Hunde (und Katzen) können lieben

Hier kommen Artikel rein zur Mensch-Hund-Beziehung
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Hunde (und Katzen) können lieben

#1 Beitrag von JustGalgo » Mo 28. Apr 2014, 08:39

Interspezies-Spiel und Oxytocin
Ich denke, einem Mensch, der zugibt, dass er kein Hundemensch ist, sehen wir gerne einige "Wissenlücken" und Merkwürdigkeiten nach. Das gerade körperbetontes Hund-Mensch-Spiel bei beiden zu einem erhöhten Oxytcinwert führt und damit vertrauens- und bindungsfördernd wirkt, ist nicht wirklich neu. Dass die Stärke des Anstiegs von der Qualität ihrer Beziehung abhängt auch nicht (ich bin nicht sicher, ob das auch dem Autor des folgenden Artikels bekannt ist). Ich finde es zudem ziemlich gewagt, das Spielen von Tieren als "menschenähnliches Verhalten" zu bezeichnen. Ich finde diesen Blog-Beitrag von Paul Zak trotzdem interessant, weil ich darin erstmals gelesen habe, dass der Oxtocin-Anstieg durch interspezifisches Spiel zwischen einem Hund und einem anderen Tier (hier einer Ziege) nachgewiesen wurde. Bei der Ziege war der Anstieg so hoch, wie sonst nur bei verliebten Menschen
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Hunde (und Katzen) können lieben
- Von Paul Zak -


Ich bin kein Hunde-Mensch. Ich bevorzuge Katzen. Katzen bringen dich dazu, für eine Beziehung zu ihnen zu arbeiten und das mag ich. Von meinen Kindern unter Druck gesetzt, habe ich mehrere Hunde aufgenommen. Der erste war Teddy, ein Rottweiler-Chow-Chow-Mix, dessen buschiges Haar zu einer Löwenmähne geschnitten war. Die Kinder liebten ihn und er wuchs auch mir ans Herz. Teddy war wahrscheinlich zehn Jahre, als wir ihn übernommen haben. Fünf Jahre später hatte er multiples Organversagen und es wurde Zeit, ihn einzuschläfern.
Als ich beim Tierarzt ankam, sagte er, ich könnte ihn da lassen. Ich war entsetzt. Nein, ich musste bei Teddy bleiben. Als der Tierarzt die Spritze vorbereitete, um ihn einzuschläfern, fing ich an zu schluchzen. Der Tierarzt gab mir ein paar Minuten, um mich zu sammeln und mich zu verabschieden. Ich hielt Teddys Pfote bis er starb. Ehrlich gesagt, hätte ich nicht gedacht, dass ich so an ihm hing.
Diese Erfahrung brachte mich dazu, Experimente über Tier-Mensch-Beziehungen durchzuführen, um zu verstehen, wie Tiere uns dazu bringen, dass uns so viel an ihnen liegt. Auf der biologischen Ebene, wollte ich wissen, ob Haustiere bei Menschen Oxytocinauszuschüttungen verursachen. Oxytocin ist als Neurochemie der Liebe bekannt und wird traditionell mit der Fürsorge für den eigenen Nachwuchs verbunden.
Mein Labor an der Claremont Graduate University in Kalifornien ist Vorreiter für Studien über die chemische Basis für menschliche Zuneigung. In den letzten zehn Jahren haben wir Dutzende von Studien durchgeführt, die zeigen, dass das Gehirn Oxytocin produziert, wenn uns jemand mit Freundlichkeit behandelt.

Ich nenne Oxytocin das "moralische Molekül", weil es uns motiviert, andere fürsorglich und mit Mitgefühl zu behandeln. Oxytocin wurde klassisch mit Uteruskontraktionen beim Menschen assoziiert und bei Nagetieren mit Fürsorge für Nachkommen.
Unsere Studien haben gezeigt, dass eine große Anzahl von angenehmen menschlichen Interaktionen - einem Fremden zu vertrauen, dass er Geld für Sie aufbewahrt, in einer Gruppe tanzen oder meditieren - die Freisetzung von Oxytocin verursachen und uns zumindest vorübergehend dazu bringen, uns um andere zu kümmern, auch um völlig Fremde.

Bei Tierversuchen kamen 100 Teilnehmer in mein Labor und wir nahmen Blutproben von ihnen, um ihre physiologischen Basiswerte festzuhalten. Dann gingen sie in einen separaten Raum und spielten für 15 Minuten mit einem Hund oder einer Katze. Danach machten wir eine zweite Blutentnahme und anschließend interagierten die Teilnehmer miteinander, um zu untersuchen, wie sie sich gegenüber Menschen verhielten. Wenn Tiere Oxytocin-Ausschüttungen beim Menschen verursachen, würde dies meine überraschende Bindung an meinen Hund Teddy erklären und vielleicht, warum Menschen Tausende von Dollar ausgeben, um ein Haustier medizinisch behandeln zu lassen, anstatt es einzuschläfern und sich einfach einen neues Tier zu holen.
Unsere bisherigen Untersuchungen zeigten, dass, wenn Menschen sich sozial engagieren, ihr Oxytocin-Level sich typischerweise zwischen 10 und 50 Prozent erhöht. Die Änderung des Oxytocinwertes wird im Blut gemessen und ist ein Index für die Stärke der Beziehung zwischen den Menschen. Wenn Ihre kleine Tochter zu Ihnen gelaufen kommt und Sie umarmt, kann Ihr Oxytocinlevel um 100 Prozent steigen. Wenn ein Fremder Ihre Hand schüttelt, können es 5 oder 10 Prozent sein. Wenn der Fremde, der Ihre Hand schüttelt attraktiv ist, könnte sich der Oxytocinlevel um 50 Prozent erhöhen. Oxytocin wird als Fortpflanzungshormon betrachtet. Sein Level erhöht sich während des sexuellen Höhepunktes stark und etabliert langfristige Bindungen zwischen Verliebten.

