"Ein Windhund ist nicht erziehbar !?"

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JustGalgo
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"Ein Windhund ist nicht erziehbar !?"

#1 Beitrag von JustGalgo » Di 22. Mär 2011, 14:25

Galgo-Podenco hat geschrieben:"Ein Windhund... der ist nicht erziehbar!?"

Es gibt immer wieder Stimmen - und leider auch schlecht informierte Hundeschulen, die behaupten, Windhunde seien nicht erziehbar. Windhunde sind zwar recht eigenständige und jagdfreudige Hunde, welches sie sicher nicht zu Hunden mit einem, im Vergleich zu manch anderen Hunderassen, ausgeprägten „ Will to please“ macht, aber sie sind sensible, intelligente und lernfähige Hunde. Allerdings sollte man keinen Kadavergehorsam von ihnen erwarten und allzu grobe und harte Erziehungsmethoden werden schnell mit Verweigerung und Vertrauensverlust bestraft. Natürlich ist die Erziehung eines Welpen einfacher und anders gestaltet als die eines traumatisierten fünfjährigen Tierheimhundes (Ausnahmenbestätigen die Regel ;-) ), oder eines einjährigen pubertierenden Rüden. Wichtig ist die Bereitschaft, sich auf seinen Hund einzulassen. Wer sich also für einen Windhund entscheidet und meint der Hund sei a) dumm und lernt sowieso nix, b) einfach nur dankbar, weil er ja aus unwürdigen Umständen gerettet wurde, c) weil er ein Windhund ist, nie aggressiv (was leider so manche Tierschutzorgas propagieren) und d) sich von alleine erzieht, weil Windhunde ja so sanftmütig und sensibel sind, der irrt!

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Jeder Hund braucht Erziehung! Ob klein, ob groß und gleich welcher Rasse er angehört. Ein Hund, der im Haus über Tisch und Bänke geht und draußen nur seine eigenen Wege geht, ist nicht nur anstrengend sondern kann zu einem wahren Albtraum für alle Beteiligten - und auch Unbeteiligten - werden. Und so landet der Hund schnell (wieder) im Tierheim oder geht zurück zum Züchter, weil Mensch mit ihm überfordert ist, obwohl Hund nichts dafür kann.
Es muß sicher nicht unbedingt die Begleithundeprüfung sein, doch Grundkommandos wie Sitz, Platz, Bleib, Hier/Komm, Nein und Aus sollten jedem Hund beigebracht werden können. Für alle Hunde ist es wichtig, daß sie ihre Grenzen kennen und auch ihren Platz bei ihrem Menschen haben. Im Vergleich zu uns Menschen, können Hunde mit Demokratie, wie wir sie verstehen, nicht umgehen (und selbst wir Menschen haben da ja so unsere Schwierigkeiten ;-) ). Hunde brauchen einen festen Platz in der Familie und ein klares Regelwerk an dem sie sich orientieren können.

Bild Es ist übrigens nicht wahr, daß Windhunde sich aufgrund ihrer Anatomie oder
der stark bemuskelten Hinterhand nicht setzen können, sie tun es nur bei bei nassem und kaltem Boden nicht gern, wie viele andere kurzhaarige Hunderassen auch ;) . Da schafft ein gut konditioniertes Steh-Kommando Abhilfe.

Windhunde sind eigenständige, unabhängige und hoch spezialisierte Sichtjäger, die seit Jahrhunderten nur auf Leistung gezüchtet werden. Aussehen und bestimmte Wesensmerkmale sind dabei nur von zweitrangiger Bedeutung. Der Hetz- und Jagdtrieb dieser Rassen ist daher sehr stark ausgeprägt und nicht zu unterschätzen. Ein Windhund, der gelernt hat eigenständig zu jagen, wird bei Wildsichtung nicht „Gewehr bei Fuß“ stehen. Oft ist es schwierig Windhunde überhaupt frei laufen zu lassen - vor allem in wildreichem Gelände.
Entgegen manch anderer Meinungen, Windhunde wegen ihres stark ausgeprägten Jagd- und Hetztriebs grundsätzlich nie abzuleinen, halte ich diese Einstellung und Einschränkung für absolut nicht artgerecht! Nicht bei jedem dieser Hunde ist der Jagdtrieb gleich stark ausgeprägt. Es gibt auch immer wieder "Exemplare", die wenig Interesse an der Jagd zeigen und in wildarmer Umgebung gut abrufbar sind - allerdings sind das Ausnahmen! Grundsätzlich sollte sich aber jeder, der sich für diese Hunderassen interessiert, darüber im Klaren sein, daß entspannte Spaziergänge und nette Unterhaltungen mit Hundefreunden und gleichzeitigem Freilauf mit diesen Hunderassen der Vergangenheit angehören. Diese Hunde wollen jagen und werden auch jede Gelegenheit der Unaufmerksamkeit ihres Besitzers dafür nutzen! Ein konsequentes aber liebevoll aufgebautes Training ist ein Muß und die Voraussetzung für Freilauf überhaupt. Der Jagdtrieb läßt sich zwar in einem gewissen Maße durch konsequentes Training in kontrollierbarere Bahnen lenken, aber man kann nie eine hundertprozentige Zuverlässigkeit in Punkto Abrufbarkeit erwarten, egal wie gut der Hund im Gehorsam steht! Wer sich damit nicht anfreunden kann, der sollte sich besser nach einer anderen Hunderasse umsehen. Die Jagd kann man für den Windhund sicher nicht ersetzen, aber Spaß und Lernen können mit so einigen artgerechten Beschäftigungsmodellen verbunden werden, wie z.B. Apportieren, Fährtensuche, Zielobjektsuche (die Suche nach kleinen Gegenständen). Manche Windhunde machen auch gerne Aglity. Wobei ich, außer Whippets, Windhunde aufgrund ihrer Antomie und Körpergröße nicht wirklich dafür geeignet halte. Rennbahn- und Coursingtraining kann ein sehr guter und auch der Rasse entsprechender Ausgleich für ihr Jagdbedürfnis sein sein. Vorausgesetzt natürlich der Hund ist körperlich gesund und fit, welches aber eine Grundvoraussetzung für alle Hundesportarten sein sollte.

Nicht zu unterschätzen ist auch die Laufgeschwindigkeit dieser Rassen. Galgos können 50 bis 60km/h laufen! Sie sind also sehr schnell – und sehr schnell weg. Deshalb ist es wichtig, darauf zu achten, den Hund nur in Gebieten frei laufen zu lassen, wo möglichst wenig Wild, keine größere Straße, Stacheldraht u.ä. vorhanden ist.

Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb bin ich der Meinung, daß Hunde mit einer so großen Liebe zum Laufen unbedingt eine Chance auf ein Stück Freiheit verdienen. Denn ein freilaufender Windhund ist einfach der schönste Anblick, den es gibt!

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©2010 Text & Fotos: Kathrin Korthauer


Die Diskussion dazu findet ihr hier:
http://www.info-hz.de/forum/posting.php ... =8&p=57053
Schöne Grüsse Petra :-)
mit Galgos, Whippet, Saluki & Chinesen


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