HYBRIDHUNDE – DIE SUCHE NACH DEM PERFEKTEN HUND

Antworten
Nachricht
Autor
Benutzeravatar
JustGalgo
Beiträge: 8616
Registriert: Fr 9. Nov 2007, 13:51
Meine Hunde: Galga: Askari Negra El Gran Matador(12,5)
Galga: Fanny (13)
Whippet: Lucca (11)
Saluki: Wini (10)
Chinese Crested: Speedy (10), Baby(9)
Powder Puff: Bella (12)
Pudel: Mitchko (14)
R.I.P. Moro (14), Linda (12), Susi (20), Charly (14) Willi (9)
Wohnort: Salzburg
Kontaktdaten:

HYBRIDHUNDE – DIE SUCHE NACH DEM PERFEKTEN HUND

#1 Beitrag von JustGalgo » Sa 19. Jul 2014, 16:01

Sehr interessant zu lesen und ich glaube es wissen die wenigsten, das Hybridenhunde nur in der 1. Generation gesünder sind, d.h. man kann nicht ewig weiterzühten mit dem vorhanden
Erbmaterial...

http://www.bestehunde.de/hybridhunde.html


Offenbar reichen vielen Menschen die momentan rund 800 Hunderassen bzw. Varietäten nicht aus, um innerhalb dieser Auswahl einen geeigneten Hund zu finden. Immer häufiger greifen Züchter – oder wer sich dafür hält – zu zwei Rassen und verkreuzen diese in der Hoffnung, aus beiden Rassen das jeweils Bessere rauszuholen und in einem neuen Hund zu vereinen. Heraus kommt dabei ein so genannter Hybride.

DER UNTERSCHIED ZWISCHEN MISCHLING UND HYBRIDHUND
Im Grunde sind Hybridhunde einfach Mischlinge – na ja, Mischlinge ja, aber eben nicht einfach. Der Hybridhund definiert sich als Kreuzung zwischen zwei Hunderassen die bewusst und im Idealfall geplant miteinander gemischt werden um bestimmte Wesensmerkmale und/oder optische Merkmale zu erhalten. Gemäß der Mendelschen Vererbungsregel kann man bei einer so geplanten Kreuzung in der ersten Generation, der so genannten F1-Generation, einen ziemlich homogenen Wurf erwarten, zumindest vom Phänotyp her. Wird mit den Hybriden weiter gezüchtet, verfällt diese Homogenität allerdings wieder und wird erst durch eine lange und gezielte Zuchtselektion stabilisiert. Im Endeffekt einer solchen Stabilisierung steht im Idealfall und irgendwann dann eine neue Rasse.

Gerade weil viele Hybriden mit dem Ziel bestimmter Merkmalsausprägungen gezüchtet werden, spricht man auch – meistens despektierlich – von so genannten Designerhunden.

VON DER HYBRIDISIERUNG ZUR NEUEN RASSE
Wird eine neue Rasse gezüchtet – oder wird versucht, eine Rasse zu „reanimieren“, dann steht als erster Schritt die so genannte Hybridisierung an: Als Beispiel sei hier der Kromfohrländer genannt. Diese Rasse basiert auf der gezielten Verpaarung von Foxterrier und Griffon Vendéen, und es wurde mit diesen Tieren so lange weiter gezüchtet, bis sich der Phänotyp (das Aussehen) stabilisierte. Was 1945 als „Fehltritt“ begann, fand 1955 in der Anerkennung der Rasse Kromfohrländer sein vorläufiges Ende.

Im Schäferhundebereich kann der Malingo genannt werden: Hans Schlegel kreuzt Deutsche Langhhaarschäferhunde mit Malinois und arbeitet mit eigenen Blutlinien an der neuen Hunderasse Malingo. Schlegels Ziel ist es, einen tauglichen Gebrauchshund zu züchten, der – und da unterscheidet sich Schlegels Argumentation in Nichts von denen der anderen „Designerhundzüchter“ – „frei von Erbkrankheiten“ sein soll.

SIND HYBRIDHUNDE GESÜNDER?
Ja. Sind Sie. Meistens. Aber nur in der ersten Generation. Hybridhunde profitieren vom so genannten „Heterosis-Effekt“. Dieser Effekt bewirkt eine deutliche gesundheitliche Verbesserung der Nachkommen durch die genetische Vermischung. Etwas vereinfacht hängt das mit den Allelen zusammen: Gene als Merkmalsträger können zwei Allele haben. Sind diese Allele unterschiedlich (heterozygot), so ist die Anpassungsfähigkeit an verschiedene Lebensbedingungen deutlich größer als wenn beide Allele gleich (homozygot) sind. Oder um es ganz vereinfacht zu sagen: Kreuzt man ein Auto mit Vorderradantrieb mit einem Auto mit Hinterradantrieb, so hat die erste Generation Allradantrieb und kommt damit mit unterschiedlichen Umweltbedingungen besser klar, als die jeweiligen Eltern – wie gesagt: sehr vereinfacht.

