Der gesunde Hund macht Hundesport

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JustGalgo
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Der gesunde Hund macht Hundesport

#1 Beitrag von JustGalgo » Do 9. Jun 2011, 19:32

greycie hat geschrieben:Quelle:
http://www.tierarzt-lausberg.de/html/ak ... sport.html
Der gesunde Hund macht Hundesport / Vorbereitung und Vorbeugung
So wie der Hundesport die Vitalität im Sinne der geistigen und körperlichen Gesundheit des Hundes fördert, ist auch die Gesundheit des Hundes Voraussetzung für den Hundesport.

Der Hund, der Leistungssport betreiben will, muß gesund, von guter Konstitution und Kondition sein, damit Verletzungen und Notfälle aller Art so gut es geht vermieden werden können. Bei vielen Hundesportarten wird diesbezüglich bereits dadurch Vorsorge getroffen, indem es Altersbeschränkungen gibt (bspw. Windhundsport, Schlittenhundsport oder Agility), so daß Hunde im Wachstum und auch Senioren-Hunde vor Überbelastung geschützt werden. Außerdem müssen bspw. beim Windhundsport alle Hunde, die einen Wettkampf bestreiten, vorher am Wettkampftag durch den Bahntierarzt kurz allgemein untersucht werden;
ein wie auch immer krankheits- oder verletzungsverdächtiger Hund wird vom Wettkampf ausgeschlossen. Aber auch die Eigenverantwortung der Hundehalter kann nicht als wichtig genug eingeschätzt werden:
ein Hund, der Anzeichen einer Erkrankung/ Verletzung zeigt oder nicht in optimaler körperlicher Verfassung ist, darf nicht aus falschem Ehrgeiz zu Leistungssport getrieben werden, auch wenn er selbst „will"!

Dies verbietet im übrigen auch das Tierschutzgesetz (§ 1,2,3).
Es ist daher durchaus ratsam, den Hund auf die Eignung für den geplanten Hundesports hin durch den Haustierarzt untersuchen zu lassen, insbesondere im Hinblick auf Erkrankungen des Herzens, der Gelenke (Hüfte/Ellbogengelenk) oder der Wirbelsäule, da hier ungünstige Veranlagungen oder bisher unbemerkte Erkrankungen vorliegen können, die durch Leistungssport aber ausbrechen oder sich verschlimmern und sich dann evtl. sogar lebensverkürzend auswirken können. Andererseits können solche vorbelasteten Hunde aber sicher Hundesportarten betreiben, in denen sie mehr geistig als körperlich gefordert werden, wie bspw. Obedience, Team-Test oder Dogdancing oder man schränkt die Leistungsforderung entsprechend ein, wie bspw. bei Seniorenrennen über eine viel kürzere Distanz im Windhundsport.

Immer wenn es um Medaillen, Pokale oder Urkunden beim Sport geht, ist leider auch Doping zu befürchten; zwar nicht im Ausmaß wie beim Menschensport, aber auch im Hundesport ist Doping seit langer Zeit ein großes Ärgernis.

Jedes Doping kann Erkrankungen oder Verletzungen unmittelbar verursachen (bspw. ein unter Schmerzmitteln Sport treibender Hund, der seine Verletzung noch nicht auskuriert hat) und ist damit in hohem Maße tierschutzwidrig. Es kann sogar lebensbedrohliche Ausmaße annehmen, wenn bspw. mit Schokolade gedopt wird. Schokolade enthält den Kakao-Wirkstoff Theobromin und wirkt beim Hund ähnlich stark wie Kokain oder Amphetamine beim Menschen, so dass sie im Hundesport als leistungsförderndes Dopingmittel „beliebt" ist. Die Grenze zur tödlichen Dosis ist aber außerordentlich niedrig und bei jedem Hund verschieden, bspw. kann eine Tafel Schokolade mit hohem Kakaoanteil (bspw. Zartbitter) sogar für einen großen, schweren Hund tödlich sein! In vielen Hundesportverbänden ist Doping zwar verboten, es wird aber nicht kontrolliert. Vorbildlich verhält sich hier der Windhundsport, bei dem bei Wettkämpfen unangemeldet selektive Dopingkontrollen (Urin-/Blutprobe) durchgeführt werden; positive Fälle werden hart geahndet, u.U. bis lebenslanger Wettkampfsperre. In der Regel ist jeder dem Hund zugeführte Stoff, der nicht zur artgemäßen Ernährung des Hundes zählt, als Dopingmittel anzusehen.

