf vielleicht 200 m geschrumpft. Nach dem Absetzen konnte ich dann das Erreichte halten und weiter ausbauen. Heutzutage ist es so, dass wir, wenn ich ihn anspreche und geistig "bei mir behalte" an einem Hund auf der anderen Straßenseite vorbeigehen können. Ronnie ist dann zwar immer noch beunruhigt und angespannt, aber nicht mehr kopflos. Hunde, die einfach angestürzt kommen, werden nach wie vor mit Geschnappe vertrieben, aber mehr auch nicht, diese kopflose Panik ist weg. Die Zeit, die er braucht, um einen halbwegs "geeigneten" Hund (also ruhige, ausgeglichene Hunde) kennenzulernen und einen direkten Kontakt zuzulassen, ist - auch mit Hilfe der letzten Trainerin - auf ca. 15-30 Minuten geschrumpft. Von ihr habe ich übrigens dann auch gelernt, wirklich und so ziemlich in allen Lebenslagen (auch ohne Hund) tiefenentspannt zu bleiben... (Wobei ich diese Trainerin im ersten Jahr auch einmal konsultiert hatte und sie damals auch nicht so recht weiterwusste, weshalb ich das dann nicht weiterverfolgt habe)

Das ist hinten dabei rausgekommen und ja, ich empfinde es schon als enorme Verbesserung; jemand, der einen ganz "normalen" Hund hat, wird meinen sicher immer noch schrecklich finden, aber ich habe ja als Vergleichsmaßstab nur den Zustand in den ersten 1-2 Jahren, und dem gegenüber lebe ich heute paradiesisch und nicht schlechter als jeder andere, der vielleicht einen unverträglichen Hund hat. Wobei meiner nicht in dem Sinne unverträglich ist, denn wenn er diese große Hemmschwelle der Angst erst mal überwunden hat, ist er immer sehr sozial, umgänglich, tolerant, kein Futterneid, kein Rüdengestänker, nichts. Und ich habe in diesen mittlerweile 6,5 Jahren mit diesem schon recht speziellen Hund enorm dazugelernt.

Jetzt bin ich mal gespannt, wann die ersten aus den Löchern gekrochen kommen und meinen, dass sie selber das ja alles viel toller und ganz allein binnen einer Woche in den Griff bekommen hätten. Denjenigen würde ich sagen: ihr kennt Ronnie nicht, wisst nicht, wie er damals war... Micha/Greycie war eine der wenigen, die das doch verstanden hat, weil sie einen Hund hat, der recht ähnlich gestrickt ist und weiß, dass das eben doch etwas ist, das mit Hundeerfahrung, egal wie viele Jahrzehnte, nicht so einfach aus der Welt zu schaffen ist, auch nicht mit natürlicher Autorität, die manche vielleicht haben, die ich mir aber auch erst mal erarbeiten musste.
Ich selber war jedenfalls heillos überfordert, hätte selbst keinen Ansatzpunkt gefunden, und nachdem es dann aber doch auch so war, dass selbst Trainer, die hoch gelobt und empfohlen wurden, allesamt recht ratlos dastanden, ist es eben zu dem gekommen, was hier als "Trainerhopping" geschmäht wird. Mitgenommen habe ich wie gesagt von fast allen etwas...

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Re: UNREFLEKTIERT alles übernehmen

#19 Beitrag von Burkhard » So 7. Dez 2014, 13:00

Hi,

da sage ich Chapeau. Hut ab vor deiner detaillierten Schilderung. Da hast du ja was mitgemacht. Ich hatte aber schon vermutet, daß du nicht wegen "Kleinigkeiten" Trainer aufgesucht hast. Ich war auch mit einem Hund mal vor ewigen Jahren überfordert. Habe auch einige Trainer damals aufgesucht. Einer sagte mir damals, daß ich es mir gut überlegen soll den Hund zu behalten. Ich habe ihn behalten trotz der heftigen Streitereien mit meiner damaligen Lebensgefährtin. Ich brachte ihn halbjährig damals aus Teneriffa mit. Er blieb bei mir bis zu seinem Lebensende und starb im Alter von dreizehn Jahren letztes Jahr hier bei mir zu Hause. Dieser Hund war ein Einzelgänger und sonderte sich grundsätzlich vom Rudel ab. Ein schönes Gassigehen mit anderen Leuten und deren Hunden war ohne Leine nicht möglich. Dieser Hund hat mich wirklich Nerven gekostet. Er wurde wild geboren und wuchs die ersten Monate in einem wild lebenden Rudel in den Bergen Teneriffas auf. Also er war kein Straßenhund!! Abgeleint zeigte er nur jagdliche Sequenzen. Sofortige Verselbstständigung auf der Suche nach Beute. Das zog sich dreizehn Jahre durch und kein Trainer dieser Welt hätte daran was geändert. Da bin ich mir mehr als sicher. Letzte Konsequenz - ein Leben an der Leine (und das bei einem in Freiheit aufgewachsenen Hund halb Husky halb Podenco) oder das Teletakt. Ja - bei diesem Hund habe ich es eingesetzt - es war das letzte Mittel der Wahl. Der kurze Einsatz bewirkte, daß der Hund bis zu einem Jahr lang abrufbar war, bevor er wieder in alte Verhaltensmuster zurückfiel. Dann mußte nachgehakt werden - da reichte denn aber schon das Anlegen des Bandes. Er hat draußen aber immer sein eigenes Ding gemacht - so als wäre der Mensch gar nicht vorhanden.

Ich glaube, daß dieser Hund in den Bergen Teneriffas ein glücklicheres Leben geführt hätte, auch wenn er dann vielleicht nicht dreizehn Jahre alt geworden wäre.




LG
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Re: UNREFLEKTIERT alles übernehmen

#20 Beitrag von Tuetenohr » So 7. Dez 2014, 20:11

Wie heißt das alte Sprichwort?
Reden ist silber, schweigen ist gold.

Da unsere Hunde mehr als gut die nonverbale Sprache verstehen, viel mehr als uns bewußt ist;
registrieren sie unser Körperverhalten, Ausdruck und Mimik,

noch viel mehr als uns bewußt ist!

von daher ist es meines Erachtens sehr wichtig, welche verbale "Kommandos" bzw. Worte wir von uns geben.

Darüber lohnt es sich nachzudenken...
LG Monika

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