Dieser Vorteil des Heterosis-Effektes gilt aber nur für die F1-Generation. Züchtet man mit Hybriden weiter, verliert sich dieser Effekt wieder. Nebenbei bemerkt: Das ist der Grund, warum Monsanto hybrides Saatgut verkauft: dieses ist sehr leistungsfähig, ist aber ungeeignet um selbst als Zucht-Saatgut eingesetzt zu werden – oder sogar unfruchtbar. Es muss also jedes Mal neu gekauft werden und – voilà – schon haben wir ein lukratives Geschäft.

HYBRID-ZUCHT VS. RASSENVERBESSERUNG
Wenn man sich viele Hunderassen und Rassehunde ansieht, dann müsste man heilfroh sein, wenn diesen Rassen endlich eine Verbesserung und Optimierung zu Gute käme – und da geht es noch nicht mal nur um die Qualzuchten wie Pekinesen, Shar Peis, Möpse etc. sondern auch um die ehemaligen Gebrauchshunderassen wie der Deutsche Schäferhund, Labrador, Golden Retriever, Pudel, etc. Wer sich einen Labrador aus einer Showlinie ansieht, der kann sich schlicht nicht vorstellen, dass diese Hunderasse einmal arbeiten konnte – und wer sich einen Schäferhund aus einer Hochzuchtlinie ansieht, dem tun die eigenen Hüften schon vom Hinsehen weh. Also – was spricht dagegen, diese Rassen zu verbessern? Gar nichts. Aber das hat nichts mit einem Hybridhund zu tun.

HYBRIDHUNDE SIND KEINE NEUE RASSE
Hybridhunde sind Mischlinge zweier Rassen und müssen immer wieder aus diesen Rassen neu gezüchtet werden. Hybridhunde sind keine neue Rasse – und werden es in den allermeisten Fällen auch nie – Ausnahmen bestätigen die Regel. Erschwerend kommt dazu, dass die Mehrzahl der „Züchter“ welche Hybridhunde erzeugen, weder die geborenen noch die talentiertesten Genetiker sind – und ihre Vermehrungsergebnisse mit gelinde gesagt hanebüchenen Versprechungen zu überhöhten Preisen an den Mann zu bringen versuchen. Das Märchen des „hypoallergenen“ Labradoodles sei hier als nur eines, aber als eines der bekanntesten Beispiele gewählt. Es gibt keine hypoallergenen Hunde. Wer gegen Hunde allergisch ist, der ist in den allermeisten Fällen auf Can f1 allergisch – und das ist Bestandteil von Haaren und Hautepithelien aller Hunderassen (auch von Doodles, Pudeln, etc.) – insgesamt sind mittlerweile 6 Allergene beim Hund bekannt. Und die kommen alle bei allen Hunden vor.

HYBRIDHUNDE BEDIENEN KURZFRISTIGE ZIELE
Hybridhunde werden aus zwei grundsätzlich verschiedenen Aspekten „gezüchtet“: Entweder weil man damit sehr schnell einiges an Geld verdienen kann, weil die fragliche Kombination gerade groß in Mode ist – hier seien die ganze Doodles genannt oder aber weil die Leistungsfähigkeit der Wunschrasse zu wünschen übrig lässt. Im ersten Fall kann man wirklich von einem Designerhund sprechen, die zweite Motivation hat ihren Ursprung eher darin, dass man lieber den schnellen (und zufälligen) Erfolg hat, als dass man sich kritisch mit dem Zustand und der Zukunft einer bestimmten Rasse auseinandersetzt und versucht, langfristig und nachhaltig im Rassebereich etwas zu verbessern.

HYBRIDHUNDE SIND NICHT IMMER DAS BESTE AUS ZWEI WELTEN
Wie selbstverständlich wird angenommen, dass Hybridhunde die guten Eigenschaften der beiden Elterntiere in sich vereinen – Pustekuchen. Es können sich auch die schlechten oder zumindest problematischen Eigenschaften summieren. Wenn man es denn wüsste. Da ein Hybridhund nur in der F1-Generation einigermaßen homogen ist, kann man noch nicht mal von einem auf den nächsten Wurf schließen – außer man nutzt die gleichen Eltern für eine zweite Verpaarung.

Ein weiterer Punkt: in sehr vielen Fällen werden nicht erstklassige Elterntiere zur Hybridzucht verwendet – diese Elterntiere verbleiben nämlich im Rassezuchtverband – und aus krank x krank kann nichts Gesundes werden. Dass die Züchter ihre Produkte dann auch noch “mit Papieren” anpreisen ist eine weitere Frechheit. Im Zeitalter von Photoshop und Laserdrucker sind Papiere genau das. Papiere. Aber keinesfalls Dokumente.