Ferner möchte ich noch darauf hinweisen, daß überall, wo sich viele Hunde treffen, also auch auf dem Trainings- oder Wettkampfgelände, leicht Infektionskrankheiten übertragen werden können. Um dem vorzubeugen, gehören ungeimpfte, fieberhafte, hustende oder schnupfende Hunde sowie Hunde mit Durchfall u./o. Erbrechen nicht aufs Trainings- oder Wettkampfgelände, selbst wenn sie am Training oder Wettkampf gar nicht teilnehmen!

Häufig entstehen bei solchen Veranstaltungen auch Verletzungen, die gar nicht durch den Sport bedingt sind, sondern durch intraspezifische Aggression, nämlich Bissverletzungen. Die Hunde sind eben häufig vor dem Wettkampf erregt, kennen sich nicht und haben für sich nicht genug Raum, dies senkt die Reizschwelle. Bissverletzungen müssen in jedem Fall gereinigt (kaltes, sauberes Wasser) und desinfiziert werden (Wundantiseptikum, wie bspw. Betaisodonalsg.), dafür muß u.U. vorher das Fell an der Bissstelle gekürzt/geschoren werden; bei größeren/tieferen Wunden, Lahmheit, gestörtem Allgemeinbefinden oder Fieber am Folgetag sowie in Zweifelsfällen muß der Tierarzt aufgesucht werden.

Eine sehr wichtige Vorbeuge gegen Verletzungen ist nicht zuletzt die Kontrolle der Beschaffenheit des Wettkampf-/ Trainingsplatzes/des Geläufs und der Materialien, mit denen der Hund in Kontakt kommt. Der Platz/ das Geläuf sollte vor jedem Training und Wettkampf abgegangen und auf scharfe oder spitze Gegenstände sowie Bodenunebenheiten abgesucht werden (Windhundsport/ Schlittenhundsport/ Agility/ Trial/ Flyball/ Turnierhundsport, etc.). Die für den Sport benötigten Gerätschaften müssen frei von Spitzen oder scharfen Kanten (Startbox beim Windhundrennen/ Hindernisse beim Agility, Schrägwand beim Turnierhundsport, etc.) und ferner rutschfest (bspw. Wippe, Tisch, Laufsteg beim Agility) sein; auch der Halter trägt hierfür, v.a. beim Training, Mitverantwortung; erwähnt werden sollte hier auch, daß beim Apportieren nicht mit Filzbällen (bspw. Tennisbälle) gearbeitet werden darf (Flyball!).

Dies führt zwar nicht zu akuten Verletzungen, langfristig aber zu gravierenden Zahnschädigungen! Wegen der Vielzahl unterschiedlichster Hundesportarten kann hier nicht detailliert auf Trainingsmethodik eingegangen werden, aber allgemein gilt, daß Hunde, die Leistungssportwettbewerbe wie Schlittenhundesport oder Rennhundsport betreiben, regelmäßig und über das ganze Jahr hinweg trainieren, so daß sie im Wettkampf nicht überbelastet werden. Andernfalls kann es sowohl zu ernsthaften Verletzungen (bspw. Muskelrisse beim Rennen oder Verletzungen durch Hängenbleiben am Hindernis etc.) als auch zu u.U. lebensbedrohlichen Herz-/Kreislaufzusammenbrüchen kommen, insbesondere bei entsprechenden Wetterverhältnissen, denn Hunde sind außerordentlich ehrgeizige Sportler und überschreiten v.a. untrainiert leicht ihre Leistungsgrenze.

Ein gutes Beispiel hierfür ist die sogenannte Greyhoundsperre, eine bei schlecht im Training stehenden Greyhounds recht häufig vorkommende akute Muskelerkrankung, die unmittelbar im Anschluß an ein Rennen (auch bei einer „ungeplanten" Kaninchenjagd) auftritt. Hierbei kommt es durch Übersäuerung und Stoffwechselendprodukte in der Muskelzelle zur massiven Zerstörung von Muskelzellen mit lebensbedrohlichen Konsequenzen für den Organismus: Anzeichen für diesen Notfall sind steifer Gang, aufgekrümmter Rücken, harte Muskeln, Schwäche und ggf. dunkler Urin. Diese Hunde müssen sofort (noch auf der Bahn) vom Tierarzt mit speziellen Infusionen notversorgt werden.

Auch für das Fütterungsmanagement gibt es hinsichtlich des Hundesports viele mehr oder weniger wichtige Ratschläge je nach Sportart, wiederum aber auch allgemein-gültige Richtlinien.

