Hmm, als der Thread eröffnet wurde, hätte ich noch gar nicht viel beitragen können, weil ich Ronnie damals noch nirgends im ungesicherten Gelände hätte ableinen können.
Bei ihm hat es 1,5 Jahre gedauert, bis ich mich getraut habe, in ungesichertem, wildarmem Gelände, fern von Straßen abzuleinen. Diese Voraussetzungen müssen bis heute gegeben sein, sonst ist mir das Risiko zu groß.
Merke ich ihm an, dass irgendwo Wild in der Luft liegt, kommt er SOFORT an die Leine, auch wenn ich nichts sehe, hat er selbst was gesehen, rennt er sofort los, lässt aber zum Glück auch gleich ab, wenn er das Tier nicht mehr sieht. Wirklich per Nase Spuren verfolgen tut er nicht.
Für mich war aber das viel größere Problem eigentlich der "Streunermodus". Sobald die Leine ab war, ist er in einem lockeren Trab verfallen und einfach immer weiter gelaufen, nicht hinter was her, nicht vor was weg, sondern einfach davongetrabt, taub für jeglichen Zuruf, ganz mit sich allein und auf sich selbst gestellt in dieser Welt. Andererseits ist er auch kein Hund, der jemals, auch in der "Nur-an-der-Leine"-Zeit, sofort losgerannt und herumgesprintet wäre, wenn er mal abgeleint wird.
Ich habe lange und intensiv mit ihm an der immer längeren Schleppleine geübt: Abrufen, Impulskontrolle, habe zudem selbst auch gelernt, ihm in ihn beunruhigenden Situationen Halt und Sicherheit zu geben; JEDES Kommen, mit oder ohne Aufforderung, habe ich belohnt. Bei 20m SL war Schluss, die hat er dann gar nicht ausgenutzt, weil die dann doch deutlich spürbar hinter ihm herschleppte, und ich hatte keine Lust, immer gute 5 m ungenutzt herumzutragen.
Heute ist es so, dass er durchaus mal einen größeren Radius hat, er aber von sich aus auch immer Sichtkontakt haben möchte. Er ist und bleibt ein unsicherer Hund, abgesehen von Fremdhunden kein Paniker, aber eben leicht zu verunsichern, und was er nachhaltig gelernt hat, ist, dass er nicht allein auf der Welt ist und dass zu Frauchen kommen IMMER richtig und gut ist. Und er kennt auch verschiedene Abstufungen, ob er nun SOFORT kommen soll, MAL kommen soll, mehr in der Nähe bleiben soll. Manches davon hat er mehr so nebenher gelernt.
Für mich war es sehr wichtig, dass er, wenn nur irgendwie möglich, freilauftauglich werden soll, weil er für Hundeausläufe einfach nicht geeignet ist und weil er auch kein Hund ist, dem damit geholfen ist, dass er mal irgendwo die Gelegenheit bekommt, sich auszutoben und er dann gemütlich weiterbummelt. Er ist nun mal mehr ein passionierter Spazierentraber, der dann und wann einen Rennflash bekommt.
Abgehauen ist er mir ein einziges Mal, wobei ich mir gar nicht mal sicher bin, ob das schon als "abgehauen" gelten kann: da stand er am Rande eines Rapsfeldes, guckt, stutzt und stürzt sich hinein. Hund weg, nichts zu hören, nichts zu sehen, kein Rapswipfelchen hat sich gerührt. Frauchen in Panik
. Nach ein paar Minuten (objektiv betrachtet vielleicht 2
) Kam er wieder raus, Geschirr total verrutscht und verwurschtelt, ansonsten unverändert.
Wir haben hier ein Gebiet in fußläufiger Nähe, wo er fast täglich frei laufen kann, was er auch sehr genießt. Er ist kein ein Hund, der großartig herumrennen würde, wenn ich (z.B. auf einem Auslauf) herumstehen würde, und irgendwas spielen würde er auch nicht, nicht mit mir und erst recht nicht mit anderen Hunden, sondern er ist es gewohnt, mit mir spazieren zu gehen und genießt es, wenn er dann freilaufend in seinem eigenen Tempo vor und hinter mir herumlaufen kann, mal zurückfällt, mal im Donnergalopp überholt.
Im Wald kommt er mir gar nicht von der Leine, aber nicht nur wegen Wild, das ich dort häufig gesehen habe und das er auch immer wieder anzeigt, sondern auch wegen unverhofften Hundebegegnungen. Auf dem Land bei meiner Mutter bleibt er auch angeleint, die dortige Kombination von hoher Wilddichte und ICE-Trasse gefällt mir gar nicht...