Der neueste Modehund „Viszla x Weimaraner“ ist ein Musterbeispiel einer solchen Wundertüte: Zwei Hunderassen, von denen jede für sich schon anspruchsvoll ist, werden gekreuzt und heraus kommt: Man weiß es nicht! Aber die Chance, dass das kein einfacher Hund wird, ist sehr groß.

Oder der Aussie Doodle – nicht genug damit, dass bewusst mit Merle-Gen-Trägern gezüchtet wird, jetzt wird der Aussie auch noch mit einem Pudel gekreuzt und das ganze wird als „agiler, intelligenter, gesunder Hütehund ohne Haarausfall“ verkauft. Wer einen Hund ohne Haarausfall will, soll sich ein Steiftier kaufen.

Die ganze Verdoodelung hat noch einen ganz anderen – zumindest potentiellen – Nachteil: Was den Hundekäufern als Pudel-Vorteil verkauft wird, nämlich das Nicht-Haaren stimmt erstens so nicht und führt zweitens in manchen Fällen zu ganz üblen Hautkrankheiten: Der Pudel hat einfach eine andere Art von Haarwechsel als der Labrador. Der Labbi hat eine dichte Unterwolle und braucht einen vollständigen Haarwechsel, wird dieser durch die Einzucht nun gestört, so „erstickt“ die Haut und es kann zu äusserst schmerzhaften Hautekzemen kommen. Da dieser Fell-Fehler im System steckt ist eine Therapie auch nicht Erfolgversprechend, es bleibt bei der Symptombekämpfung und der Tierarzt freut sich über ein neues Häuschen auf Mallorca.

Es gibt schon einen Grund, warum sich der “Erfinder” des Labradoodles von seiner Erfindung distanziert.

RASSEVERBESSERUNG JA, HYBRIDZUCHT NEIN?
Hätte die Hybridzucht ihren Grundgedanken in der Verbesserung der Rassen und würde sie im Hinblick auf das Wohl der Tiere gemacht, würde sie mit dem Ziel einer nachhaltigen Verbesserung von Gesundheit und Wesen des Hundes gemacht und wären Fachleute am Werk, die etwas von Genetik und Vererbungslehre verstehen, so wäre wenig dagegen einzuwenden. Solange Hybriden aber aus kurzfristigen optischen oder leistungsorientierten Überlegungen gezüchtet werden, solange sie mit unhaltbaren und falschen Versprechen aus den Themenbereichen Gesundheit und Wesen zu überhöhten Preisen an den Mann und die Frau gebracht werden, und solange der Grund dieser Kreuzungen darin liegt, sich einen Hund anzuschaffen, den sonst kaum einer hat und damit seine sonst nicht vorhandene Individualität zu betonen, solange ist die Hybridzucht nur eine weitere Facette im Bereich der unkontrollierten und schädlichen Hundevermehrung.
Schöne Grüsse Petra :-)
mit Galgos, Whippet, Saluki & Chinesen


"Man hat nicht ein Herz nur für Tiere oder nur für Menschen
Entweder man hat ein Herz für alle oder keins"

Benutzeravatar
Gibbi
Beiträge: 248
Registriert: So 28. Apr 2013, 06:49
Meine Hunde: Encina - Galga
Wohnort: Duisburg, NRW

Re: HYBRIDHUNDE – DIE SUCHE NACH DEM PERFEKTEN HUND

#2 Beitrag von Gibbi » So 20. Jul 2014, 10:44

Ein guter Bericht!!!!

Und ein schönes neues Wort - Verdoodelung!!!!! "daumen-hoch" Herrlich!
Ich habe sowieso nicht verstanden, warum man soviel den Pudel genommen hatte...
Der neueste Modehund „Viszla x Weimaraner“ ist ein Musterbeispiel einer solchen Wundertüte: Zwei Hunderassen, von denen jede für sich schon anspruchsvoll ist, werden gekreuzt und heraus kommt: Man weiß es nicht! Aber die Chance, dass das kein einfacher Hund wird, ist sehr groß.
Das ist genau der richtige Hund dann für Menschen, die nicht wissen, was sie den ganzen lieben langen Tag machen sollen. Ich mag beide Hunderassen - aber einen Mix daraus - uuuuahhhhhh, das wäre mir 'too much'.

Ich habe nun schon öfter die Mischung "Labrador x Münsterländer" kennengelernt.... Optisch ein schlanker Labrador mit dem Temperament des Münsterländers.... Puh, auch nichts für schwache Nerven....

Also ehrlich gesagt, verstehe ich diese Designerhunde-Mode nicht. Es gibt Hunderte von verschiedenen Rassen in Optik und Charakter. Und darunter findet man nicht den Hund, der einem gefällt und muss was Neues kreiieren????? So krank kann nur der Mensch sein.
Viele Grüße

Kerstin mit Encina
___________________
Fan grauer Schnauzen

Antworten

Zurück zu „Zucht, Genetik“