Jeder weiß, dass man sich nicht den „Magen vollschlägt", bevor man Sport treibt. Genauso soll ein Hund kurz vor einer körperlichen Leistungsforderung nicht gefüttert werden. In der Natur ruhen Raubtiere ja auch, nachdem sie ihre Beute verzehrt haben und dies aus gutem Grund: Das Futter liegt nicht nur schwer im Magen, so daß das Leistungsvermögen beeinträchtigt wird, sondern die Magenentleerung/ Verdauung wird behindert, sogar eine Magendrehung kann provoziert werden (s.u.). Gefährlich hinsichtlich einer Magendrehung ist auch das Trinken großer Wassermengen kurz nach einem Wettkampf/Training.

Nach der Fütterung sollten mindestens 3 Stunden vergehen, bevor ein Hund tobt, rennt, springt, Leistungssport betreibt. Es empfiehlt sich grundsätzlich, Wasser öfter in kleinen Mengen darzubieten, als eimerweise nach körperlicher Leistung/ bei heißem Wetter; dies betrifft insbesondere große/schwere Hunde.

Sicherlich ist das Thema "Richtiges Aufwärmen" der Muskulatur eines Hundes vor Leistungshundesport, bzw. die negativen Auswirkungen infolge einer uneffektiven Vorbereitung eines Hundes vor einer geforderten körperlichen Höchstleistung ein sehr interessantes Thema, was es in Zukunft von dem ein oder anderen ambitionierten Tierarzt (bspw. im Rahmen einer Dissertation) oder eines interessierten Hundesportlers zu ergründen gilt. Es verhält sich allerdings (aus tierärztlicher praktischer Erfahrung, wie auch bezogen auf einschlägige veterinärmed. Literatur) so, daß die Anzahl an Verletzungen des Bewegungsapparates beim Hund, die verdachtsweise durch körperliche Höchstleistung ohne bewußte vorherige Vorbereitung (Aufwärmen) im Vergleich zu denen beim Menschen verschwindend gering sind.

Dies begründet sich daraus, daß ein Hd. eben nicht wie der Mensch seine Sporttasche packt, sich ins Auto setzt, sich eher gemütlich "umkleidet", um dann auf dem Fußballplatz von 0 auf 100 einem Ball hinterherzujagen.

Viel mehr ist der Hd. schon "aus dem Häuschen", wenn er merkt: es geht raus; er springt umher, freut sich, läuft auf dem Spaziergang vor und zurück und hin und her und macht sich so ganz selbstverständlich "warm".
Weiterhin kann der Hd., auch wenn es selten vorkommt, auch einen solchen wie beim typischen menschlischen Sportler beschriebenen "Kaltstart" viel ungefährdeter verkraften, als ein Mensch, da er trotz mancher zuchtbedingten Entwicklung zum Spezialisten dennoch der nächste Verwandte des Wolfes bleibt, der als Wildtier (Jagd und Flucht-Situationen) so etwas unbeschadet überstehen muß, d.h., der Bewegungsapparat/die Muskulatur des Hundes ist Gott sei Dank in dieser Hinsicht noch deutlich belastbarer, auch wenn es bei bestimmten, auf sportliche Höchstleistungen gezüchteten Rassen, wie bspw. beim Greyhound, bereits eine deutliche Zunahme an Verletzungen des Bewegungsapparates gibt, die leider die Entwicklung hin zu Höchstleistungssportlern, deren Bewegungsapparat aber äußerst anfällig ist für "Sportverletzungen" aller Art, ähnlich dem Menschen, befürchten lassen.

Hunde verletzen sich aber eher aus anderen Gründen beim Hundesport (s.o.). Dennoch ist ein Aufwärmprogramm für einen Hund sicherlich nützlich und mir auch (aufgrund meiner Tätigkeit als Bahntierarzt auf der Hunderennbahn in Köln) durchaus bekannt; Stretching oder Massage halte ich aber aus o.g. Gründen für übertriebene, sicherlich aber gut gemeinte Maßnahmen.

Die "Windhundleute" bevorzugen vor einem Rennen bspw. ein zehnminütiges Jogging oder Traben am Fahrrad. Ebenso berechtigt wie das Aufwärmprogramm ist in manchen Hundesportarten die "Auslaufphase", wie auch in vielen menschlichen Sportdisziplinen. Der Hundeorganismus, der an seine Leistungsgrenze gebracht worden ist, muß auch die Möglichkeit bekommen, wieder „herunterzufahren", v.a. für das Herz-/Kreislauf-System und die Muskulatur ist dies sehr wichtig.

Ein Rennhund soll aus diesem Grund nach dem Rennen nicht von der Bahn getragen werden und direkt stehen oder liegen (ausruhen), sondern in Bewegung bleiben (Auslaufen/Spaziergang).

Und hier gehts weiter zu den Kommentaren:
http://www.info-hz.de/forum/viewtopic.php?f=152&t=7043
Schöne Grüsse Petra :-)
mit Galgos, Whippet, Saluki & Chinesen


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