Unsere Experimente konzentrieren sich auf das, was Oxytocin im Gehirn bewirkt und auf seine Auswirkungen auf das Verhalten.
Die Hunde-und-Katzen-Studie zeigte, dass keine Tierart den Oxytocinlevel bei allen Menschen erhöhte. Nur 30 Prozent der Teilnehmer hatten nach dem Spiel mit einem Tier einen Anstieg des Oxytocinlevels. Wir haben herausgefunden, dass es jedoch einen Faktor gibt, der vorhersagt, ob das Spielen mit einem Hund Oxytocin erhöht: die Anzahl von Tieren irgendeiner Art, die jemand im Leben besessen hat.
Das Gegenteil trifft auf diejenigen zu, die mit Katzen interagieren. Längere Zeiträume der Tierhaltung verursachen ein lineares Sinken des Oxytocinlevels. Hunde sind einfach "menschenorientierter" als Katzen und frühere Tierhaltung scheint unser Gehirn darin zu schulen, eine Bindung zu ihnen aufzubauen.

Wir fanden zudem heraus, dass Hunde Stresshormone besser als Katzen (keine Überraschung!) reduzieren. Wenn die Stresshormone niedriger waren, vertrauten die Menschen in dem Experiment Fremden mehr von ihrem eigenen Geld an. Dies könnte uns erklären, warum Leute, die Hunde besitzen als vertrauenswürdiger eingeschätzt werden, als die, die keine Hunde haben. Die Mensch-Hund-Bindung scheint einflussreich und wichtig für beide Spezies zu sein.

Viele Hunde, und manchmal auch andere Säugetiere, zeigen auch ein anderes menschenähnliches Verhalten: Spiel. Ich war neugierig, ob Tiere Freundschaften mit anderen Tieren bilden können und wurde eingeladen, ein kleines Experiment für das BBC-Fernsehen durchzuführen, das mir die Möglichkeit gab, dies zu testen.

Wie in unserem Laborexperiment, wollte ich sehen, ob auch das Spiel zwischen verschiedenen Tierarten zur Oxytocin-Ausschüttung führt. Dies wäre der biologische Beweis für Freundschaften zwischen Tieren. So saß ich am Ende in Arkansas mit einer Ziege in meinen Schoß.
In einem Tierheim in Arkansas, in dem eine große Vielfalt von Tieren miteinander interagieren, erhielt ich Blutproben von einem Terriermischling und einer Ziege, die regelmäßig miteinander spielten. Ihr Spiel bestand daraus, dass sie einander jagten, sich gegenseitig ansprangen, und sich Spielkämpfe (sie fletschten die Zähne und knurrten) lieferten. Beide Tiere waren junge männliche Tiere. Wir platzierten dann Hund und Ziege in einem Gehege und ließen sie spielen. Eine zweite Blutprobe wurde nach 15 Minuten durchgeführt.

Wir haben festgestellt, dass der Hund eine 48-Prozent-Zunahme des Oxytocinlevels hatte. Dies zeigt, dass der Hund eine gute Bindung zu der Ziege aufgebaut hat. Die moderate Veränderung des Oxytocinlevels legt nahe, dass der Hund den Ziegenbock als "Freund" betrachtete.
Noch auffallender war die Reaktion des Ziegenbocks gegenüber dem Hund: Er hatte eine 210-Prozent-Zunahme des Oxytocinlevels. Dieser Grad des Oxytocinanstiegs als "Liebeshormon" weist möglicherweise darauf hin, dass der Ziegenbock in den Hund verliebt gewesen sein könnte. Die einzigen Gelegenheiten, bei denen ich einen solchen Anstieg des Oxytocins beim Menschen gesehen habe, waren die, bei denen jemand einen geliebten Menschen sah, sich romantisch zu jemandem hingezogen fühlte oder wenn er mit einer außergewöhnlichen Freundlichkeit behandelt wurde.
Charles Darwin argumentiert in seinem Buch 1872 „Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei Mensch und Tier“, dass Emotionen über Spezies hinweg wirken, eingeschlossen Hunde, Ziegen und Menschen. Dass Tiere verschiedener Arten Oxytocin-Ausschüttungen im jeweiligen Gegenüber auslösen, weist darauf hin, dass sie, wie wir, lieben können. Es ist durchaus möglich, dass Fido und Boots Ihnen gegenüber die gleichen Gefühle hegen, wie Sie ihnen gegenüber. Sie können es auch Liebe nennen.

Quelle: http://m.theatlantic.com/health/archive ... ou/360784/


Quelle: Menschentier
Schöne Grüsse Petra :-)
mit Galgos, Whippet, Saluki & Chinesen


"Man hat nicht ein Herz nur für Tiere oder nur für Menschen
Entweder man hat ein Herz für alle oder keins"

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